myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Die Auferstehung des fast ausgestorbenen Flachsanbaus.

Die Zweifel, ob ich bei dem letzten veröffentlichten Schnappschuss statt Kornblumen einen Flachsacker aufgenommen hatte, veranlassten mich, Recherchen über den Flachsanbau anzustellen, dessen Blüten je nach Sorte auch blau sind. (Es gibt weiß, rosa und violett bzw. blau blühenden Flachs.)
Der Flachsanbau war schon bei den alten Ägyptern bekannt. Ihre Mumien waren in Leinen eingewickelt. Er war über Europa bis nach China verbreitet. Im Mittelalter war Leinen eine Säule des Handels. Wegen der Schmutz abweisenden Eigenschaften des Leinens wurde dieses überwiegend für die Herstellung von Bettwäsche verwendet. - Durch die Ausbreitung der Baumwolle wurde es mehr und mehr zurückgedrängt und erlebte in Deutschland in den beiden Weltkriegen wieder einen Auftrieb, weil in dieser Zeit der Import von Baumwolle behindert wurde bzw. nicht möglich war. – In den Jahren 1957 bis 1979 war er durch die zusätzliche Konkurrenz der Kunstfaserherstellung bis auf wenige Ausnahmen ganz zum Erliegen gekommen. Erst die Rückbesinnung auf Naturfasern ab 1980 rettete den Flachsanbau vor dem völligen Untergang. In den letzten Jahren hat man den hohen Omega 3-Gehalt des aus Flachssamen hergestellten Leinöls erkannt, was zu erhöhtem Anbau des kurzstängeligen Flachses geführt hat, der von der EU gefördert wird.
Die Verarbeitung von Flachs ist wesentlich zeitraubender und komplizierter als die des sonstigen Getreides. In früheren Zeiten wurde Flachs neben der maschinellen Verarbeitung teilweise direkt auf dem Bauernhof hergestellt. Als Kind habe ich noch den Hechel (allerdings nicht in Aktion) auf dem Hof gesehen. - Der Hechel sah aus, wie ein umgedrehter Besen ohne Stiel, dessen Borsten aus nach oben stehenden spitzen Nägeln bzw. Nadeln bestanden. Darauf wurde der Flachs in Bündeln aufgeschlagen und durchgezogen, so dass die Halme gespalten wurden und die Fasern als Grundstoff für Leinen freigelegt wurden. Das konnte aber erst nach dem Trocknen (Dörren) Wasserrösten, wieder Trocknen und Brechen geschehen. Es war also eine sehr zeitaufwendige tagelange Bearbeitung nötig, so dass die Leinenherstellung schon von den Kosten her mit der industriellen Kunstfaserproduktion nicht konkurrieren konnte und nur die Rückbesinnung auf Naturfasern etwas helfen konnte.
Durch die Produktion des Omega 3-reichen Leinöls erlebt der Flachsanbau jetzt einen neuen Auftrieb.
Schon als Kind habe ich mit einer leeren Flasche bewaffnet in der örtlichen Ölmühle Am Grün Leinöl oder auch Rüböl (aus Rapssamen hergestellt) eingekauft. Omega 3 war damals für die Auswahl noch nicht entscheidend. Da war nicht alles industriell verpackt und etikettiert – wie heute -. Das Öl wurde aus großen Behältern in die mitgebrachte Flasche abgefüllt. Einen Supermarkt gab es nicht und man lebte (auch nicht schlecht und mit bescheideneren Ansprüchen) überwiegend von heimischen Erzeugnissen.
Der „Kolonialwarenhändler“ führte auch in Friedenszeiten nicht so viele Waren aus Übersee, wie der Name vermuten lässt.

Weitere Beiträge zu den Themen

BrauchtumKulturNatur

1 Kommentar

Ja, sehr interessant, Walter. An den Hechel kann ich mich auch noch erinnern. In der Ölmühle am Grün in MR musste ich auch als Kind Öl holen und Bucheckern im Tausch dort abgeben.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite

Themen der Woche

Bildhauerarbeit in MarburgBronzebrunnen MarburgBildergalerieBusMarburgBrunnen MarburgAugustinerbrunnen Marburg