Das alte Gefängnis in Marburg hätte heute ein Knast für Senioren werden können
Wenn Senioren im Knast sitzen.
Dass auch Gefängnisinsassen einmal alt werden, oder Menschen im Seniorenalter zu Haftstrafen verurteilt werden, darüber denkt man eher selten nach. Tatsächlich hat sich der Anteil der Gefangenen, die älter als 55 Jahre sind, seit den 90er Jahren verfünffacht. Der Grund sei neben der zunehmenden Altersarmut eine veränderte Verurteilungspraxis mit längeren Freiheitsstrafen.
Als in den 60er Jahren in Marburg das heute unter Denkmalschutz stehende Gefängnis aufgegeben wurde, waren die beschriebenen Probleme noch nicht absehbar. Wohin also mit den alten Straftätern? Sperrt man sie mit jüngeren Straftätern zusammen, haben sie nach dem Gesetz der Stärkeren gegen deren Gewalt keine Chance.
So hat man zum Beispiel in der Justiz-Vollzugsanstalt in Detmold einen speziellen Senioren-Trakt eingerichtet. Mit Einzelzellen, verstellbaren Betten, Toiletten mit Haltestangen, altengerechten Fitnessangeboten und mit Blumenschmuck auf den Fluren wird versucht, trotz aller Kritik, das einfache Absitzen der Strafe für die einsitzenden Senioren erträglich zu gestalten. Sogar eine Pflegeabteilung sei geplant. Eine Herausforderung für den Strafvollzug, die angesichts der mit zunehmender Altersarmut verbundenen neuen Delinquenz nachvollziehbar ist.
Für die Aufnahme in einem Seniorentrakt muss der Delinquent das 62. Lebensjahr vollendet haben. Mittlerweile soll es schon Wartelisten geben.
Für das alte Gefängnis in Marburg musste seinerzeit eine neue Nutzungsmöglichkeit gefunden werden. Heute wäre das alte Gefängnis in Marburg vielleicht ein Alten- und Pflegeheim für straffällig gewordene Senioren. Stattdessen kam damals nur eine Sanierung zu Wohnzwecken infrage. So wurde das Gefängnis in der Wilhelmstraße, Ecke Haspelstraße in eine exklusive Wohnanlage integriert und erfüllt dort schaurig-schöne Wohnträume.
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