Extreme Lohnunterschiede in Deutschland
Pressemitteilung von Sabine Zimmermann, Arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
Löhne sind in Deutschland je nach Wirtschaftsabteilung extrem unterschiedlich. Abteilungen mit einem geringen Durchschnittslohn haben auch extrem hohe Anteile an Niedriglohnbeschäftigten.
Sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte in der Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen1 (1.672 Euro brutto im Monat), im Spiel-, Wett- und Lotteriewesen (1.676 Euro), in der Gastronomie (1.707 Euro), in privaten Haushalten (1.729 Euro) und in der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften (1.758 Euro) verfügten in Deutschland Ende 2015 über das geringste Medianentgelt.
Doch es geht auch anders: Die höchsten mittleren Bruttomonatsentgelte wurden in den Wirtschaftsabteilungen "Gewinnung von Erdöl und Erdgas" und "Kokerei und Mineralölverarbeitung" erzielt. Das mittlere Entgelt lag über der ostdeutschen Beitragsbemessungsgrenze von 5.200 Euro (nähere Angaben sind nicht möglich) und damit rund wenigstens dreimal so hoch wie in den Wirtschaftsabteilungen mit den niedrigsten Entgelten. Es folgen die Bereiche "Rundfunkveranstalter" mit 4.874 Euro brutto und "Versicherungen u. Pensionskassen" mit 4.853 Euro brutto.
Während in der "Gastronomie" und im "Spiel-, Wett- und Lotteriewesen" der Niedriglohnanteil bei über 70 Prozent lag, machte er bei der "Gewinnung von Erdöl und Erdgas" 0,4 Prozent aus, bei "Kokerei und Mineralölverarbeitung" 1,7 Prozent und bei "Versicherungen u. Pensionskassen" 1,3 Prozent.
Einen Handlungsbedarf bezüglich besonders niedriger Entgelte sieht die Bundesregierung nicht, verweist stattdessen auf die Verantwortung der Tarifvertragsparteien.
Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann nach den Wirtschaftsabteilungen mit den höchsten und den niedrigsten Entgelten hervor.
Die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE erklärt dazu:
„Hunderttausende Beschäftigte werden mit Niedriglöhnen abgespeist, doch der Bundesregierung ist das egal. Es ist beschämend, dass sie die Verantwortung von sich weist und auf die Tarifvertragsparteien schiebt, obwohl diese in den besonders betroffenen Bereichen kaum Verhandlungspotenzial haben. Die Bundesregierung ist in der Pflicht die Rahmenbedingungen für gute Arbeit zu schaffen und gegen Verwerfungen am Arbeitsmarkt vorzugehen. Unter anderem muss der Mindestlohn auf 12 Euro erhöht, systematische Niedriglohnbeschäftigung wie Leiharbeit abgeschafft und die Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen erleichtert werden, insbesondere auf Antrag der Gewerkschaften. Stattdessen legt die Bundesregierung die Hände in den Schoß und tut so, als ob sie damit nichts zu tun hätte. Das ist vollkommen inakzeptabel. Zu sozialer Gerechtigkeit gehören faire Löhne. Niedrigen Löhnen folgen immer niedrige Renten und Altersarmut ist vorprogrammiert. Arbeit, die arm macht, muss endlich der Vergangenheit angehören.“
1 Darunter fallen: Wäschereien, chemische Reinigung, Frisörsalons, Kosmetiksalons, Bestattungswesen, Saunas, Solarien, Bäder
> "Oder waren an all dem die Gewerkschaften unbeteiligt?"
Eben.