Marburger Fratzenschneider
Wer sich bei einem Rundgang durch Marburgs Gassen einmal den meist vorbildlich sanierten Fachwerkhäusern widmet, der kommt beim Anblick mancher Fassade ins Schmunzeln. Denn zahlreiche Balkenköpfe zieren mal lustig, mal grimmig dreinschauende Holzköpfe und Masken.
Im Gegensatz zu den bei Steinbauten häufig anzutreffenden Tiergestalten, meist sind es Löwendarstellungen, siehe den Link unten, trifft man bei den Fachwerkgebäuden in der Regel auf menschliche Antlitze oder Masken. Sogar der Leibhaftige wurde unter ihnen gesichtet. Sind es nun die Konterfeis früherer Bewohner, der beteiligten Handwerksmeister oder Fratzen zur Abwehr von Unheil, zeugen sie doch alle von hohem künstlerischem Können der Handwerker und vom Humor der damaligen Bauherren.
Das wunderschöne Fachwerkhaus am Grün Nr.40 ist ein wahres und sehenswertes Eldorado figürlicher Darstellungen bis unter den Dachfirst. Bei zahlreichen Völkern war es früher üblich, die Schädel der erlegten Feinde zum Triumpf an ihren Hütten zu befestigen. So bleibt zu hoffen, dass es im alten Marburg friedlicher zuging als die Köpfe streitsüchtiger Nachbarn an die Hausbalken zu nageln.
Wer für die bevorstehenden Karnevalsfeiern vielleicht noch eine Anregung sucht, der wird beim nächsten Stadtspaziergang schnell fündig.
Ich genoß die Stille der späten Stunde, nachdem sich alle, die frei von Schuld sind, im TV über die Merkel-Guttenberg-Posse ausgequatscht hatten.