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Nicht alles, was natürlich aussieht, ist auch Natur

Pralle Natur pur denkt man beim Anblick einer solch bunten Blumenwiese im Sommer. Kaum einer käme auf die Idee, dass die ganze Pracht aus der Tüte kommt. Und genau das ist der Fall.

Mit dem Slogan “WIR HELFEN BIENEN“ wirbt ein namhafter Hersteller von Pflanzenschutzmitteln für sein Engagement, den Honigsammlern und Pflanzenbestäubern wieder Lebensraum zu verschaffen, den er ihnen andererseits durch seine von ihm vertriebenen Pestizide nimmt. So tritt er dafür ein, dass Gewerbebetriebe, Kommunen und Landwirte brach liegende freie Flächen oder Ackerränder in blühende Wiesen verwandeln.

Das sieht nicht nur schön aus, es dient zugleich einem guten Zweck. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Aber dass sich für die Idee ausgerechnet ein Hersteller umweltbelastender Stoffe feiern lässt, ist andererseits kenzeichnend für die vielfach verbreitete Doppelmoral in unserem Lande.

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18 Kommentare

Carlos, wenn alle lieben Mitmenschen etwas kritischer und weniger gutgläubig wären, hätte jeder bei solchen Aktionen etwas zu lachen (oder zu weinen).

Ich habe in 1983 nach meinem Hausbau auf 1400 Quadratmetern mit einer Blumenwiese experimentiert. Das Raiffeisenwarenlager hat mir dazu eine Mischung aus 50 Wildblumen und Kräutern zusammengestellt. Das Ausbringen der zum Teil klitzekleinen Samenkörner war nur möglich, nachdem ich den Samen in Sand verteilt habe und wie ein Sämann aus der umgehängten Wanne auf die Fläche geworfen habe.
Das Ergebnis sah genauso aus wie die Bilder von Herrn Töpfer.
Im Herbst habe ich dann die vertrockneten Pflanzen mit der Sense abgemäht und abgeräumt.

Im nächsten Jahr dann die große Enttäuschung. Es gab nur Gras - die dicksten und fettesten Gräser.
Meine Fehler waren, dass ich den Mutterboden aufgebracht hatte. Ich hätte ihn weglassen sollen und stattdessen den Boden noch mit Sand abmagern sollen. Dann hatte ich noch nicht das Wissen, dass diese einjährigen Blumen jedes Jahr neu einen lockeren, vorbereiteten Ackerboden benötigen.

Daran scheitert zum Beispiel auch "Kirchhain blüht". Jetzt macht man es so, dass einige Flächen im Frühjahr tiefgründig bearbeitet und "bunt" ausgesäht werden, andere Flächen werden allmählich so, wie es jetzt bei mir zu Hause ist. Im Laufe der Zeit wird der Boden Mager und allmählich siedeln sich Blumen und Kräuter an, aber bei weitem nicht so spektakulär wie eine bunte Blumenwiese.

Fazit: Eine bunte Blumenwiese ist in erster Linie eine Geschäftsidee, die verlangt, dass man jedes Jahr aufs neue Kaufen und aussäen muss. Eine Weide für einheimische Insekten geht anders.

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