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Monsieur George? Eine deutsch–französische Geschichte.

Auszug aus einem Feldpostbrief Georgs an seine Eltern im Herbst 1942:

…“Seit gestern bin ich bei einer französischen Familie in Dax einquartiert, mit der ich mich auf Französisch unterhalten kann. Sie sind sehr freundlich zu mir, obwohl ihr Sohn als Kriegsgefangener in Deutschland ist . Sie haben noch eine jüngere Tochter…“

Georg, den der Krieg für ein paar Monate nach Südfrankreich in die Nähe der Atlantikküste verschlagen hatte, wurde von seinen Quartiersleuten freundlich aufgenommen und wie der in Gefangenschaft lebende Sohn behandelt. Diese Zeit war für ihn zugleich die friedlichste des gesamten Krieges.

Dreißig Jahre nach Kriegsende führte der Weg Georg wieder nach Frankreich, wo er unter anderem seine alten “Kriegsschauplätze“, diesmal in friedlicher Absicht besuchte. Der Weg führte ihn auch nach Dax, wo er dreiunddreißig Jahre nach seinem Aufenthalt als Besatzungssoldat plötzlich wieder vor dem Haus seiner früheren Quartiersleute stand.

Im Garten arbeitete eine Frau mittleren Alters. Irgendwann trafen sich ihre Blicke, und als sie an den Zaun kam fragte sie: “Monsieur George?“ Georg nickte nur, und sie umarmten sich.

Georgs erneuter Aufenthalt in Dax dauerte länger als geplant. Die ganze Familie lebte noch und versammelte sich abends zu einem Wiedersehensfest. Dabei lernte er auch den damals kriegsgefangenen Sohn kennen. Sie hatten sich viel zu erzählen, teilweise mit Händen und Füßen. Da trafen sich Feinde, die eigentlich nie welche waren und erinnerten sich an einen Krieg, den sie nie wollten – und dennoch wurde er geführt.

http://www.myheimat.de/marburg/gedanken/georgs-kri...

  • Die Kathedrale von Dax / Südfrankreich
  • Foto: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dax_Cathédrale.JPG?uselang=de
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12 Kommentare

wie viele solche Geschichten mag es wohl im in dieser wahnsinnigen Zeit gegeben haben? Schön, dass einzelne dieser friedlichen Begegnungen der Nachwelt erhalten blieben. Karl-Heinz Dein Bericht hat mich sehr berührt.

Die gleiche Geschichte erlebte ich mit umgekehrten Vorzeichen als Kleinkind, denn mein Vater hatte in seiner Sattlerei einen franz. Kriegsgefangenen, der das Familienleben mit uns teilte. Doch die wenigen Infos, die ich habe, ergeben nicht eine so interessante Geschichte wie die von Georg in Frankreich.
Danke, Karl-Heinz
P.S. In den 60-ern und 70-ern verkaufte ich übrigens viele Marburg-Tapeten nach Dax.

H-R, wie man sieht, haben drei Jahre Krieg aus einem Milchgesicht einen Mann werden lassen.

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