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Musikarbeit einer 14-jährigen über Rock and Roll (geschrieben in 2002), TEIL 1

Im Jahre 1999, dem letzten Jahr des letzten Jahrtausends reiste ich mit meinen Eltern nach Europa. Eine der vielen Städte, die wir besuchten, war Hamburg, die große Hafenstadt in Norddeutschland. Auf dem Weg dorthin erzählte mir mein Vater viel über die Geschichte der Stadt und endete mit der Geschichte der Beatles, die in dieser Stadt begann. Mein Vater erklärte mir, dass die Beatles als englische Popgruppe amerikanische Musik in einem europäischen Stil spielten. An diesen Tag wollte mein Vater seiner Familie die Gelegenheit geben, eine musikalische Reise in die Zeit vor den Beatles zu unternehmen. In Gedanken verließen wir Europa, um die Musik der Jugend in den USA im 6. Jahrzehnt (1955-65) kennen zu lernen.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese Reise in die Vergangenheit vor sich gehen sollte. Während dieses Gespräches näherten wir uns dem Hafen von Hamburg. Plötzlich hielten wir vor einer Konzerthalle vor der man eine riesige Statue eines Mannes mit einer Elektrogitarre sehen konnte. Die Statue trug einen eleganten schwarzen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Über dem Eingang der Halle stand in riesigen Grossbuchstaben der Name: „Buddy Holly“, und ich wusste immer noch nicht worum es ging.

Wegen der vorangegangenen Erklärungen meines Vaters erwartete ich ein Publikum im gleichen Alter wie mein Vater. Wie überrascht war ich, alle Altersstufen anwesend zu sehen. Am meisten überraschten mich Jugendliche, die “Bluejeans” und “Petticoats” trugen und ich sah Frisuren, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, nämlich “Ducktails” und “Ponytails”.

Im Foyer des Saales sang ein Mann auf eine verrückte Art und Weise und vergewaltigte ein Piano. In diesem Moment fuhr ein uralter klappriger Bus vor und man rollte einen blauen Teppich vom Bus bis zur “Backstage” aus. Aus dem Bus entstieg eine Gruppe Künstler, die genauso angezogen waren, wie das Publikum. Sie wurden mit heftigem Applaus, Geschrei und begeisterten Pfiffen begrüßt. Zwei Fans besprühten die Gruppe bei ihrem Vorbeimarsch mit buntem Schaum. Die Künstler verschwanden “Backstage”, während der Sänger weiterhin sein Klavier heftig bearbeitete.

Kurz darauf konnten wir schon den Konzertsaal betreten. Kaum saßen wir, als auch schon eine Musik von der Bühne erklang, die gar nichts mit der Musik des Pianisten im Foyer zu tun hatte. Mein Vater erklärte uns, dass dies “Country” Musik aus den USA sei. Diese Musik gefiel mir überhaupt nicht, denn sie war sentimental und kitschig.

Einige Paare tanzten in einer altmodischen Weise zu dieser Musik auf der Bühne. Ich langweilte mich total und dachte, dass wir auf der falschen Veranstaltung seien.
Nach einiger Zeit sah man, wie der Gitarrist der “Country” Gruppe versuchte einen neuen und stärkeren Rhythmus zu spielen. Die Szene auf der Bühne änderte sich radikal, als ein Freund des Hauptdarstellers mit diesem zusammen den neuen Rhythmus intonierte. Ab diesem Moment begann die Lebensgeschichte des Buddy Holly und seiner Lieder, denn sein Leben lang entwickelte er seinen eigenen musikalischen „R &R“-Stil.

Während die Show auf der Bühne lief, bemerkte ich, dass die Musik sowohl bei mir als auch bei dem Publikum intensive Gefühle hervorrief und uns auf ihrem starken und ausdrucksvollen Rhythmus hinweg trug. Nach fast zwei Stunden kochte der Saal und alle Anwesenden bewegten ihre Körper wie in einem musikalischen Fieber. Obwohl in der Konzerthalle kein Platz zum tanzen war, gab es keine Person mehr, die auf ihrem Platz saß. Mir selbst ging die Musik bis in die Fingerspitzen und jetzt verstand ich, warum mein Vater schon immer ein „R &R“-Fan gewesen war. Ich verstand dies auch deshalb leichter, weil das Publikum aus drei Generationen bestand. Diese interessante Erfahrung erweckte meine Neugier und Interesse, diese Art von Musik näher kennen zu lernen.

Die Geschichte des „R & R“

So wie die Wurzeln der Menschheit liegen auch die Wurzeln des „R & R“ und der heutigen aktuellen Popmusik in Afrika. Der Weg von dort bis zum „R & R“ dauerte zweihundert Jahre. Er begann mit den Sklaven, die aus Afrika in die Karibik und die USA gebracht wurden. Fern ihrer Heimat entwickelten die Farbigen ihren eigenen Musikstil in der Neuen Welt. Während ihrer Arbeit in den Baumwollfeldern sangen sie „Work-songs“ und/oder „Hollers“, weil man ihnen nicht erlaubte zu reden. In den Kirchen sangen sie „Spirituals“ oder „Gospel-songs“, deren Texte Geschichten aus der Bibel erzählten. Nach der Befreiung der Neger entstand in den Südstaaten der USA der „Blues“, der vom Land in die Städte zog und sich zum „City-Blues“ weiterentwickelte. Daraus entstand der „Rhythm & Blues“ (R & B) der Farbigen. Dieser veränderte sich später durch weiße Einflüsse zum „R & R“.

Die Popmusik, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich aus dem „R & R“ der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts, als sich die romantische Musik der europäischen Einwanderer mit dem „R & B“ vermischte. Hat der „R & R“ einerseits den harten afrikanischen „Beat“, so verfügt er andererseits über europäische Melodien. Das Neue dieser Mischung war die Aggressivität, die Sexualität und der unglaubliche Krach des „Beat“. Dieser Rhytmus war in der bisherigen Musikgeschichte das Lauteste und Härteste, was jemals ans menschliche Ohr drang, denn zum ersten Male wurde die Musik elektronisch verstärkt. Am wichtigsten und eindruckvollsten waren jedoch in dieser wilden Musik die Elektrogitarren. Diese existierten bereits seit mehr als zwanzig Jahren in der „Jazz“-Musik. Doch nun spielten diese Gitarren plötzlich so rau, laut und stark wie Vorboten der Monster des Raumfahrtzeitalters. Mit einem Schlag zerrissen sie die süßliche Musik, die aus Europa kam.

Bereits in den 30er Jahren war in den USA die Entwicklung der Tanzmusik nicht mehr weitergegangen (die goldene Zeit der „Big Bands“), denn sie war süßlich, falsch und unehrlich. In dieser Zeit gab es eine große Wirtschaftskrise in den USA und der Zweite Weltkrieg begann. Das tägliche Leben der amerikanischen Bevölkerung war sehr arm und anspruchslos. Jeder hatte das Bedürfnis, sich geborgen zu fühlen. Deshalb ging man gerne in dunkle Saalbauten, um sich beim Tanz gegenseitig zu umarmen, um so die Illusion vermeintlicher Sicherheit zu erleben. Die Musikindustrie nutzte die Situation, um tausende von Liedern zu produzieren, die aus Liebesthemen mit den gängigen Klischees vom Mondlicht, Glanz der Sterne, Rosen und gebrochenen Herzen bestanden.

Die Mitglieder der „Big Bands“ traten stets mit einstudierten Choreografien auf. Ihre Kleidung bestand aus schwarzen Anzügen, weißen Hemden und Krawatten. Ihre Haare waren mit viel Pomade nach hinten geklebt. Sie sahen aus wie Pinguine. Im Hintergrund der Bühne jaulte stets ein Chor dieselbe Phrase: und alle im Saal fühlten sich mit ihren Illusionen sicher und geborgen wie unter einer warmen Wolldecke.

Normalerweise dauerte eine Tanzepoche ca. 10 Jahre, doch diese wollte nie zu Ende gehen, weil der Krieg eine musikalische Weiterentwicklung verhinderte. Bis in die 50er Jahre hinein wiederholte man ständig das Gleiche. In dieser Zeit wurde die gesamte Musikindustrie von alten Männern kontrolliert, die bereits im 19. Jahrhundert geboren waren. Sie hatten keinerlei Interesse daran, irgendetwas zu ändern, denn sie verdienten auch so genug Geld, um gut zu leben. Dies war die Situation des weißen Musikmarktes.

Währenddessen veränderte sich die schwarze Musik vom „Blues“ zum „City-Blues“, deren Charakteristika waren brutal, emotional und leidenschaftlich unter Benutzung von elektrischen Gitarren, Saxophonen und aggressivem Schlagzeug. Diese neue Musik nannte sich „R & B“. Sie war einfach, tanzbar und machte Spass. Der „R & B“ war wie ein Fenster, das man öffnete, um die schlechte Luft der weißen Musik herauszulassen. Er war in seinem Ausdruck stets direkt und sexuell. Er benutzte keine Umschreibungen oder Ausreden wie Herzen und Rosen. Einige Texte könnte man als vulgär bezeichnen und entsprechend wurden sie von der weißen Kundschaft boykottiert. Und gerade weil diese Musik so direkt und eindeutig war, begannen die weißen Jugendlichen sich für sie zu interessieren.

1951 organisierte „Alan Freed“ einige „R & B“-Konzerte in der „Cleveland-Arena“.Es kamen mehr Fans als die Arena überhaupt fassen konnte. Diese Konzerte wurden hauptsächlich für weißes Publikum mit weißen Gesangsgruppen veranstaltet. Es traten aber auch schwarze Gruppen auf. Da sich der Name „R & B“ auf schwarze Musik bezog, erfand und benutzte Allan Freed den Namen „R & R“ an Stelle von „R & B“. Die Worte „Rock & Roll“ haben zwei Bedeutungen: im „Slang“ stehen sie für den sexuellen Akt und Musikfans bezeichnen damit ihre Musik.

Die weißen Radiostationen (denn es gab noch keine schwarzen) boykottierten diese Musik völlig und machten weiter mit ihrer altmodischen Musik von vorgestern (Pop...) Man ging sogar so weit, die Lieder des „R & B“ zu kastrieren, jegliche Sexualität herauszunehmen, sie glatt zu bügeln und sie von farblosen weißen Interpreten vergewaltigen zu lassen!!!

Neben der alten Pop-Musik und dem „R & B“ gab es für das weiße Publikum in den USA auch noch die so genannte „Country & Western“ Musik („C & W“). Es war eine seltsame Musik, die durch die Nase gesungen wurde („Hillbilly“). Engländer dachten, es handelte sich um die Musik der „Cowboys“. Diese Art von Musik hatte auch ihre Stars, besonders in den Südstaaten der USA.

Jede dieser drei Musikrichtungen hatte ihre eigene Hitparade (Top 100). Dies waren die Zutaten, aus denen die Suppe des „R & R“ gekocht wurde: Die Tradition der exhibitionistischen Balladen der Weißen, die künstliche Sentimentalität des „C & W“ und der übertriebene Rhytmus des „R & B“.

Schließlich nahm im April 1954 ein „C & W“-Sänger namens „Bill Haley“ einen Aufguss des alten „R & B“ Titels „Rock around the clock“ vom Farbigen Ivory Joe Hunter auf. Bill veränderte den Text und eliminierte die Sexualität des Originals, um den Song für das weiße Publikum akzeptabel zu machen. Bill Haley war rundlich mit einem Babygesicht. Auf seiner Stirn klebte eine Sechserlocke, wie ein großes „C“ (Country???) mit Pomade und Wasser geformt. Er hatte eine Wampe und wenn er sang, dann grinste er endlos und breit, aber seine Augen blickten ins Leere. Er war fast dreißig Jahre alt, verheiratet und Vater von fünf Kindern. Musikalisch war alles ziemlich schauderhaft. Er war ein einigermaßen routinierter „Country“-Gitarrist, aber er war nicht im Entferntesten ein Sänger. Und seine Band („Comets“) hörte sich an, als trügen alle Betonstiefel. Der „Beat“ war schwerfällig und langweilig. Als Einziger der frühen Rocker besaß Haley keinerlei Charme und nicht einmal heute verbindet sich Nostalgie mit ihm und seiner Hinterwäldlertruppe. Kurzum, er war auf keinen Fall aus dem Holz aus dem man „R & R“- oder gar Teenageridole schnitzt. Bill Haley´s Plagiat von „Rock around the Clock“ wurde zur Titelmusik eines Filmes über die rebellische Jugend in den amerikanischen Schulen der 50er Jahre („Blackboard Jungle“) erkoren. Der populäre Film für Erwachsene schleuderte die Titelmelodie auf Platz 1 der amerikanischen Hitparade und machte den Song zur Hymne der Jugend, obwohl Film und Platte von etablierten weißen Künstlern jenseits der 25 produziert worden waren.

Auch in anderen Ländern der Welt war diese Platte ein Riesenerfolg und verkaufte mehr als 15 Millionen Kopien. Der „R & R“ war scheinbar geboren, doch zunächst nannte man ihn noch „Rockabilly“ = Hillbilly + R & R.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich der „R & R“ weiter. Die wichtigste Musikrichtung, die aus ihm hervorging, nannte man „Rock“, der über viele Ableger verfügte:
High School (Pat Boone, Connie Francis)USA
Girl-groups (Ronettes, Crystals) USA
Bubble-gum (Archies, 1910 Fruitgum Co.) USA
Afro-kubanischer Rock (Carlos Santana, Malo) USA
Klassik-Rock (Blood, Sweat & Tears, Chicago) USA
Psychedelischer Rock (Jefferson Airplane, Pink Floyd)USA, England
Jazz-Rock (New York Rock Ensemble) USA
Heavy Metal (Black Sabbath) England
Hard Rock (Deep Purple) England
Soft Rock (Neil Diamond) USA
Pop Rock (Abba) Schweden
Krautrock (Wind) Deutschland
Punk-Rock (Sex Pistols) England
Elektronischer Rock (Kraftwerk) Deutschland
Techno (Safri Duo) USA

Aus dem Spanischen übersetzt: HRK. Teil 2 & 3 folgen.

  • Impala (Patenname für eine Doo-Wop Gesangsgruppe)
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
  • Bild 4 / 8

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10 Kommentare

Mit einem bischen Gefühl geht das auch recht gut. Früher waren meine Frau und ich mal bei Fats Domino.
Heute habe ich sie schon zu Mark Knopfler gekriegt. Das ist eine 1000 prozentige Steigerung.

Ich habe mir schon einige Dokumentationen über Rockgeschichte im TV angeschaut oder im Radio angehört... aber deine ist nochmals eine Bereicherung für mich.

Ein riesiger Beitrag uns die R u. R Musik näher zu bringen. Auch ich bin ein alter Rockfan. Egal ob Deutscher oder Amerikanischer Rock. Ich mag einfach diese Musik.

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