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Belegschaft bei Johnson-Controls unterstützen

Marburg, 6. Juli 2014

Kreistagssitzung 11. Juli 2014, 9.00 Uhr
Die vollständige Tagesordnung finden Sie hier
Eine (Kurz)Vorschau findet sich auf der Website der Fraktion DIE LINKE im Kreistag

Sitzungssaal
Kreisverwaltungsgebäude
Im Lichtenholz 60
Marburg-Cappel

Die Fraktion DIE LINKE im Kreistag Marburg-Biedenkopf fordert in einem Antrag, dass der Kreistag sich einer Resolution der Gemeindevertretung Dautphetal anschließen soll. Die Gemeindevertretung beschloss am 19. Mai 2014 einstimmig diese Resolution zur Unterstützung der Belegschaft von Johnson-Controls, einem Zulieferbetrieb der Automobilindustrie mit Standort Dautphetal.

In der Resolution werden der Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf und die heimischen Bundestags- und Landtagsabgeordneten aufgefordert, sich für den Erhalt der Arbeitsplätze am Standort zu verwenden. Der Fraktion ist ebenso wie der Gemeindevertretung klar, dass eine direkte Einflussnahme auf die Geschäftsführung schwierig sein wird. Dennoch sollte nichts unversucht bleiben, einen Arbeitsplatzabbau zu verhindern.

Hier die Resolution der Gemeindevertretung Dautphetal im Wortlaut:

Resolution für die Sicherung des Industriestandortes Dautphetal sowie den Erhalt von Arbeitsplätzen bei der Firma Johnson Controls am Standort Dautphetal-Friedensdorf

Die Gemeinde Dautphetal nimmt mit großer Sorge die öffentlichen Diskussionen um den Stellenabbau bei der Firma Johnson-Controls am Standort in Friedensdorf zur Kenntnis.

Die Gemeindevertretung der Gemeinde Dautphetal spricht sich daher ausdrücklich gegen den geplanten Stellenabbau der Firma Johnson-Controls am Standort Dautphetal-Friedensdorf aus, der keine zukunftssichernde Maßnahme für die Mitarbeiter in der Region darstellt. Wir fordern die Geschäftsführung auf, das bisherige Konzept des Stellenabbaus von mehr als 480 Mitarbeitern zu überdenken und ein zukunftsfähiges Konzept anzubieten, welches den Betrieb des Standortes Dautphetal dauerhaft garantiert. Es gilt gemeinsam mit den Mitarbeitern für eine Zukunft des Standortes zu kämpfen und mit der Region gemeinsam das Werk zu erhalten.

Wir fordern die politisch Verantwortlichen in der Gemeinde Dautphetal und im Landkreis sowie unsere Bundestags- und Landtagsabgeordneten auf, sich in Gesprächen mit der Führungsspitze der Fa. Johnson-Controls für den Erhalt der Arbeitsplätze und des „Lahnwerkes“ einzusetzen.

Hier ein Auszug aus dem Protokoll der Gemeindevertretung Dautphetal über den Verlauf der Diskussion:

Abgeordneter L. Kolbe (CDU) erstattet als Vorsitzender den Bericht des Haupt- und Finanzausschusses, der Zustimmung zu der vorgelegten Resolution empfohlen habe.

Abgeordneter Dannenhaus (SPD) erstattet als Vorsitzender den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten, der ebenfalls Zustimmung zu der vorliegenden Resolution empfohlen habe.

Abgeordneter Griesel (SPD) befürwortet ausdrücklich die Unterstützung durch die politischen Gremien und regt zudem an, dass eine Abordnung der betroffenen Hinterländer Bürgermeister einmal persönlich bei der Europa-Zentrale der Firma Johnson Controls in Burscheid vorstellig werden solle.

Bürgermeister Schmidt kündigt an, diesen Vorschlag gerne aufzugreifen und persönlichen Kontakt mit der Europa-Zentrale der Firma Johnson Controls in Burscheid aufzunehmen.

Abgeordneter Dr. Falk (CDU) schätzt die Einflussmöglichkeiten der politischen Gremien auf die letzendlichen Entscheidungsprozesse der Geschäftsführung als leider sehr gering ein, gleichwohl unterstützt er diesen solidarischen Akt aller Dautphetaler Fraktionen und wird dieser Resolution auch seine Zustimmung geben.

Abgeordneter Dannenhaus (SPD) bekräftigt, dass es die Pflicht der Parlamentarier sei, den Versuch zu unternehmen, die zur Disposition stehenden Arbeitsplätze zu erhalten, auch wenn man im Ergebnis durch die verabschiedete Resolution keine unternehmerische Entscheidung maßgeblich beeinflussen könne.

Abgeordneter Helmut Wege (CDU) merkt an, dass die Arbeit der in diesem Prozess beteiligten Betriebsräte nicht einfach sei, da man unter Umständen schwerwiegende existentielle Entscheidungen zu treffen bzw. mitzutragen hätte. Wenngleich auch er die Wirkung der zu beschließenden Resolution doch sehr realistisch einzuschätzen weiß, sollte man nichts unversucht lassen, um den Industriestandort Friedensdorf zu erhalten.

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Die IG Metall schreibt:

Wir wollen Arbeit - Wir wollen Zukunft

Von derzeit noch 880 Beschäftigten sollen in den nächsten Monaten 480 ihren Arbeitsplatz verlieren. Dabei geht es dem Management nur um Zahlen, nicht um die Menschen, nicht um deren Familien und erst recht nicht um die Region. Zudem scheint dies erst der Anfang zu sein. Denn: betriebswirtschaftlich lohnt sich ein solch großes Werk nicht mit so wenigen Beschäftigten. Das lässt den Schluss zu, dass es hier nicht nur um 480 Arbeitsplätze, sondern um die Zukunft des gesamten Lahnwerkes geht.

Auf einer Protestkundgebung wurde aber auch eines deutlich: Die Angst bei den Kolleginnen und Kollegen von Johnson Controls ist zwar groß, dennoch werden sie für ihre Arbeitsplätze, für ihr Lahnwerk kämpfen. Denn sie wissen: Gemeinsam sind sie stark und gemeinsam können sie diesen Kampf auch gewinnen.

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3 Kommentare

> "Dabei geht es dem Management nur um Zahlen, nicht um die Menschen, nicht um deren Familien und erst recht nicht um die Region"

So müssen alle Unternehmer handeln, selbst wenn sie sonst mitleidige Heilige in Person sind. Es gibt viele kleine Unternehmer, die selbst schon kaum noch was verdienen und alles im Betrieb lassen bzw. den Angestellten Gutes tun wollen, aber auch die müssen notfalls die Kurve kriegen und ggf. Leute entlassen, wenn es unternehmerisch betrachtet nötig ist.

Bringt ja keinem was, wenn man die ganze Firma den Bach runtergehen lässt, nur weil man sich nicht traut, auch unangenehme Schritte zu machen und notfalls auch Ballast abzuwerfen.

Petitionen, Resolutionen, Parolen, Demos & Co bringen da gar nix. Das dient allenfalls dem Wahlkampf u.ä., kann aber keinen Einfluss auf sowas haben. Da muss man schon Kohle reinschießen als Subvention, Lohnkostenzuschüssen, Aufträgen, usw., was aber auf Dauer meist nicht hilft.

Wenn man will, dass der Bäcker bleibt bzw. keinen entlässt, helfen keine Demos & Co, sondern man muss mehr Brot kaufen... im obigen Fall eben mehr Autos...

Frage:
Sind die 880 MA die feste Stammbelegschaft oder sind in dieser Zahl auch die weit über 400 Leih- und Zeitarbeiter enthalten?

Gegen fromme Wünsche ist ja nichts einzuwenden.

Die Entscheidungen werden aus rein wirtschaftichen Erwägungen allein von dem getroffen, der auch das wirtschaftliche Risiko trägt,vom Unternehmer. Die Politik kann wenn überhaupt nur helfen, Voraussetzungen zu schaffen, um den Standort für neue Unternehmen und Arbeitsplätze attraktiv zu machen.

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