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Waschbärgeschichten / Teil III: Die halbstarken Waschbären und ihre Streiche,

  • Bild III/1: Die Bank gehört uns, ihr könnt Euch im Stehen ausruhen.
  • hochgeladen von Walter Wormsbächer

Bei Spaziergängen mit den inzwischen fast ausgewachsenen Waschbären im Wald sind sie bei Begegnungen mit Fremden (besonders mit Hund) auf den nächsten Baum geflüchtet und so hoch geklettert, wie die lange Leine reichte. War die „ Gefahr“ vorbei, kamen sie wieder herunter. Wenn wir auf dem Waldweg an einer Ruhebank vorbeikamen, haben sie diese schnellstens besetzt und sie nur unwillig geräumt, wenn wir uns auch einmal ausruhen wollten. (s. nachstehend. Bild III / 1).
Ihr Instinkt, auf Bäumen Schutz zu suchen, führte in einem Fall zu einem fatalen Ergebnis. Als meine Frau im Käfig stand und ein Düsenjäger der Luftwaffe im Tiefflug über uns hinwegraste, stieß sie plötzlich einen Schrei des Entsetzens aus und fing ganz eigenartig an, zu tanzen. Die Waschbären waren durch das Donnern der Düsen in Panik geraten und einer flüchtete halb springend halb kletternd an den Strümpfen meiner Frau hoch unter ihren Rock. Das war der Ersatzbaum für die Flucht. Das eigenartige Tanzen war der Versuch, den Waschbär unter dem Rock abzuschütteln. Ich musste in aller Öffentlichkeit meiner Frau unter den Rock greifen und den Waschbär herunterholen, weil der sich in seiner panischen Angst krampfhaft festhielt. Nach dem Schreck haben wir herzlich gelacht.
Mit dem hohlen Baumstamm, den ich für die Wasch-bären besorgt hatte, weil das in Freiheit ihr vorwiegendes Quar-tier ist, habe ich auch ein Fiasko erlebt. Der sah zwar innen morsch aus und der Waldarbeiter sagte, dass ich das leicht herausstemmen könne. Aber das war eine trügerische Hoffnung. An manchen Stellen, wo das Holz wirklich morsch aussah, war es doch noch relativ fest und ich habe gehämmert und gestemmt bis zur Erschöpfung. Dann habe ich aus Ver-zweiflung mit allen möglichen brennbaren Stoffen Feuer ge-legt und versucht, den Baum mit Feuer innen auszuhöhlen. Das ist mir auch nach Tagen gelungen, aber meine Hände und mein Gesicht sahen dabei so schwarz aus, als wäre ich ein Köhler.
Den Flaschenkindern war der Stamm anfangs zu groß (s. Bild III/2). Das war für sie eine „Halle“ und keine Höhle. Sie blie-ben zunächst in ihrer Transportkiste, in die ein Eingang einge-baut wurde. (s. nachst. Bild III/ 3) Aber später, als sie größer waren, haben sie bei kaltem Wetter immer im Baumstamm geschlafen. Ich habe ihn aufrecht gestellt und unten einen dicken Holzboden mit Rollen darunter befestigt, damit sie im Baum nicht auf dem Plattenboden des Käfigs schlafen mussten und ich den Stamm zum Saubermachen wegräumen konnte (s. Bild III/ 4). Im Sommer schliefen sie auch in der sogenannten Sommervilla; das war eine an der Wand des Gartenhäuschens aufgehängte Kiste, die wie ein Viertelbaumstamm aussah, weil ich die runde Seite mit Rinde verkleidet hatte.(s. Bild III / 5 ) Über ein Leiterchen konnten sie bequem dorthin gelangen. Aber in der kalten Jahreszeit sind sie immer in den hohlen Baumstamm umgezogen. Wenn sie unten in ihrem Winterquartier saßen und ich sie von oben beobachten wollte, haben sie gefaucht und gebrummt, weil sie sich ohne Fluchtmöglichkeit in die Enge getrieben fühlten, obwohl sie mich sonst nicht als Feind ansahen. Das hat sich zwar später teilweise geändert, aber darauf komme ich an anderer Stelle zurück.
Waschbären schlafen zwar im Winter, sind aber keine typischen Winterschläfer, die durchschlafen. Sie fressen sich im Herbst auch ein Fettpolster an; wachen aber bei milderem Wetter um die O-Gradgrenze auf und suchen Futter. Ihr dichtes mit Granenhaaren durchsetztes Fell schützt sie vor Frost, wurde ihnen aber als Pelzlieferant auch zum Verhängnis. In Amerika trugen Trapper Wachbärpelzmützen mit dem schwarzweißen Schwanz und Frauen Waschbärmäntel. Als Persiflage darauf hat meine Tochter auf dem nachstehenden Bild Nr. III / 6 einen unserer Waschbären - als Model mit lebender Waschbärmütze - auf dem Kopf. Für den Winter hatte ich ihnen im angrenzenden Gartenhäuschen eine komfor-tablere, mit Styroporplatten isolierte, Schlafkiste gebaut, die sie aber als solche nicht angenommen hatten; vermutlich
weil der Eingang am Boden war und sie sich sicherer fühlen, wenn sie erst hoch klettern müssen, wie sie in der Natur in ihre Baumhöhle gelangen. Bei dem aufrecht stehenden Baum-stamm mussten sie erst hochklettern, um hinein zu gelangen. Dass sie letztlich wieder am Boden ruhten, wenn sie im Stamm wieder nach unten geklettert waren, hat sie nicht gestört. – Jedenfalls war ihnen der Baumstamm sympathischer als meine wärmere Komfortschlafkiste.
Eines Tages glaubte ich, sie hätten Verdauungs-störungen, weil das offizielle Klo tagelang unbenutzt geblieben war. Erst als ich die Schlafkiste im Gartenhäuschen zufällig öffnete, klärte sich meine Fehldiagnose auf. Sie hatten die Schlafkiste zu ihrem Klo erwählt, was dann die sofortigen Schießung des Eingangs zur Folge hatte.. Dann haben sie wieder die als Klo vorgesehene flache Zinkwanne benutzt und waren von da an saubere Tiere. Nur in der Ranzzeit haben sie „ihr Revier“ mit Urintropfen markiert, obwohl das im Käfig sinnlos war, aber ihr Instinkt gebot ihnen das. Mit dem Was-serchlauch war diese zeitbedingte Verunreinigung aber kein Problem.
Die Ranzzeit wollten wir auch berücksichtigen und haben unseren beiden Waschbärdamen einen Verehrer von einem Förster bei Kirchhain leihweise beschafft. Aber sie haben seine Werbung nicht erhört, ihn angefaucht und nach ihm geschnappt. Der hat dann kapituliert und war auch kein besonders eifriger Casanova. Das lag vielleicht auch daran, dass die Ranzzeit im März ihrem Ende zu ging und wir den richtigen Zeitpunkt verpasst hatten. Er musste dann unverrichtete Dinge zum Förster zurück. Vielleicht war das auch ganz gut, weil wir im Erfolgsfall vermutlich Probleme gehabt hätten, die Jungtiere an andere Interessenten abgeben zu können. Und sie auszusetzen, wäre für sie zu gefährlich gewesen, weil sie die Nähe des Menschen auch am Tag nicht gescheut hätten und vermutlich als tollwutkranke Tiere abgeschossen worden wären.
Ihre ausgeprägte Neugier veranlasste sie, alles zu untersuchen. Dabei ließen sie sich nicht so leicht abschrecken. Wenn ich im Käfig etwas repariert bzw. ausgebaut hatte und mich auf das Dach der Futterstelle (als Bank nutzbar) setzte, kam ein Waschbär und setzte sich neben mich. Er entdeckte meine Hosentasche und untersuchte sie sofort; wenn da eine Schraube oder ein kleiner Schraubenzieher drin war, wurde er herausgeholt und ich musste aufpassen, dass das „Diebes-gut“ nicht wegschleppte wurde, weil er blinkende Sachen besonders mochte. Das wurde schnell zum Ritual, sobald ich mich setzte. – Sie haben mich genarrt, wenn ich im Käfig zu tun hatte, um z.B. das Springenbrunnenbecken, in dem sich die Algen schnell vermehrten. zu säubern, Manchmal warfen sie die Gießkanne um, weil sie genau untersuchen wollten, was da drin war. (s. nachst. Bild III/7 ) Der andere schleppte das Putztuch weg. Und wenn das Becken wieder gefüllt wurde, haben sie versucht, den Schlauch zuzuhalten, wobei sie offen-bar Spaß daran fanden, wenn das Wasser in der Gegend herum spritzte und ich musste aufpassen dass, ich nicht nass wurde (siehe nachstehende Bilder 8 und 9). Später habe ich eine Maschendrahttrennwand eingebaut und sie ausgesperrt, wenn es schnell gehen sollte. Die Gründliche Reinigung des Käfigs habe ich immer am Wochenende vorgenommen. Meine Frau hat dann öfters gesagt: „Ja, ja, Waschbär müsste man sein.
Wir haben aber auch oft zusammen gespielt und „Kämpfchen“ ausgefochten. Wenn ich mit der Hand auf ihn zukam, als wollte ich ihn angreifen, schnappte er zurück, biss aber nie mit den spitzen Reißzähen richtig zu. Nur wenn das Spiel zu wild wurde, war das gespielte Zubeißen auch etwas wild und hinterließ schon einmal Miniwunden auf meiner Haut. Aber das wurde nicht übel genommen, denn ich hatte ihn ja entspre-chend provoziert. - Untereinander kämpften sie auch spiele-risch, ohne sich wirklich zu beißen (s. Bild III/10 ) – Ein interes-santes Spielzeug war ein leerer Pappkarton. Da kletterten sie rein, warfen ihn um und haben ihn im Laufe des Spiels in Einzelteile zerrissen. Das war offensichtlich aufregend für sie, hat ihnen aber sicher Spaß gemacht.
Fortsetzung: Teil IV Raubtiere u. a. folgt demnächst (nach Klinikaufenthalt)

  • Bild III/1: Die Bank gehört uns, ihr könnt Euch im Stehen ausruhen.
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  • Bild III/2: Das soll eine Höhle sein? Das ist ja eine Halle.
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  • Bild 2 / 9
  • Bild III/3: Die Transportkiste mit Eingang war zunächst der Größe angepasster.
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  • Bild III/4: An dem aufrechtstehenden Baum hoch und dann innen runter klettern, erschien als sicherstes Quartier.
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  • Bild 4 / 9
  • Bild III/10: Das sieht gefährlicher aus, als es ist (nur Balgerei)
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  • Bild 8 / 9
  • Ein junges Model mit lebender Waschbärmütze; ein Modell von Chanel
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  • Bild 9 / 9

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2 Kommentare

Das war ja eine richtige Rasselbande, die Dich und die Familie auf Trab hielt. Herrlich!

Es gibt bewegliche Bilder, allerdings auf Hi 8-Filmstreifen. Das Problem ist, diese zu digitalisieren und auf den Computer zu bekommen. Fachfirmen verlangen hohe Vergütungen. Die Filme mit der Digitalkamera von der Lein-wand abzukopieren, ist umständlich und nicht zufriedenstellend. Wenn ein TV-Sender das kostenlos übernehmen würde, könnte ich als Gegenleistung die Autorenrechte kostenlos abtreten. Aber ich weiß nicht, ob da überhaupt Interesse besteht und wem ich ein solches Angebot machen könnte.

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