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DIE LINKE Marburg-Biedenkopf: Tatsächliche Arbeitslosigkeit Mai 2014

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Marburg, Anfang Juni 2014

Wie jeden Monat veröffentlicht die Agentur für Arbeit (ehemals Arbeitsamt) die offizielle Zahl der Menschen, die eine Arbeit suchen. Wie jeden Monat wird die Zahl der Erwerbslosen zu niedrig ausgewiesen. Ein wenig erhellender ist die Statisitk der Agentur für Arbeit, wenn nicht nach der Zahl der Arbeitslosen, sondern nach der Unterbeschäftigung geforscht wird. Dann sehen die Zahlen schon ein wenig anders aus - und enthüllen die gesamte Wahrheit doch nicht. Wie so genannte "Qualitätsmedien" die Wahrheit verbiegen, zeigt beispielhaft dieser Artikel auf flassbeck-economiccs.

Arbeitslosigkeit und Propaganda -
oder: Deutschland geht es gut?

Arbeitslosengeld bekommen in Deutschland nur 907.000 Menschen, als arbeitslos werden amtlich nur 2.9 Millionen gezählt. Das soll beruhigen und so wird uns immer wieder der beste Arbeitsmarkt aller Zeiten und aller Orten vorgegaukelt.

Doch ohne Arbeit sind insgesamt 18 Millionen Erwachsene. Zieht man die ab, die angeblich gar keine Arbeit suchen, bleiben immer noch 10,6 Millionen Menschen ohne reguläre Arbeit, also einschließlich der 4,4 Millionen Hartz-4-Aufstocker, übrig (Abb. 18357)

Aber auch unter denen mit Arbeit, die nicht Hartz-4 Aufstocker sind, gibt es immer noch sehr viele in atypischen bis prekären Arbeitsverhältnissen, die eigentlich nicht als regulär gelten können, wie Arbeit auf Zeit- oder Leihvertrag, Arbeit auf Probe, unfreiwilliger Zeitarbeit, etc. Da sie sich teilweise mit den Hartz-4-Aufstockern überschneiden, kann man sie nicht getrennt herausrechnen.

Die Wahrheit sieht also weit weniger schön aus als die amtliche Arbeitslosenstatistik, die Frau Nahles nicht weniger verschönert als vor ihr Frau von der Leyen. Arbeitslosigkeit und selbst die Angst vor Arbeitslosigkeit wirft tiefe Gräben in der deutschen Sozialstruktur auf. Menschen in Angst neigen zur Anpassung. Arbeitslosigkeit im Millionenbereich drückt auf die Arbeitseinkommen. Arbeitslose bekommen das Stigma zu spüren. Zeiten von Arbeitslosigkeit sorgen für viel zu kleine Renten und für Altersarmut mit deprimierenden Verhältnissen in Alters- und Pflegeheimen, die die da Oben allenfalls aus der Zeitung kennen oder besser gar nicht erst zur Kenntnis nehmen.

Strukturelle Probleme des Arbeitsmarkts ungelöst

Sabine Zimmermann, stellvertretende Vorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, kommentiert die aktuellen Arbeitsmarktzahlen und benennt viele Details:

„Die strukturellen Probleme des Arbeitsmarkts sind deutlich zu erkennen. Die Menschen mit den größten Problemen eine Arbeit zu finden, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderungen und ältere Arbeitslose, werden immer stärker von der allgemeinen Arbeitsmarktentwicklung abgehängt. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht, um 10.000 auf 1.068.000. Auch die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat an auf 181.358.

Bei den über 55-Jährigen zeichnet sich auch keine Entspannung ab. Im Vergleich zum Vorjahr nahm deren Zahl um über 12.000 zu. Die Schonfrist der Bundesregierung muss nun ein Ende haben. Für die vielen Menschen, die teils seit Jahren vom Arbeitsmarkt abgekoppelt sind, muss endlich etwas getan werden, damit auch sie wieder teilhaben können. Wir brauchen einen grundlegenden Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik. Die rigorose Kürzungspolitik der letzten Jahre muss ein Ende haben. Sich nur auf leicht vermittelbare Erwerbslose zu konzentrieren und den Rest seinem Schicksal zu überlassen, ist gleichermaßen unchristlich und unsozial.

Ein zentraler Baustein sind Weiterbildungsangebote. Viele erwerbslose Menschen möchten sich beruflich neu orientieren und ihre Beschäftigungschancen erhöhen, doch allzu oft wird ihre Motivation und Nachfrage nach Weiterbildung ausgebremst. Hier müssen den Jobcentern und Arbeitsagenturen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. DIE LINKE fordert einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung. Zudem muss der zunehmenden Prekarisierung der Beschäftigungsverhältnisse deutlich entgegengewirkt werden. Die in vielen Fällen nicht existenzsichernde Teilzeitbeschäftigung wächst weiterhin stärker als Vollzeitarbeitsverhältnisse.

Die meisten der bei der Bundesagentur für Arbeit als offen gemeldeten Stellen kommen mit 28,7 Prozent nach wie vor aus dem Niedriglohnbereich der Leiharbeit. 1,2 Millionen abhängig Beschäftigte können vom Lohn ihrer Arbeit nicht leben und beziehen ergänzende Hartz IV-Leistungen, 2,63 Millionen gehen mittlerweile einem Zweitjob nach, 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der ausufernde Niedriglohnbereich muss endlich effektiv bekämpft werden. DIE LINKE steht weiterhin ein für die unverzügliche Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von zehn Euro die Stunde, ohne Ausnahmen, und die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit als zwei wesentliche Maßnahmen, damit Arbeit wieder existenzsichernd wird."

Quellen:
Bundesweite Zahlen: Bundesagentur für Arbeit: Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland. Monatsbericht Mai 2014, Seite 70. Die dort aufgeführte Altersteilzeit sowie Gründungszuschüsse und sonstige geförderte Selbstständigkeit haben wir in der Tabelle nicht berücksichtigt. Die dort ebenfalls aufgeführten älteren Arbeitslosen, die aufgrund verschiedener rechtlicher Regelungen (§§ 428 SGB III, 65 Abs. 4 SGB II, 53a Abs. 2 SGB II u.a.) nicht als arbeitslos zählen, befinden sich in der Gruppe Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I oder ALG II.

Zahlen für Marburg-Biedenkopf: Arbeitsmarktreport der Agentur für Arbeit, Marburg-Biedenkopf (06534),Mai 2014, Komponenten der Unterbeschäftigung

Grafik 18357: J.Jahnke(Globalisierungskritisches Internetportal)
Andere Grafiken: Hajo Zeller

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5 Kommentare

Ja, LEIDER! :(

Guter Artikel, Hajo!

Danke Hajo für Deinen auf den Grund gehenden Beitrag. Er ist zudem eine gute faktenreiche Ergänzung zu dem Buch von Herbert Schui mit dem Titel "Politische Mythen & elitäre Menschenfeindlichkeit...". Der Volkswirtschaftsprofessor und ehemaliger Linke - Bundestagsabgeordneter Schui bezweifelt grundsätzlich, ob in einer Gesellschaft, die vom Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit gekennzeichnet ist, ein durch Ausgleich begründeter sozialer Friede dauerhaft sein kann. Damit die Absurdität, dass bei gestiegener und weiterhin steigender Arbeitsproduktivität Arbeitslosigkeit und (private und öffentliche) Armut als naturlogische Folge statt höherem Lebensstandard und mehr Freizeit als alternativlos hingenommen und nicht in Verteilungskonflikten angegangen werden, muss - so Schui - ein politischer Mythos her. Dieser wird nach Schui ergänzt, indem Tatsachen verfälscht und verschwiegen werden. Siehe oben!

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