"Pätter, drieh die Hemmschrauwe oh ... "
Unbrauchbar, fast achtlos unter Dornengestrüpp, Brennnesseln und Disteln versteckt, steht dieser Ackerwagen schon seit vielen Jahren am Wegesrand. Viele Teile, wie Eisenreifen, Kurbel und Wagennabe, sind ebenso überraschend gut erhalten, wie das aus Eichenholz gebaute Rad und die Hemmschraube.
Das Einbringen der Ernte mit den großen hölzernen Leiterwagen wurde oft zu einer körperlichen Prozedur. Die Getreidegarben, die vorher auf "Heucheln" gestanden hatten, wurden ordentlich aufgeschichtet, damit das Gewicht für den Transport gleichmäßig verteilt war, und dann auf die Wagen geladen. Ähnlich war es bei der Heuernte. Wenn der "Wessebohm", ein langer schwerer Balken, oben auf dem Wagen liegend, mit Seilen kraftvoll festgebunden wurde, ging es über holprige Feldwege heim in die Scheune.
Von Ackerpferden gezogen, geführt von einem erfahrenen Lenker am langen Seil, trat an steilen Wegstrecken der Bremser in Aktion. Von vielen oft verächtlich als "Hemmschrauwe Pätter" bezeichnet, drehte er nach dem Ruf: "Pätter, drieh die Bremse oh", die Kurbel so schnell, dass die hölzernen Backen beidseitig an die eisenbereiften Räder anschlugen. Allzu oft brach dabei der Wagen seitlich aus, und die Ladung stürzte auf den Weg. Der Bremser musste dann manchen Spott ertragen, dabei hatte er doch die schwierigste Arbeit zu verrichten.
Wir stellen fest, im Gegensatz zu einer heute voll technisierten Landwirtschaft war das bäuerliche Leben früher von schwerer körperlicher Arbeit mit einfachen Arbeitsgeräten geprägt. Also nichts mit der "guten,alten Zeit!
In der steilen Landgraf Philippstraße, die zum Marburger Schloß führt, sind die alten Pflastersteine gekippt, das kommt vom "Rauhhemmen" der alten Fuhrwerke, die mit blockierten Rädern die Straße hinab glitten und die Steine dabei drehten. Rauhhemmen war behördlich deshalb streng verboten und wurde mit Ordnungsgeld bestraft.