Eine (Vor-) Weihnachtsgeschichte
Vor über 16 Jahren habe ich kleine Geschichten geschrieben um sie meiner damals ja auch noch sehr jungen Tochter vorzulesen.
Jetzt habe ich eine Diskette (die älteren Leser kennen das noch) gefunden, auf der ich einige Geschichten gespeichert habe.
Eine davon stelle ich hier vor. Sie ist zum Vorlesen für kleine Kinder gedacht:
Die Wunschzettel
Es ist Adventszeit und draußen liegt der erste Schnee.
Die Lichter sind schon überall an, denn es wird früh dunkel. Auch in Inas Zimmer hängt ein beleuchteter Weihnachtsengel im Fenster, den man schon von Weitem sehen kann. Ina sitzt an der Heizung am Fenster und schaut den tanzenden Schneeflocken zu, die langsam zu Boden fallen.
Plötzlich sieht sie einen hellen Streifen am Himmel, der immer näher kommt. Ina glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, den sie erkennt einen fliegenden Rentierschlitten hoch am Himmel. Hinter dem Schlitten glitzert die Luft hell. Gerade fliegt der Schlitten eine wilde Kurve. Direkt über Inas Garten. Da sieht sie, wie etwas aus dem Schlitten fällt und bei ihr im Garten landet.
Von ihrem Fenster aus kann sie es aber nicht genau erkennen. Es sieht aus wie ein zerknüllter Karton oder ein alter Sack mit irgendwas drin. Jetzt ist Ina aber neugierig. Schnell zieht sie sich eine warme Jacke und die gefütterten Stiefel an. Gerade als Ina zur Haustür geht, kommt Inas Mutter aus der Küche. Sie macht gerade das Abendbrot.
„Wo willst du denn noch hin ?“ fragt sie. Ina erzählt ganz aufgeregt, was sie beobachtet hat. „Na, da ist wohl Inas Phantasie mit ihr durchgegangen. Sicher will sie nur im Schnee spielen,“ denkt Inas Mutter. „Komm aber gleich wieder rein“ sagt sie zu Ina. „Es ist viel zu kalt und außerdem wollen wir gleich Abendbrot essen.“
Ina nickt und rennt in den Garten. Sie muß gar nicht lange suchen bis den Sack gefunden hat. Es ist aber kein normaler Sack, wie etwa ein Kartoffelsack, nein er ist aus goldenen Fäden gearbeitet und mit einem roten Band zugebunden. Ina will den Sack aufheben und mit ins Haus nehmen.
Gerade als sie die Hand ausstreckt, wackelt der Sack. „So ein Mist, was ist denn nun schon wieder passiert?“ hört sie eine Stimme aus dem Sack sagen. „Aua, mir tut ja alles weh!“ Ina ist ganz überrascht. „Wer bist du ?“ fragt sie den Sack. „Auweia, ein Mensch !“ hört sie es wieder aus dem Sack. Dann ist es still.
Der Sack rührt sich nicht mehr. Ina nimmt den Sack vorsichtig hoch und schüttelt daran. „Hör auf, du tust mir weh !“ ruft es aus dem Sack.
Es ist also gar nicht der Sack, der redet, sondern etwas darin. „Nun sag schon wer du bist oder ich schüttle noch fester !“ droht Ina, die jetzt etwas Mut gefaßt hat. „Mach den Sack auf und laß mich raus, dann wirst es ja sehen!“ sagt die Stimme aus dem Sack.
Ina nimmt das rote Bändel und öffnet den Sack. Heraus schaut ein kleiner Wichtelmann und reibt sich die Augen. „So ein Mist, wo bin ich denn gelandet ?“ fragt er. Ina erklärt ihm schnell was sie gesehen hat und der Wichtelmann sagt: „ Meine Brüder und ich, wir helfen dem Weihnachtsmann beim einsammeln der Wunschzettel. Ich bin der Joschi. Der Klausi rast immer wie ein verrückter mit dem Rentierschlitten, da bin ich wohl rausgefallen.“ „Was ist denn noch im Sack ?“ will Ina wissen. „Na sieh doch selbst !“ sagt Joschi und zeigt ihr einen ganzen Haufen Zettel. „Das sind die Wunschzettel von den Kindern aus dieser Gegend. Die müssen noch rechtzeitig vor Weihnachten beim Weihnachtsmann sein !“ sagt er.
„Aber ich habe meinen Wunschzettel noch in meinem Zimmer liegen !“ sagt Ina erschrocken. „Na, dann lauf und hol ihn schnell. Ich rufe meine Brüder zurück und dann nehmen wir ihn mit.“ Ina läuft schnell zurück ins Haus und holt den Wunschzettel.
„Der ist aber lang !“ sagt Joschi. „Na mal sehen was sich machen läßt ! -- Oh je, mein Glöckchen ist weg !“ stellt Joschi fest. „Was für ein Glöckchen ?“ will Ina wissen. „Na das Rufglöckchen, mit dem ich den Rentierschlitten zurückrufen kann.“ erklärt Joschi.
„Wie soll ich denn jetzt zurückkommen ?“ fragt er. „Ich glaube, ich kenne jemanden, der dir helfen kann sagt.“ sagt Ina.
Ina kennt nämlich Nara. Nara ist eine kleine Elfe (das ist eine andere Geschichte). Ina muß nur laut ihren Namen rufen und dann kommt sie. „Nara !“ ruft sie laut. Einen Augenblick später glitzert es im Garten und Nara ist schon da. „Was ist denn los ? Warum rufst du mich denn so spät am Abend noch !“ will Nara wissen.
Schnell erklärt Joschi was passiert ist und Nara schmunzelt. „Ja das kommt von der Raserei!“ sagt sie. „Aber ich helfe euch.“
Sie streut etwas Zauberglitzer in die Luft und der Rentierschlitten kommt angesaust. Klausi hat noch gar nicht gemerkt, daß er den Sack verloren hat. Daß sein Bruder Joschi im Sack war, das wußte er schon. Schließlich hat er ihn selbst dort eingesperrt.
Der Joschi ist nämlich auch sehr neugierig und wollte die Wunschzettel lesen. Dazu ist er in den Sack gekrabbelt. Und der Klausi hat den Sack einfach zugebunden.
„Ich glaube, du hast dir einen extra Wunsch verdient,“ sagt der Klausi zu Ina.
„Ich hätte ja lange suchen können, wenn du nicht geholfen hättest.“
Ina flüstert Nara etwas ins Ohr und Nara schreibt es auf Inas Wunschzettel, denn Ina kann noch nicht so gut schreiben. Klausi legt den Zettel zu den anderen im Sack und schon fliegen alle wieder los. Diesmal sitzt Joschi aber neben seinem Bruder.
Klausi fliegt noch eine extra Runde über Inas Haus und alle winken sich zu.
Nara verabschiedet sich und kehrt in den Zauberwald zurück. Ina geht endlich ins Haus um Abendbrot zu essen. Ihre Mama wartet schon.
Was Ina sich gewünscht hat willst du wissen. Wünsche darf man nicht verraten sonst gehen sie nicht in Erfüllung.
Schöne fantasievolle Geschichte. Gerne gelesen.