Trotz Corona: Klinikschließungen – Zahlen, Gründe, Folgen
Auch in Coronazeiten gilt: Jedes zehnte Krankenhaus steht laut Bundesrechnungshof kurz vor der Insolvenz. Vier von zehn Krankenhäusern schreiben rote Zahlen. Sehr viele Krankenhäuser sind krank. Diese Epidemie wütet inzwischen im ganzen Land. Gab es 1980 noch 3.783 Krankenhäuser mit 879.605 Betten in Deutschland, sind es heute knapp 2.000 mit etwa 500.000 Betten. Die Liegezeit hat sich auf eine Woche halbiert, mehr als 60.000 Stellen im Pflegebereich wurden gestrichen. Wie kam es zu diesem Kahlschlag?
Antworten auf diese Frage liefert das Bündnis Klinikrettung mit einer vierseitigen Sonderveröffentlichung. (Hier lesen). Diese wurde der Tageszeitung „taz“ am 12. März beigelegt. Das Bündnis macht darin auf den erheblichen Umfang von Krankenhausschließungen aufmerksam, die in den letzten Monaten erfolgt sind und die aktuell drohen. Eine Karte zeigt die regionale Verteilung der Entwicklung.
Der Chirurg und Autor Bernd Hontschik zeigt auf, dass die duale Krankenhausfinanzierung versagt. Die beiden tiefreichenden Folgend sind Schließungen und die Zunahme von Privatisierungen. Gemäß Hontschik sind …
„Krankenhausschließungen nichts anderes als die Vernichtung von Gemeineigentum.“
Anne Schulze-Allen, Rainer Neef und Herbert Storn stellen dar, wie die Entwicklung von der Krankenbehandlung zum Profitzentrum verläuft. Dabei heben sie die Bedeutung privater Investoren im Gesundheitsbereich hervor. Pseudoalternativen zu Krankenhäusern weisen sie zurück:
„Die von privaten Investoren als Ersatz vorgesehenen medizinischen Versorgungszentren mit digitaler Beratung und Diagnostik – freilich ohne 24-Stunden-Notallversorgung und -betrieb – sind keine Lösung.“
Der ehemalige Klinikleiter Klaus Emmerich macht darauf aufmerksam, dass immer dieselben BeraterInnen das Krankenhausschließungsmantra vortragen – und dass solche Lobbyisten …
„zu den engsten BeraterInnen sowohl von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als auch von seinen KollegInnen in den Ländern gehören.“
In der Beilage wird auch darüber berichtet, dass lokale Gegenwehr erfolgreich sein kann. Es ist aufgeführt, wo überall in Deutschland Initiativen Widerstand gegen den Abbau der akutstationären Versorgung leisten.
Die Beilage wurde durch Spenden und eine Förderung der Stiftung Menschwürde und Arbeitswelt sowie der Bewegungsstiftung finanziert. In den nächsten Wochen sollen weitere Exemplare in Orten verteilt werden, in denen Klinikschließungen drohen.
Die Beilage kann beim Bündnis Klinikrettung bestellt werden. Schreiben Sie uns dafür eine E-Mail an die Adresse info@gemeingut.org und geben Sie die gewünschte Zahl der Exemplare und die Adresse an.
Petition gegen das Kliniksterben hier unterschreiben!
Danke für die ausführliche Darstellung mit den Links. Solange aber die Denkfabrik "Bertelsmann-Stiftung" von der derzeitigen Bundesregierung gehört wird, dass jedes zweite Krankenhaus aus rein wirtschaftlichen Gründen überflüssig ist und nur Großprojekte sich rechnen, ist der Pfad des Kapitals im Gesundheitswesen nicht verlassen.
Gesundheit und Pflege muss wieder als Daseinsvorsorge eine gesellschaftliche Aufgabe werden. Es bedarf einer Rückbesinnung. Qualität im Krankenhaus und den Pflegeeinrichtungen muss aus der Sicht der Bürger und nicht aus der Sicht der Träger zur Optimierung der Gewinne erfolgen.
Die Kritik muss bei den Gremienvertretern in der Kommune, dem Land und Bund ebenso ankommen, wie bei den Patientenbeauftragten der Klinik und den Bewohnerbeiräten in den Pflegeeinrichtungen.
Die Interessenvertreter der Pflegebedürftigen, wie z.B. die BIVA sind so stark wie sie von Mitgliedern gestützt wird.
Eine Spaltung zwischen Mitarbeitern und Patienten/Bewohnern hilft allein den Trägern.