Mit E-Bikes auf geschichtlichen Spuren im "Gleiberger Land".
Mit 14 Teilnehmern startete ein Radwanderkurs der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf in Lohra-Kirchvers zu einer gemeinsamen Radtour in Richtung Biebertal und Wettenberg. Bald war die Kreisgrenze überwunden und das erste Zwischenziel, der zu Gemeinde Biebertal gehörende Ort Frankenbach, wurde erreicht. Der in der fränkischen Rodungs-u. Siedlungsperiode im 8. Jahrh. entstandene Ort wurde 1285 in einer Urkunde der Deutschordensballei Marburg erstmalig erwähnt. Die kleine Feldsteinkirche aus dem 15. Jahrh. geht im Ursprung auf eine Vorgängerkapelle mit einer ca. eintausend Jahre alten Apsis zurück. In dem schmucken, etwa 330 Einwohner zählenden Ort gibt es noch ein Backhaus, einen Dorfbrunnen und ein Dorfmuseum.
Nach einem Anstieg erfolgte eine längere Abfahrt durch das Dünsbergbachtal, welches sich mit prachtvollen Blütenteppichen auf weiten Wiesenflächen präsentierte. Ein "Platter" eines Fahrtteilnehmers musste alsbald gerichtet werden. Nach leichter Anstiegsstrecke durch einen stark duftenden Tannenhain war Gelegenheit für ein kurzes "Waldbaden".
Am Berg voraus war bald der geschichtsträchtige Ort Königsberg mit seinem Schlösschen und mit der weithin sichtbaren Kirche zu sehen. Im 13. Jahrh. starben die einstigen Herren mit dem kinderlosen Philipp, Graf von Solms-Königsberg, aus. Königsberg wurde an Hessen verkauft und durch einen Amtmann verwaltet. 1500 erhielt Königsberg Stadtrechte. 1569 fand man in der Flur "Eisenkaute" hochwertiges Eisenerz. Der neuzeitliche Erzabbau im Biebertal begann hier, zunächst als Tagebau. Doch 1646 kam dann die Katastrophe: In der letzten Phase des 30jähr. Krieges wurden Burg und Ort komplett zerstört und niedergebrannt.
Über einen Höhenweg mit grossartiger Fernsicht auf das Tal der Bieber und den Dünsberg fuhr die Radgruppe nun weiter nach Rodheim-Bieber zur ehemaligen Endhaltestelle der von 1898 bis 1963 betriebenen "Biebertalbahn". Die Strecke der Schmalspurbahn führte von Gießen über 9,5 km bis hierher. Sie war vorwiegend für den Transport von Erzen konzipiert und wurde im Volksmund auch liebevoll "Bieberlies" genannt.
Bald rückte die mächtige Burg Gleiberg in´s glanzvolle Nachmittagslicht. Nach der Zerstörung 1646 und dem Verfall bis 1840 hat sich der "Gleiberg-Verein" seit 1879 der Restaurierung, dem Wiederaufbau und der Begehbarkeit der ehemaligen Ruine verschrieben. Hier wurde, meist ehrenamtlich, Grossartiges geleistet.
Über die schier endlose "Alte Poststraße" durch den Krofdorfer Forst, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Hessen, gelangte man, vorbei am "Waldhaus", zurück zum Ausgangspunkt in Kirchvers. Über geheimnisvolle Steinmale im Krofdorfer Forst, wie das "Frauenkreuz", ein Sühnesteinkreuz aus dem 13.Jahrh. und dem "Dreistuhl" oder "Dreiherrenstein", einer Grenzsteingruppe am Schnittpunkt von drei herrschaftlichen Machtbereichen, gab Kursleiter Wolfgang Döhler die entsprechende Story zum Besten.