Marburger Holzköpfe und versteinerte Gesichter
Wer durch die Straßen und Gassen der Marburger Altstadt streift, den kann schnell das Gefühl beschleichen, beobachtet zu werden. Nicht dass die Bewohner hinter ihren Gardinen versteckt, das bunte Treiben in ihrer Stadt verfolgen nein, es sind eher die vielen stummen Wächter an den Fassaden der Häuser gemeint, die Tag und Nacht auf ihrem Posten stehen.
Menschen- und Tiergesichter und Figuren zieren prächtige, teils aufwändig restaurierte Altstadtfassaden und lohnen den Blick auch einmal nach oben zu richten. Dabei gab es unterschiedliche Gründe, warum die Erbauer an ihren Häusern derartige Plastiken anbrachten. So schrieb man den Wesen die Fähigkeit zu, Unglück und böse Geister von den Bewohnern fernzuhalten. Oft war es eine Frage des jeweiligen Baustils, ob Mensch- oder Tiergestalten gerade “in“ waren. Andere Figuren künden von den ehemaligen Berufen früherer Bewohner.
Egal welchen Ursprung die Gesichter haben, interessant ihnen einmal in die Augen zu sehen, sind sie allemal. Und sie beobachten Besucher und Einwohner auf Schritt und Tritt. Nein, in den Marburger Altstadtgassen ist man nie allein, dort geht niemand verloren.
Da das Geld heute auch nicht mehr auf der Straße liegt, kann man sich das Absuchen der Bürgersteige sparen und dafür den Blick ab und zu nach oben richten - und schon wird man fündig.
Und wer in Marburg nicht mit offenen Augen durch die Gassen schlendert, läuft leicht Gefahr, schmerzhafte Bekanntschaft mit einem Unfallarzt zu machen.