Uni-Klinikum Gießen und Marburg plant Streichung von 500 Stellen
Kann sich Otto Normalverbraucher heute überhaupt noch in die Obhut eines Krankenhauses begeben im Vertrauen darauf, dass ihm dort geholfen wird? Täglich sterben in Deutschland Menschen, weil sie sich im Krankenhaus mit tödlichen Erregern infiziert haben, Fehldiagnosen oder menschlichem Versagen bei der Behandlung zum Opfer fallen. Zehntausende sind zudem von langem Siechtum bedroht.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen bei den dort beschäftigten Menschen, ihrer Qualifikation und ihrer enormen beruflichen Belastung zu suchen. Die von 2009 auf 2010 laut Statistischem Bundesamt dramatische Zunahme “unnötiger“ Todesfälle von 37% sprechen eine deutliche Sprache. Und just in diesem Horror-Szenario im deutschen Krankenhauswesen sorgt der Plan der Rhön Klinikum AG, am 2006 privatisierten Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) bis zu 500 Stellen abzubauen, für Unverständnis und Empörung.
Derartige Maßnahmen, so schmerzhaft sie für die Betroffenen sein mögen, sind jedoch gängige Praxis renditegeführter Wirtschaftunternehmen, um den Anteilseignern höchstmöglichen Nutzen zu verschaffen. Personalabbau ist dafür eine einfache und beliebte Maßnahme. Ob es allerdings moralisch zu verantworten ist, dies auf dem Rücken kranker Menschen zu tun und dabei unnötigerweise deren Siechtum oder gar Tod billigend in Kauf zu nehmen, steht auf einem anderen Papier. Die meist wohlhabenden privaten Anteilseigner, unter ihnen bis 2002 die Familie zu Guttenberg, bekommen von all dem nichts mit, ihnen stehen im Krankheitsfall exklusive medizinische Einrichtungen in aller Welt zu Diensten. Und Banken wie Versicherungen sind ohnehin nur auf Rendite fixiert.
Im Gegensatz zur Automaten-Medizin, die allenfalls in Science-Fiction-Romanen anzutreffen ist, ist eine den Menschen dienende medizinische Versorgung sowie die Beseitigung der eingangs beschriebenen Mängel in erster Linie durch menschliche Leistung zu erbringen. Daher wäre ein Stellenabbau in den medizinischen Bereichen ein Signal in die falsche Richtung.
Einsparungen lassen sich dagegen durch permanente Optimierung der betrieblichen Abläufe, beispielsweiser durch Ausgliederung nicht unmittelbar die medizinische Versorgung tangierender Bereiche, erzielen sowie in den meist überdimensionierten Verwaltungsbereichen. Prozessoptimierung kann allerdings auch dazu führen, dass am Ende des Tages überflüssige Stellen zur Disposition stehen. Solange das eingangs geschilderte Szenario allerdings unverändert fortbesteht, sollte daran zu allerletzt gedacht werden.
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Gelöschter Nutzer
am 16.03.2012
um 10:44
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