Faszination pur in Marburg: Besuch des Museum Anatomicum
Biologie-Exkursion der Klasse 10c -
Burgwaldschüler im Museum Anatomicum
Das interessante und überaus spannende Anatomische Museum im obersten Stockwerk des Pathologie zwischen der alten Augenklinik und dem Anatomiegebäude in der historischen Altstadt war das Ziel einer biologischen Exkursion der Klasse 10c. Mit weit über 3000 Präparaten gehört es zu den bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
Die Medizinstudentin Tina Dallmeier und der kurz vor dem Abschluss stehende Medizinhistoriker Steffen Greiner führten die Realschulabsolventen zwei Stunden lang durch die acht Räume.
Zuvor hatte die Klasse zusammen mit ihrem Biolehrer sowie der Referendarin Irina Eisfeld bereits einen Rundgang durch die gesonderte Ausstellung in den Gängen der Anatomie der Universitätsklinik unternommen. Hier konnten sie mit jungen Studentinnen sprechen, die während einer Pause ihres Präparierkurses (an und mit konservierten Leichnamen) über gemachte Erfahrungen berichteten.
Bereits im frühen 18. Jahrhundert waren Mediziner der Philipps-Universität Marburg an den von vielen Menschen nicht gern gesehenen Aufbau der wissenschaftlichen Sammlung menschlicher und tierischer Präparate gegangen, erst 1920 wurde sie in dieser Form als abgeschlossen betrachtet.
.
Neben vielen Skeletten und Schädeln mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern bekamen die Realschüler sämtliche inneren Organe der Menschen, Gliedmaßen, Sinnesorgane,
eine Bogengängesammlung (Gleichgewichtsorgane) des menschlichen Innenohres oder auch Präparationen von Blutgefäßen, Nerven oder Muskeln zu sehen.
Studentin Tina erklärte, wie sich die Sammlung seit Jahrhunderten entwickeln konnte und
welch große Rolle die lange Zeit „von der Kirche verbotenen Präparationen“ für Studenten, angehende Ärzte und die Wissenschaft gespielt hätten.
Erwähnt sei hier der Arzt und Gelehrte Christian Bünger
Gespannt vernahmen die Realschüler die Geschichte rund um eine ausgestellte Frau, „das Marburger Lenchen“, die im späten 19. Jahrhundert in der Universitätsstadt hochschwanger Selbstmord begangen hatte, weil sie mit der Situation ihres noch jungen Lebens allein wohl nicht mehr zurecht kam. Wie ihr Körper schließlich in die Anatomie kam, ist bisher nicht endgültig geklärt worden.
Der Sagittalschnitt durch Kopf und Rumpf zeigt Querschnitte der inneren Organe sowie den komplett erhaltenen Fötus kurz vor der Geburt.
Es schlossen sich eindrucksvolle Erklärungen in der Abteilung für Geburtshilfe an.
Heiterkeit hingegen rief die Betrachtung des „Langen Anton“ hervor, eines Soldaten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit einer Körperlänge von 2,44 Metern. Er gilt als einer der längsten Menschen, die je in Europa lebten. Eine extreme Überfunktion der Hypophyse ließ ihn dieses enorme Gardemaß erreichen.
Auf großes, nachdenkliches Interesse stießen bei den Burgwaldschülern auch die ausgestellten „Siamesischen Zwillinge“ (Ischiopagus), Hydrocephalus-Kinder oder der von einer Südamerika-Exkursion mitgebrachte Schrumpfkörper einer Indianerin aus den Anden.
Eine eigene Ausstellung widmet sich dem Wirken des berühmten Anatomen Christian Heinrich Bünger, der von 1810 bis zu seinem Tode 1842 an der Medizinischen Fakultät lehrte, forschte und heilte.
Im wunderbaren Mineralogischen Museum neben der Elisabethkirche kamen einige Freunde schöner, wertvoller und seltener Kristalle auf ihre Kosten, andere genossen den Weihnachtsmarkt an der Elisabethkirche.
Ein Besichtigungsspaziergang durch die Marburger Altstadt rundete eine lehrreiche Exkursion in die schöne Nachbarstadt Marburg ab.
Gleich mehrere Schüler werden einige der gewonnenen Erfahrungen in ihre Biologie-Präsentationsprüfungen im Februar mit einbauen.
Vor der Rückreise mit der Bahn stellte sich die 10c zusammen mit ihren Lehrern vor dem Eingang zur Anatomie zu einem Erinnerungsbild an eine lehrreiche Exkursion auf.
Foto:
Die 10c und Biologiereferendarin Irina Eisfeld vor der Anatomie in Marburg