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Gelebte Partnerschaft - Tanz und Musik braucht keinen Dolmetscher.

Eine Abordnung der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege e.V. (HVT) zu Gast in der türkischen Großstadt Bursa.

Anfang März erreichte den Vorsitzenden der HVT, Torsten Frischkorn (Lauterbach), eine interessante Anfrage des Hessischen Ministeriums der Justiz, für Integration und Europa: "Können Sie vom 12. bis 14. April 2013 in die hessische Partnerregion Bursa in der Türkei fliegen und das Land Hessen würdig vertreten?"
Spontan sagte der Landesvorsitzende zu und überlegte, mit welchen Personen diese interessante Aufgabe zu bewältigen sei, war es doch die erste Beteiligung der HVT an einem solchen Austausch. Nach kurzer Beratung im Vorstand fiel die Wahl auf die Präsentationsgruppe des Bundes kultureller Jugend (BkJ), der Jugendorganisation der HVT.
Eine Umfrage über Mail und Facebook ergab schnell 11 jugendliche Teilnehmer für die Fahrt, zusätzlich wurden noch weitere Personen gezielt angesprochen, um ein möglichst buntes Bild hessischer Trachten in der Türkei präsentieren zu können. Vertreten waren Marburger Evangelische und Katholische Tracht aus den Volkstanzgruppen (VTG) Gladenbach, 'Die Marburger', Halsdorf und Großseelheim, Tracht des Gilserberger Hochlandes von der VTG Halsdorf, Spitzbetzeltracht der VTG Besse, Schlitzerländer Tracht des TVK Schlitz, Hüttenberger Tracht aus Kirch-Göns, Odenwälder Tracht der VTG Hans-von-der-Au aus Erbach sowie die Lauterbacher Tracht. Selbstverständlich war die Begleitung der Tänzer durch Live-Musik; hier wurde Heiko Scharbert, Akkordeon-Spieler der Lauterbacher Trachtengilde gewonnen. Bei einem Vorbereitungstreffen in Fernwald-Annerod wurden die Tänze unter der Leitung von Anne Müller (Gladenbach) einstudiert und die Fahrt besprochen.
Ein leichter Autounfall und in der Folge den Ausfall eines Teilnehmers machte leider noch einmal Änderungen erforderlich. Aber die Teilnehmer freuten sich auf diese Fahrt, tragen doch Fahrten ins Ausland zum gegenseitigen besseren kulturellen Verständnis bei. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene profitieren von derartigen Austauschprogrammen.
Los ging es am Freitagmorgen am Flughafen Frankfurt. Die Aufregung war groß, war es doch für Einzelne der erste Flug. Am Flughafen dann die erste Überraschung: die bereits angekündigte Abordnung des Lahn-Dill-Kreises, Partnerkreis von Osmangazi, bestand aus Vertretern des Land-Dill-Kreises mit dem Wetzlarer Landrat Wolfgang Schuster an der Spitze und der Tanz- und Mundartgruppe "Die Hoingker" aus Aßlar-Werdorf; ebenfalls eine Mitgliedsgruppe der HVT. Das Treffen war bereits beim Hessentag in Wetzlar vereinbart worden.
Ohne Schwierigkeiten verlief der Flug nach Istanbul. Dort angekommen, wartete bereits eine Vertreterin der Stadt Bursa auf die beiden Gruppen. Und dann begann die schwierigste Etappe der Reise: einmal Freitagsnachmittags quer durch fünf staugeplagte Istanbuler Stadtteile! Vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten Istanbuls: Hagia Sophia, Blaue Moschee, Topkapi Palast. Unzählige Autos, ständiger Spurwechsel, waghalsige Überholmanöver rechts und links, Dauerhupen und ein während der Fahrt dauertelefonierender Busfahrer, der alles versuchte, um die gebuchte Fähre nach Bursa zu erreichen. Leider vergebens!
Nun wurde umdisponiert und die Hessen hatten die Möglichkeit den Erdteilwechsel von Europa und Asien über die berühmte rd. 1,5km lange Bosporusbrücke durchzuführen.
Nach einer ereignisreichen Fahrt erreichten die hessischen Brauchtumspfleger den Fährhafen von Pendik. Hier wurde die lange Wartezeit mit einer erneuten, aber ersten Übungseinheit der Gruppe auf türkischem Boden verkürzt. Viele der wartenden Fährnutzer waren dankbar für die Abwechslung und bedachten die Tänzerinnen und Tänzer mit viel Beifall. Der weitere Verlauf der Fahrt verlief ohne Schwierigkeiten; leider waren nun aus vier Stunden Transferzeit vom Flughafen Istanbul nach Bursa insgesamt nahezu die doppelte Dauer geworden.
Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem örtlichen Gemeindezentrum fielen die meisten schnell in Ihr Hotelbett.
Am nächsten Morgen wurden die hessischen Gäste recht unsanft durch den Ruf zum ersten der fünf rituellen Gebete des Tages geweckt, ungewohnte Rufe des Muezzins der Ulu Cami-Moschee, dem zentralen Hotel Kent unmittelbar gegenüber gelegen.
Nach dem Frühstück wurde die Provinzhauptstadt mit einer Stadtführerin erkundet. So erfuhren die Hessen viele Informationen sowohl über die erste Hauptstadt des Osmanischen Reiches mit heute rund 2,5 Millionen Einwohnern als auch über den Stadtgründer Osman Gazi. Besonderes Projekt ist derzeit der Bau einer Straßenbahn durch die Innenstadt von Bursa; selbst sowohl um 23.00 Uhr am Samstagabend als auch den ganzen Sonntag wurde hieran kräftig gearbeitet. Im Seidenbasar konnten die Fahrtteilnehmer noch einige Souvenirs erstehen.
Die Stadtrundfahrt führte auch auf den nahe gelegenen Berg Oyukçinar, der einen grandiosen Blick über die sich in alle Richtung ausufernde Großstadt zuließ. Dort wurde auch das Mittagessen unter dem mächtigsten Baum des Landes, einer rd. 700 Jahre alten, schattenspendende Platane mit einem Umfang von über 18 Metern eingenommen. Schatten war für die meisten der Fahrtteilnehmer wichtig, war die Sonne in der Heimat doch bislang noch nicht in Erscheinung getreten. Bei 26°C genossen die Teilnehmer die köstlichen Meze (Vorspeisen), bevor verschiedene gegrillte Fleischstücke gereicht wurden. Höhepunkt des Essens war jedoch das grandiose Dessert aus frischen Früchten in einer leicht süßen Honigcreme.
Im Anschluss stieg das Lampenfieber, galt es doch nun den ersten Auftritt in dieser ungewohnten Zusammensetzung zu bestreiten. Vor einer großen Zuschauerkulisse am Stadtmuseum, darunter viele Vertreter der Stadt Bursa und Osmangazi, traten zwei türkische sowie die beiden hessischen Volkstanzgruppen auf. Große Erleichterung, als die Tänze wie eingeübt gelangen und der Beifall der Zuschauer groß war.
Nach dem Auftritt wurde die hessische Reisegruppe in einem ehemaligen Hamam, heute Kulturzentrum in einem Stadtteil Bursas, vom deutsch-türkischen Kulturverein in Bursa empfangen. Der langjährig agierende Verein bietet sowohl deutsche als auch türkische Sprachkurse an, richtet Diskussionen und Lesungen aus und bietet eine Plattform zum Austausch beider Kulturen.
Beim Abendessen mit dem Bürgermeister von Osmangazi, Mustafa Dündar, in einem typisch-osmanischen Restaurant wurden wiederum verschiedene Vorspeisen vorab und anschließend ein schmackhaftes Lammgericht serviert. Der Landrat des Lahn-Dill-Kreises, Wolfgang Schuster bedankte sich im Namen der Teilnehmer für die Gastfreundschaft und beklagte, dass man in Bursa bestimmt zwei Kilo zugenommen habe, da das Essen immer sehr reichlich und vor allem überaus köstlich gewesen sei. Er wies darauf hin, dass die Partnerschaften zwischen der Provinz Bursa und dem Land Hessen sowie zwischen Osmangazi und dem Lahn-Dill-Kreis nach der Gründung im Jahr 2010 nun gelebt werden müsse. "Nur die aktive Beteiligung der Bevölkerung an der Partnerschaft wird diese über lange Zeit bestehen und Freundschaften entstehen lassen."
Am Abend galt es dann noch, den zweiten Auftritt in einem Park zu bestreiten. Bei improvisierten Flutlicht zeigten die Hessen nochmals Ihr Können. Im Anschluss ließen die Volkstänzer den Abend in einer Bar ausklingen.
Bei der Rückreise am nächsten Morgen machte sich ein wenig Wehmut breit, hatte die Fahrt doch viele interessante Begegnungen für die Teilnehmer parat und die Kultur der Türkei ein wenig näher gebracht. Landrat Schuster bemerkte hierzu passend: "Tanz und Musik braucht keinen Dolmetscher".
Die Rückfahrt nach Istanbul bereitete dieses Mal keine Probleme und auch der Flug in die Heimat verlief ruhig und ohne Staus und Wartezeiten.
Nach der Landung bedankte sich der Landesvorsitzende Torsten Frischkorn bei allen Jugendlichen und Junggebliebenen für ihr Engagement und die tolle Fahrt. Mit den Worten "Mit Euch fahre ich sofort wieder weg!" verabschiedete er die Teilnehmer in alle Richtungen in deren hessische Heimatorte.

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