Vom Museum Anatomicum in den Dachstuhl der Elisabethkirche - Feuerwehr auf Entdeckungstour
Feuerwehr Marienhagen: spannender Herbstausflug in die Unistadt Marburg
Einen tollen, äußerst kurzweiligen Tag genossen 16 Mitglieder und Freunde der Freiwilligen Feuerwehr Marienhagen in Marburg an der Lahn.
Im Museum Anatomicum führte die kompetente Medizinstudentin Sandy Koch nicht nur mit sehr viel Kenntnis, Sachverstand und Empathie durch die sechs Räume, sondern hatte auch enorm viel Spaß mit den Gästen aus Marienhagen.
In der Elisabethkirche leitete die gebürtige Korbacherin Christa Behr (geborene Führer) nach interessanten einleitenden Worten im großen Mittelschiff durch den Dachstuhl der Kirche, die vom Deutschen Orden zu Ehren der Heiligen Elisabeth gebaut wurde.
Im Nu waren über zwei Stunden vergangen, doch Sandy hätte auch gerne noch mehr über die vielen Exponate der Sammlung des Anatomen Christian Bünger, über Krankheiten und Besonderheiten berichtet. Dabei schaffte sie es immer wieder, den Bezug zur Gegenwart herzustellen.
Weil die Gruppe großes Interesse zeigte, holte die Jungmedizinerin auch Präparate hervor, die sonst unerwähnt bleiben, etwa den Totenschädel-Abguss des weltberühmten Dichters Friedrich Schiller, eine Totenmaske der Franzosen Robespiere (hingerichtet 1794) oder erzählte historische Besonderheiten im Raum der Embryologie, der Geburtskunde und im Bünger-Zimmer mit der tausend Jahre alten Mumie einer Indianerin aus Peru.
Hier ziert der Originalschädel des Anatomen sowie ein Gefäß mit dem Herz des Gründers des Museums in der Robert-Koch-Straße den Ausstellungsraum neben Flusspferdeköpfen, einem präparierten Hirschgeweih mit Blutgefäßen oder Schlangenskeletten…
Bereits im frühen 18. Jahrhundert waren Mediziner der Philipps-Universität Marburg an den von vielen Menschen nicht gern gesehenen Aufbau der wissenschaftlichen Sammlung menschlicher und tierischer Präparate gegangen, erst 1920 wurde sie in dieser Form als abgeschlossen betrachtet.
Neben vielen Skeletten und Schädeln mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern bekamen die Feuerwehrleute sämtliche Organe der Menschen, Gliedmaßen, Sinnesorgane oder die Bogengänge (Gleichgewichtsorgane) des menschlichen Innenohres oder auch Präparationen von Blutgefäßen, Nerven oder Muskeln zu sehen. Eine eigene Ausstellung widmet sich dem Wirken des berühmten Anatomen (geboren in Göttingen), der von 1810 bis zu seinem Tode 1842 an der Medizinischen Fakultät lehrte, forschte und heilte. Gespannt vernahm man die Geschichte rund um eine ausgestellte junge Frau, „das Marburger Lenchen“. Sie beging im späten 19. Jahrhundert in der Lahn hochschwanger Selbstmord, weil sie mit der Situation ihres noch jungen Lebens allein und ohne Beistand wohl nicht mehr klar kam. Wie ihr Körper mit dem ungeborenen Kind schließlich in die Anatomie kam, ist bisher nicht endgültig geklärt worden.
Heiterkeit hingegen rief die Betrachtung des „Langen Anton“ hervor, eines Soldaten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit einer Körperlänge von 2,44 Metern. Er gilt als einer der längsten Menschen, die je in Europa lebten. Eine extreme Überfunktion der Hypophyse ließ ihn dieses enorme Gardemaß erreichen.
Ein zweites Highlight bot sich den Reisenden in der Elisabethkirche aus dem 13. Jahrhundert. Christa Behr gelang es im Nu, alle für die Einzigartigkeit des gotischen Gotteshauses zu begeistern, das über dem Grab der christlichen Wohltäterin Elisabeth von Thüringen (1207 in Pressburg-1231 in Marburg/Lahn) über mehrere Jahrzehnte hinweg erbaut wurde. Dass die Gruppe eine einzigartige Führung durch den Dachstuhl erhielt, war schon etwas ganz Besonderes und ließ die Bewunderung für die früheren des Mittelalters Baumeister noch sehr viel größer werden.
Selbst in der historischen Altstadt war Elisabeth allgegenwärtig: So steht direkt vor dem Rathaus eine Mutter-Kind-Statue. Diese zeigt Elisabeths Tochter Sophie von Brabant (1224-1275) und das Baby Heinrich. Sophies Sohn Heinrich (1244-1308) war der erste Landgraf von Hessen. Weitere Kinder der bewunderten Frau waren Hermann von Thüringen (1222-1241) und Getrud (1227-1297). Der Vater der Kinder, Ludwig von Thüringen (1200-1227), starb in einem Feldlager in Südtirol an einer Infektion. Das jüngste Kind lernte Ludwig nicht mehr kennen.
Pfingsten 1236, schon fünf Jahre nach ihrem frühen Tod, wurde die gutmütige und barmherzige Elisabeth von Papst Gregor IX heiliggesprochen.
Neu war für die meisten Fahrtteilnehmer, dass der einstige (zweite) Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934) und seine Ehefrau Gertrud (1860-1921) ebenfalls in der Elisabethkirche ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, nachdem Einheiten der US-Armee die Särge in einem Versteck in der Tiefe eines Salzbergwerkes in Thüringen gefunden und vor der Sowjetarmee in Sicherheit gebracht hatten. 1946 wurden beide Särge in der Turmhalle der Kirche beigesetzt. Hitler hatte Hindenburgs Wunsch, auf dem Gut Neudeck beerdigt zu werden, ignoriert und ihn im Denkmal der Schlacht bei Tannenberg mit einem Staatsakt beisetzen lassen.
Das bunte und fröhliche Leben unterhalb des Schlosses zog auch die Reisenden der Feuerwehr in ihren Bann und es gab manch nette Begegnung in einer faszinierenden Stadt.
Mit der Bahn ging es am Abend wieder Richtung Heimat, wo der Abschluss eines gelungenen Tages in der „Jägersruh“ fröhlich begangen wurde.
Wehrführer Christian Döhler war voll des Lobes für Sandy Koch und Christa Behr, sein Dank galt allen Mitgekommenen. Im nächsten Jahr will die Feuerwehr die schöne Tradition der Reisen und Ausflüge fortsetzen.
Wer kannte ihn nicht? Und beliebt war auch, wie in der Weihnachtszeit die zahlreichen Präsente, die sich rund um das Podest ansammelten. "Brust und Rücken: Bremse drücken". So einfach war die Verkehrsregelung damals am Rudolphsplatz.