Wer zu spät schreibt, den bestrafen die Leser
Mit der Aussagekraft der PCR-Tests steht und fällt die gesamte Politik der Bundesregierung in der Causa Corona. In verschiedenen Beiträgen (Zum Beispiel hier, hier oder hier) habe ich bereits auf die Probleme bei der Anwendung der PCR-Tests hingewiesen. Nun erreicht das Thema auch die Leitmedien.
Der folgende Beitrag von Henry Mattheß erschien am 16. April 2021 als Gastbeitrag auf dem Blog von Norbert Häring
Norbert Häring ist Wirtschaftsjournalist und Buchautor. Zur Zeit schreibt er für das "Handelsblatt". Einem größeren Publikum wurde Norbert Häring durch seinen Streit mit der GEZ über die Barzahlung des Rundfunkbeitrages bekannt. Der Rechsstreit harrt derzeit beim Europäischen Gerichtshof einer Entscheidung.
"DIE WELT" Meinungsbeitrag:
Wir müssen die Ergebnisse der PCR-Tests genauer auswerten
16. 04. 2021 | Henry Mattheß. Ein erkennbar engagierter Journalist eines Leitmediums schreibt einen kritischen Meinungsbeitrag über die Aussagekraft von PCR-Tests, auf denen seit Monaten die gesamte Lockdown-Politik der Regierung beruht. Doch leider viel zu spät, wie ihn längst informierte Leser per Kommentar wissen lassen. Der Blick in den Kommentarbereich offenbart eine große Lücke zwischen Journalisten und Lesern.
Wer dem Volk aufs Maul schaut, erfährt aus erster Hand, was in einer Gesellschaft schief läuft. Man muss dafür nicht mal vor die Tür gehen, es reicht ein Blick in die Kommentarspalten der Online-Medien.
WELT.de veröffentlichte am 15.4.2021 einen kritischen Meinungsartikel “Wir müssen die Ergebnisse der PCR-Tests genauer auswerten“:
Zitat:
Seit Tagen wird über die Kopplung von Maßnahmen an Inzidenzwerte debattiert. Dabei liegt das Problem viel tiefer: bei den PCR-Tests selbst. Mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie sollte sich die Öffentlichkeit darüber im Klaren sein, dass ein positiver PCR-Test weder gleichbedeutend sein muss mit einer Erkrankung noch mit Infektiösität. Um darüber Aufschluss zu bekommen, müsste nach der Testung eine Anamnese durchgeführt werden. Helfen würde es auch schon, den Ct-Wert des Testergebnisses in Augenschein zu nehmen – so, wie es im Ausland teilweise schon gemacht wird. […]
Fakt ist: In Deutschland spielt der Ct-Wert kaum eine Rolle – und die Politik macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern.”
Zitat Ende
Der Autor Tim Röhn verweist für einen kritischeren Umgang mit PCR-Testergebnissen auf einen Harvard-Epidemiologen und die seinen Empfehlungen folgende Testpraxis in Madrid. Außerdem hinterfragt er widersprüchliche Positionen des Virologen Christian Drosten zum PCR-Test von 2014 und heute. Richtlinien der WHO und jüngste Gerichtsentscheide zur fragwürdigen Bewertung von PCR-Testergebnissen bleiben leider unerwähnt, denn der Artikel erscheint entgegen seiner grundsätzlichen Bedeutung seltsamerweise nur als ein in Umfang begrenzter Meinungs- und nicht als ausführlicher Recherchebeitrag. Die fehlenden Informationen und weitere Recherchetipps reichen deshalb gut informierte Leser in ihren Kommentaren nach.
In diesen zeigt sich, mit welch erschreckender Verspätung zum Wissenstand der kritischen Leserschaft wichtige Grundsatzfragen von Qualitätsjournalisten aufgegriffen werden. Es bleibt die Frage, ob Autor Röhn erst jetzt das Problem der richtigen Bewertung von PCR-Testergebnissen entdeckte oder erst jetzt veröffentlichen durfte? Beides wäre furchtbar. Selbst wenn Röhn ein Vorreiter in seiner Redaktion sein sollte, so schreibt er seiner bereits informierten Leserschaft doch hoffnungslos hinterher. Wo Journalisten mit ihren kritischen Lesern nicht zumindest Schritt halten können, werden sie für diese überflüssig. Es geht um die Glaubwürdigkeit eines Berufsstandes.
Exemplarisch für die Situation wohl fast aller großen Medien einschließlich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, hier eine Auswahl aus den derzeit über 600 Kommentaren:
Detlef S.
Guter Kommentar. Er bestätigt alle, die sich außerhalb der Leitmedien informiert haben.
Betreutes Denken
Die in diesem Artikel beschriebenen Fakten sind für Insider nichts Neues. Vieles von dem was da bezüglich des PCR-Tests beschrieben wurde, ist vielen Menschen bekannt, die sich ihre Informationen aus anderen Quellen als dem Mainstream beschaffen. Viele dieser Menschen sind bestens informiert über die Zusammenhänge, deshalb gehen sie auch zu tausenden auf die Strasse und protestieren gegen die Corona-Massnahmen. Statt das zu respektieren, werden sie als Corona-Leugner diffamiert. Der Rest der Bevölkerung, der sich durch die unkritische Mainstreampresse informiert, ist auf dem Merkel-Trip, angstgetrieben und No-Covid-versessen, glaubt aber, die Wahrheit und Wissenschaft für sich gepachtet zu haben. Es sind diejenigen, die nach noch mehr Lockdown schreien und andere denunzieren.
MST
Wow, ihr seid ja von der ganz schnellen Truppe, das hat die NY Times bereits im August geschrieben […]
Maria-B.
Es macht mich fast wütend, dass erst jetzt darüber berichtet wird. Das ist doch der alles entscheidende Knackpunkt der Corona Politik, dass diese auf falschen Zahlen basiert. Und es kann doch nicht sein, dass die Regierung das nicht weiß!!! Viele Ärzte, Epidemiologen und Wissenschaftler weisen seit über einem Jahr darauf hin, dass
– der PCR-Test nicht geeignet ist “echte” Infektionen festzustellen (s. Urteil Az.: 9 F 148/21)
– der PCR-Test auch falsch positive Ergebnisse bringt – insbesondere bei geringem Infektionsgeschehen
– der PCR-Test in D nach wie vor mit viel zu hohen Vermehrungszyklen durchgeführt wird und so Ct-Werte zustandekommen, die eine Infektion sicher ausschließen. Aber diese Menschen gehen als Infizierte in die Statistik ein. Und dies alles geschieht entgegen der geänderten Hinweise der WHO vom 20. Januar 2021. Warum wird erst jetzt darüber berichtet??? Aber auch noch zu zögerlich und noch zu sehr an der Oberfläche. Ich habe bereits vor Monaten diesbezüglich an die Welt Redaktion geschrieben. Aber nichts ist passiert. Bleibt es jetzt dabei oder wird dieses Thema noch weiterverfolgt?? Ein einziger Bericht ist schnell vergessen. Nur ein “weiter so” würde helfen.
Stephan B.
Sehr guter Artikel! Aber eine Luxusdiskussion hier im Forum. Die Intensivstationen laufen voll. Auch halbwegs lebenswichtige OPs werden demnächst verschoben. Kaum ein Intensivmediziner versteht das noch. Die Politik schläft. Natürlich gibt es sehr gute Argumente dafür, dass die Inzidenzwerte sehr grob sind und auch der CT-Wert eine andere Rolle spielen sollte, die Argumentation teile ich völlig. Doch es gibt eine Korrelation zwischen hohen Inzidenzwerten und überfüllten Intensivstationen.
Auch Nicht-Corona-Patienten leiden massiv durch verschobene OPs, weil die Intensivstationen voll sind. Wacht auf! Rettet Mitmenschen. Ihr habt so viele Fehler richtigerweise erkannt. Unfall übernächste Woche? Zu volle Intensivstation? Es kann auch Sie persönlich treffen.
Trotzdem, der Artikel war sehr gut, kam aber zu spät.
Britta C.
Ach was, wieder eine Verschwörungstheorie die plötzlich salonfähig wird. Hat aber lange gedauert.
DavidHumes
Auf dieses Thema haben Kritiker (“Corona-Leugner”) schon seit
langer Zeit hingewiesen. Zuletzt sogar Richter am Verwaltungsgericht in Wien Anfang April die feststellten, dass ein positiver pcr Test nicht notwendigerweise eine Infektion nachweist. Leider hat weder die Welt noch eine andere deutsche Zeitung über das Urteil berichtet. Dennoch sehr erfreulich, dass dieses extrem wichtige Thema hier endlich beleuchtet wird, denn letztlich beruhen die Lockdowns auf den Tests.
Thilo S.
Ist das jetzt ein Scherz? Seit über einem Jahr erklären wir Covidioten dem Rest der Welt, dass das RKI mit dem Ct-Wert massiven “Wissenschafts-Missbrauch” betreibt und die gesamte Corona-Story größtenteils auf der fehlerhaften Deutung von PCR-Testergebnissen beruht. Selbst die WHO ist im Januar 2021 eingeknickt und hat u.a. die Übermittlung des CT-Wertes durch Labore empfohlen. Zudem soll laut WHO nur ein Arzt bei Vorliegen von Symptomen und nach bestätigendem Zweittest unter Berücksichtigung der Patientengeschichte die Diagnose stellen dürfen (WHO Information Notice for IVD Users 2020/05 vom 20.01.2021, s. Google). All dies missachtet das RKI und die Politik sträflich. Da nicht davon auszugehen ist, dass man in diesen Kreisen noch nie etwas von Ct und WHO gehört hat, muss man von massivem Missbrauch der Wissenschaft und vorsätzlicher Manipulation ausgehen.
Liebe WELT-Redaktion, ihr seid auf dem richtigen Weg. Bitte weiter so!
Kurt B.
Vielen Dank, Herr Röhn, daß diese Diskussion endlich angestoßen wird. Etwa seit April letzten Jahres ist dies unter “Verschwörungstheoretikern” usw. bekannt. Im Januar 2021 hat selbst Olfert Landt, dessen Firma TIB Molbiol PCR-Tests verkauft, gegenüber der Fuldaer Zeitung geäußert, daß etwa 50% der positiv Getesteten nicht infektiös seien. Tatsächlich ist es noch etwas problematischer: PCR-Tests können nicht feststellen, ob eine Person einen Krankheitserreger im Sinne von §2 IfSG in sich trägt, da sie nicht zwischen vermehrungsfähigen und nicht vermehrungsfähigen Viren (Agenzien) unterscheiden können. Dies hat die Deutsche Neurologiche Gesellschaft bereits am 10. Juni 2020 veröffentlicht. Zudem ergibt es sich – unter anderem – aus einer Drucksache des Berliner Senats (S18-25212-1), einer Entscheidung des OVG NRW vom 25.11.2020 und jüngst einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Wien. Irgendwann wird es ohnehin herauskommen; dann lieber jetzt, um weitere unnötige Schäden zu verhindern.
Frank R.
Unfassbar. Nach einem Jahr Pandemie wird nun endlich das in einem seriösen Medienorgan als neue Erkenntnis thematisiert, was die „Pseudowissenschaftler“ Wodarg oder Bakhdi von Anfang an (seit März 2020) immer und immer weder gesagt haben. Dafür wurden sie diskreditiert und verächtlich gemacht.
Stefan H.
All dies ist im Weimarer Beschluß durch Gutachter belegt und kann dort eingesehen werden.
Chris V.
JETZT fällt euch das auf. UNFASSBAR. Seit Anfang Feb ist Drosten aufgefordert genau zu diesem Punkt ein Gutachten für das Amtsgericht Heidelberg zu verfassen. Ein positiver PCR bedeutet nicht infektiös. Ein entscheidender Punkt. Warum wird hier nicht viel häufiger nachgefasst u berichtet?
Hallo Siegfried,
Ich stimme Deinem Kommentar zu. Nur bevor agiert werden kann, ist es notwendig ein gründliche Analyse der Situation vorzunehmen. Meine Partei DIE LINKE fordert seit Jahr und Tag, die Privatisierung des Gesundheitswesens zu beenden und das Gesundheitswesen in die öffentliche Hand zu überführen.
Diese Forderung ist wohlfeil. Und nicht durchdacht, so lange zum Beispiel die Finanzierung von Kliniken über Fallpauschalen läuft. Da ist es völlig wurscht, ob der Klinikbetreiber ein Landkreis oder Helios, Rhön & Co. ist. Naja vielleicht nicht völlig wurscht. Aber ziemlich unerheblich.
Gleiches gilt für Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen. Von Vitos Gießen-Marburg, einem Unternehmen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, weiß ich, dass sie eine Umsatzrendite von drei Prozent erwirtschaften müssen. Warum?
Auch der nette Hausarzt ist letztendlich ein Unternehmer, der auf die Rahmenbedingungen des Marktes reagieren muss. Wer will ihm das verdenken? So lange im Gesundheitswesen "Geschäfte" gemacht werden, so lange kommen wir aus der Misere nicht heraus.
Ich will mal versuchen in den nächsten Tagen auf myheimat ein System, oder zumindest die Prinzipien eines Systems, zu skizzieren, bei dem tatsächlich das "Wohl-Sein" der Menschen (Erich Fromm) im Mittelpunkt steht und nicht das Wohl-Sein von Konzernen und des gegenwärtigen "Systems".