DIE WELT IST SEINE HEIMAT: SÄNGER YUSUF WILLIAMS (ALIAS JOE CURTIS) - TEIL 3
Kapstadt, Republik Südafrika. Das größte Ereignis in Kapstadt war und ist der „Coon“ Karneval, der stets am 1. Januar des neuen Jahres beginnt. Zehntausende von Menschen, Einwohner der farbigen Viertel, paradieren in Gruppen vom Marktplatz des „District Six“ durch „Bo-Kaap“ bis hinab zum „Green Point-Stadium“, wo die Gruppen um Preise konkurrieren. Diese Straßenparaden genoss Yusuf als Kind von der Wale-Street ganz oben am Berghang. Von hier aus konnteer das bunte Treiben bis zum Stadium verfolgen.
Im Stadium gab es Wettbewerbe für Solo-Gesang, aufgeteilt nach Alter, komische Nummern, Gruppen-Gesang, riesige Chöre bis zu tausend Leuten und das Marschieren der Musikkapellen, wobei der tanzende Tambourmajor stets besondere Kunststücke mit seinem Taktstock vollbringen muss.
Es ging ziemlich rau zu beim Karneval. Es wurde viel getrunken und geprügelt. Wenn sich die Gruppen nach der Preisverleihung in den Straßen begegneten, kam es aus zu Neidausbrüchen und regelrechten Straßenschlachten, weil man meinte, dass die Preisverleihung nicht korrekt gelaufen war. Die Malaiischen Chöre verhielten sich dagegen gesitteter, so wie die Katholiken, die mit schwarzen Hosen und weißen Jacketts, bekleidet mit Laternen, singend durch die Nacht zogen.
Mit sechzehn Jahren machte Yusuf schließlich in der Gruppe der „Radio Ragtime Millionaires“ mit und gewann mit ihnen einen ersten Preis. Er sang Titel wie „Granada“, „Someday“, „Because“ und „Be my love“. Doch es gab zu viele Schlägereien, sodass er schon bald ausstieg.
Eine andere Gruppe, die Hi-Notes (Hi-Tones), spielten zwei Gitarren, Bass und Violine und begleiteten Yusuf und seine klassischen Lieder. In Kapstadt gab es außerdem eine Pianistin namens Diana. Sie konnte Alles spielen und unterstützte die Gruppe oft auf der Bühne. Die Sängerin Fathima Barnes war die südafrikanische „Sophia Tucker“. Man trat an den verschiedensten Plätzen in Kapstadt auf und manchmal standen auch kleine Tourneen auf dem Programm. Damals gab es auch noch die „Muffie“-Konzerte für Transsexuelle, die in Damenkleidern in verschiedenen Orten wie Paarl, Stellenbosch und Kapstadt auftraten.
Seit 1956 arbeitete Yusuf für die Zeitung „Cape Times“. Der Bodybuilder James Matthews aus Bo-Kaap war ein Kollege, der eine tägliche kleine Kolumne in der Zeitung verfasste. Er war topfit trainiert, hatte einen gestählten Körper, sah gut aus und gewann jedes Jahr den ersten Preis in seiner Gewichtsklasse. Er war das große Jugendidol und holte viele Jungs von der Straße in seinen Club. Er meinte, Yusuf solle nicht seine Zeit mit den „Radio Ragtime Millionaires“ vertun und statt dessen Bodybuilding betreiben, was Yusuf erfolgreich tat. 1956 besorgte er Yusuf einen Vorsing-Termin bei Joseph Manka und fortan sang er täglich in dessen Chor, mit dem er viele Auftritte absolvierte.
Viele Jahre später traf Yusuf genau diesen James auf der Buchmesse in Frankfurt wieder und erkannte ihn fast nicht mehr, weil er total abgeschlafft und niedergeschmettert war. Die weiße Polizei hatte ihm in Kapstadt die Hände verstümmelt, weil er kritische Artikel über das Regime veröffentlicht hatte. Die beiden alten Freunde unterhielten sich sehr lange, doch Yusuf war derart schockiert, dass er keine Worte des Mitgefühls für ihn fand. In 1997 trafen sich die beiden in Südafrika wieder und James zeigte Yusuf alle kritischen Zeitungsartikel und Bücher, die er bis dahin gegen die Apartheid geschrieben hatte. Heute ist James Lehrer in Südafrika und besucht, wann immer möglich, Yusufs Konzerte.
Fortsetzung folgt