Der Dosenöffner- oder so schnell aendern sich die Zeiten!
Neulich wollte sich eine junge Kollegin von mir zum Mittagessen eine Dose warm machen und suchte in der Besteckschublade vom Hunger geplagt einen Dosenöffner.
Nach einiger Zeit stellte sie resigniert die Dose weg und wollte sich am Kiosk was zu essen holen.
Ich wußte, dass wir einen Dosenöffner haben, half ihr beim Suchen und wurde auch fündig.
Als ich ihr den Öffner gab schaute sie mich unglaeubig an und fragte, wie man denn mit dem DING die Dose aufbekaeme.
Ich war zunaechst verwundert, dass eine Frau Mitte 20 so einen zugegebenermaßen altmodischen Dosenöffner nicht mehr kennt.
Aber wenn ich so überlege sind viele Ding des Alltags, mit denen ich erwachsen wurde, von der Bildflaeche verschwunden.
Einige davon sind z.B. Schallplatten und Plattenspieler, Telefone mit Schnur und Waehlscheibe, Tonbandgeraet, Schreibmaschine, Durchschlagpapier Disketten.......
Diese Liste ließe sich wohl unendlich fortsetzen, ebenso wie die Liste der Dinge, die für meinen Sohn selbstverstaendlich zum Alltagsleben dazu gehören.
Für ihn ist es unvorstellbar, dass ich als Kind mit einem Fernseher ohne Farbe und mit nur 3 Programmen aufgewachsen bin.
Kein Handy, MP3, DVD, CD, Video, Computer, Mikrowelle, Nintendo DS, Computer oder Digitalkamera- wie konnte man es nur ohne diese Dinge aushalten und dann noch Briefe oder Postkarten schreiben statt E-mails?!
Als er etwas über 3 Jahre alt war, kam er um die Weihnachtszeit aus dem Kindergarten- etwas nachdenklich- und er bat mich, ob ich nicht mal im Internet die Homepage von Jesus suchen könne :-)
So aendern sich die Zeiten, ich versuche Jannis so viel wie möglich von den "alten" Zeiten zu vermitteln und ich bin gespannt, was sich in den naechsten Jahren noch so alles tut!!!!!
ich bin OHNE fernseher aufgewachsen, war dafür stammgast in der stadtbibliothek - und das hat mir bestimmt nicht geschadet ...
den ersten fernseher bekamen wir 1959 - ich war zehn - und der hatte natürlich auch keine farbe und nur ein programm! das zdf begann erst am 1. april 1963 mit seinen sendungen. meine erste fernsehsendung überhaupt sah ich auf den schultern meines vaters mit fünf jahren: die übertragung des wm-finales aus bern. wir standen im eingang zu einem lokal, aber noch auf der straße, so viele menschen waren dort vor einem winzigen fernseher mit ovalem bild versammelt. ich wusste nicht, worum es ging, habe dann nur überrascht festgestellt, dass alle sehr laut und glücklich waren.
mit unserem ersten eigenen fernseher schauten wir dann ua. die familie schölermann, so weit die füße tragen, die familie hesselbach, auf der flucht (richard kimble) und den fernsehkoch clemens wilmenrod. ich habe immer ungeduldig sport-spiel-spannung erwartet!
wer kann sich an diese zeit noch erinnern, als das programm gegen mitternacht mit der nationalhymne beendet wurde, und dann war sendepause bis zum nächsten nachmittag?
es war eigentlich eine schöne zeit, man hat nicht wahllos konsumiert sondern gezielt sendungen eingeschaltet, die dann auch ein gemeinsames familienerlebnis wurden. ich denke da zb. an francis durbridge mit dem "halstuch", als eine ganze nation sich über den "geheimnisverrat" durch wolfgang neuss echauffierte.
die ganze sache hat auch eine schöne, spannende seite: wir sind zeitzeugen einer epoche, in der entwicklungen in rasanter geschwindigkeit geschehen. früher gab es diese meilensteine in jahrhundertabständen. ein schönes beispiel für ein kommen und gehen, das wir alle mit erlebt haben ist folgendes: etwa 1989/90 wollte ich an eine bank aus der redaktion, in der ich damals arbeitete, ein fax schicken. als ich die nummer telefonisch erfragen wollte, bekam ich zur antwort: so etwas brauchen wir nicht, wir müssen originale dokumente haben. natürlich hatte diese bank wie alle anderen auch ein paar jahre später ein faxgerät. aber nun die frage: wer hat und/oder benutzt denn heute ncoh ein fax? ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte geschickt habe ...
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis - die zeiten ändern sich und wir werden in ihnen geändert!