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DIE WELT IST SEINE HEIMAT: SÄNGER YUSUF WILLIAMS (ALIAS JOE CURTIS) - TEIL 1

Los Gigantes, Teneriffa. Anlässlich einer längeren Kreuzfahrt hatte ich das Vergnügen und die Ehre, an Bord des Schiffes einen liebenswerten Menschen und ungewöhnlichen Künstler kennen zu lernen. Sein Künstlername ist Joe Curtis und seine mit einer geschulten, kräftigen Stimme dargebotenen Gesangdarbietungen der verschiedenartigsten Unterhaltungsmusik sind für jeden Musikfreund ein Genuss und eine Freude. Sein Repertoire reicht tatsächlich von der Oper über Spirituals, Gospel-Songs, Calypsos und Soul bis zur Popmusik unserer Tage. Gemeinsam verbrachten wir viele Stunden mit intensiven Gesprächen. Noch immer bin ich fasziniert von einem starken Menschen, der sich niemals von seinen Zielen und Idealen abbringen ließ, egal was geschah. Der Erfolg hat ihn dafür belohnt. Seine Geschichte ist es wert, hier erzählt zu werden.

Joe Curtis, alias Yusuf Williams, wurde im Jahre 1936 im Bo-Kaap-Viertel in Kapstadt/Südafrika geboren. Dieses Stadtviertel wurde im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert von Einwanderern aus den holländischen Kolonien in Malaysia und Indien begründet. Dort wurden damals viele von ihnen aus politischen Gründen ausgewiesen. Sie brachten ihre Religion mit nach Südafrika, sodass Bo-Kaap auch heute noch islamitisch geprägt ist. Das am Berghang des „Lion’s Head“ liegende Stadtviertel bietet einen herrlichen Ausblick auf den Tafelberg und sein tägliches „Tischtuch“ (Wolkendecke) sowie die ganze Stadt. Fast alle Häuser sind dort einstöckig und in auffallend bunten Farben gestrichen. Die Minaretts der Moscheen prägen das Bild des Viertels. Yusufs Elternhaus befand sich in der obersten Straße, der „Wale Street“, wo jeden Mittag eine Kanone abgeschossen wurde.

Yusufs Vater, Ismail Williams, stammte aus einer portugiesischen Familie und konvertierte mit 16 Jahren zum Islam, um Radiefa, die aus einer muselmanischen Familie stammte, zu heiraten. Das Apartheid Regime stufte alle Malayen als Farbige ein, sodass diese weniger Rechte als die Weißen hatten. Ismail arbeitete an einer Druckmaschine der „Cape Times“ (Zeitung). Diesen Job hatte er vom weißen Direktor der Zeitung erhalten, denn er war zusammen mit ihm aufgewachsen. Als Ismail starb, erhielten Yusuf und zwei seiner Brüder einen Job in der Druckerei. Sie waren insgesamt vier Brüder und zwei Schwestern. Yusuf war das drittälteste Kind. Sein ältester Bruder war ein Animationstänzer und der andere ein Rugby-Spieler. Die beiden Schwestern heirateten früh.

Von klein auf war Yusuf ein sehr musikalisches Kind. Jeden Morgen sang er sehr laut, sodass man ihn in der ganzen Straße hören konnte. Er sang alles, was er im Radio hörte, ohne Worte nach. Von der Oper bis zum Pop. Es war praktisch wie das Üben von Tonleitern. 1942, mit sechs Jahren ging er in die Schule. Nach dem Unterricht gingen alle Kinder nach Hause, nur Yusuf nicht. Denn er ging hinab in die Adderley Street, wo er vor dem Murdoch-Laden Zeitungen verkaufte. Gleich daneben befand sich der Musikladen von Polliacks. Deshalb traf er dort öfters auf Arthur Gillies, der dort die Pianos stimmte. Arthur konnte alle berühmten Pianisten perfekt imitieren. Er nahm Yusuf mit in den Laden, wo dieser darum bat, bestimmte Schallplatten aufzulegen, sodass er mitsingen konnte. Am liebsten waren ihm Platten von Mario Lanza und er sang mit seiner kräftigen Stimme so heftig mit, dass die Leute vor dem Geschäft stehen blieben und ihm fasziniert zuhörten.

Weil Yusuf für alle Lehrer Botengänge erledigte, z.B. Gemüseeinkäufe zu ihren Frauen im „District Six“ nach Hause brachte, war er der Liebling der Lehrer. Doch da er regelmäßig den Nachmittagsunterricht schwänzte, gab es am nächsten Tag ein paar Stockschläge. Anschließend entschuldigten sich die Pauker bei ihm, weil es ihnen leid tat. Wegen der anderen Kinder mussten sie jedoch ihr Gesicht bewahren, damit diese weiterhin respektvoll blieben.

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3 Kommentare

Ein sehr interessanter Beitrag über einen Sänger und Menschen den ich bisher noch nicht kannte. Ich freue mich über die Fortsetzung !!!

Die Geschichten der unbekannten Stars sind meist die spannendsten, wie man auch hier wieder Liest.

sehr schön

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