Mein erstes Fahrrad: Konfirmation 1961
Ich weiß nicht mehr wie lange ich den Konfirmanden-Unterricht Woche für Woche besuchen musste. Aber im Mai 1961 neigte sich diese Zeit ihrem krönenden Abschluss, dem Fest der Konfirmation entgegen.
Die Vorbereitungen begannen, indem wir noch einmal alle wichtigen Gebete, Bekenntnisse und Choräle paukten, bis sie fehlerfrei saßen. Schließlich stand die Konfirmanden-Prüfung vor versammelter Gemeinde und dem Vorstand der Universitätskirche in Marburg an. Damit sich Herr Lotz, unser Pfarrer, mit uns nicht blamierte, erhielten wir unsere Prüfungsfragen samt Antwort zugeteilt, damit wir dann im Gottesdienst ordentlich glänzen konnten.
Aber auch in den Familien liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Ein Tisch im Restaurant wurde reserviert, das Festessen besprochen, Einladungen verschickt, die Wohnung geputzt und mehrere Kuchen für die erwarteten Gäste gebacken. Und nicht zu vergessen, mein Patenonkel musste den Konfirmationsanzug, samt Hemd, Fliege und Schuhen spendieren, so schrieben es die Rituale vor. Ich, aufgebrezelt im Anzug vorm Spiegel, Mann was kam ich mir blöd vor – aber es gab kein Zurück mehr.
Der Höhepunkt näherte sich am Vortag der Konfirmation mit dem Besuch beim Frisör, der sein Werk mit reichlich Pomade für die Ewigkeit zu konservieren schien. Am Abend dann ging es zur Konfirmandenprüfung in die Universitätskirche. Dank der "intensiven" Vorbereitung, lief alles wie am Schnürchen und so durften wir zum ersten Mal im Leben am Ende der Prüfung das heilige Abendmahl empfangen. Mir klebte die Hostie am Gaumen, auch ein kräftiger Schluck aus dem Kelch vermochte sie nicht zu lösen bis sie sich irgendwann von selbst in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
Am Sonntag dem 14.Mai 1961 war es soweit. Aus allen Himmelsrichtungen strömten wir in unseren Anzügen, die Mädchen in Weiß, mit Eltern und Verwandten zur Uni- Kirche, um den feierlichen Segen zu empfangen. Eine Stunde später verließen wir als Erwachsene im Sinne der Kirche mit Urkunde und bei Glockengeläut‘ die Kirche. Schnell noch ein Gruppenfoto und dann weiter, für halb eins war schließlich das Essen bestellt.
Am Abend war ich stolzer Besitzer von sage und schreibe 150DM, Geld genug für mein erstes Fahrrad. Mein ganzer Stolz, es besaß eine 3-Gang-Schaltung, Felgenbremsen vorn und hinten sowie einen Sattel aus echtem Leder. Später kamen noch Tachometer, Blinker, Wimpel, Fuchsschwanz und eine Landkarte vom Landkreis Marburg hinzu.
Meinen Konfirmationsspruch habe ich später uminterpretiert in “Helf’ Dir selbst – dann hilft dir Gott“. Ein Spruch, den ich heute noch beherzige, mit dem ich immer gut gefahren bin. Vor einem Jahr wurde unsere Konfirmation vergoldet, Kinder wie die Zeit vergeht!
Zu welchen Ergebnissen seid Ihr dabei gekommen?