Das Bild aus der Vergangenheit
Kürzlich entdeckte ich auf einem Dachboden ein längst verschollen geglaubtes Bild wieder. Es zeigt ein alpenländisches Motiv, sonntägliche Kirchgänger auf dem Heimweg. Im Hintergrund ein schneebedecktes Gebirgsmassiv. Die Signatur des Malers ist nicht vorhanden.
Das Bild hing, solange ich zurückdenken kann, in der Küche meiner Großeltern. Immer wenn ich sie in Gemünden an der Wohra besuchte hatte ich es oft lange betrachtet. War es die vermutlich oberbayerische Landschaft oder einfach nur der Detailreichtum des Motivs, waren es die für mich als Kind noch ungewohnten Baustile, Landschaften und Trachten, oder war es die unterschwellige Erinnerung an meine ersten beiden Reisen im Leben, die mich im Alter von zwei und drei Jahren ins Berchtesgadener Land führten? – Ich weiß es nicht, was mich immer an diesem Bild faszinierte und sogar heute noch fesselt.
Auch nachdem der Haushalt meiner Großeltern irgendwann aufgelöst wurde und das Bild verschwand, tauchte es oft in meiner Erinnerung auf. Viele Jahre später, zog es mich immer wieder in diese Landschaft, es war ein Gefühl, als hätte man schon einmal dort gelebt. Selbst zwei Jahrzehnte der Abstinenz von Oberbayern haben dieses Gefühl nicht verdrängen können.
Und jetzt ist dieses Bild wieder aufgetaucht. Und es ist, als hätte der Berg gerufen. Ja, ich habe es vernommen…
Bilder wecken Kindheitserinnerungen und daher können wir uns von einigen Bildern aus der guten alten Zeit nicht trennen. Habe auch noch so ein altes Stück, das nicht weggeworfen wird.