Auf Spuren von Hugenotten, Waldensern und Zisterziensern.
Radwandergruppe der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf unterwegs im Burgwald.
Trotz Corona und fehlendem Sonnenschein starteten einige Radbegeisterte unter der Leitung von Wanderführer Wolfgang Döhler zu einer Durchquerung des Burg-/u. Mönchwaldes. Schon der Aufstieg zum 407m hohen Tauschenberg auf den Wegen durch das Naturschutzgebiet "Langer Grund" bot den Teilnehmern einen ersten Eindruck von der Schönheit und der Weiträumigkeit dieser Naturlandschaft.
Mit 480 Quadratkirometer Gesamtfläche und ca 200 Quadratkilometern unzerschnittenem Flächenwald ist der Burgwald das größte Waldgebiet in Hessen und eines der größten in Deutschland. Die schier endlosen Waldwegesysteme stellen hohe Anforderungen an die Orientierungsfähigkeiten der Wanderer und der Radwanderer. Sichere Wegezeichen und verlässliche Markierungen an wichtigen Abzweigungen und Wegekreuzungen sucht man oft vergebens. Wer sich auf aktuelles Wanderkartenmaterial verlässt, kann sich hoffnungslos verlaufen und im Geländedesaster enden. Ein gutes Navigationssystem ist hier von Nöten.
Am "Wolfsturm", einer Turmruine aus dem 17. Jahrhundert am Rande der "Franzosenwiesen", konnte anschaulich an die landgräflichen Treibjagden sowie an die Ausrottung der einst auch in Hessen heimischen Wölfe erinnert werden. Das "Feuchtwiesenbiotop Franzosenwiesen" beheimatet seltene Pflanzen und Tiere, auch solche, die vom Aussterben bedroht sind und auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Beobachtet werden konnten eine vielfältige Libellenpopulation sowie der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanzenart. Die inmitten des Burgwaldes (In den Brüchern) befindlichen Wiesen wurden um 1680 den aus der Dauphine in Frankreich und aus dem Piemont in Italien ausgewiesenen Glaubensflüchtlingen (Hugenotten und Waldenser) als Heuwiesen zur Nutzung zugewiesen. Wegen der starken Durchfeuchtung, Vermoosung und Vermoorung bedurfte es umfangreicher Drenagierungen des Areals. Bis heute sind die ehemaligen Entwässerungsgräben in Resten erhalten. Auch die sehr arbeitsintensiven Entwässerungen brachten nur geringen Ernteretrag dieser "Franzosenwiesen" ein.
Die mächtigen, gut 30m hohen Sandsteinfelswände des "Großen Badensteines" lassen nur schwer das bis 1830 im Tagebau abgebaute vulkanische Basaltgestein vermuten. Bis heute schmückt es einige Strassenpflasterungen in Wetter und in Rosenthal.
Über den Kreuzeichenweg führte die Radroute nun direkt in den "Mönchwald", den östlichen Teil des Burgwaldes.Die umfangreichen Besitzungen der Zisterziensermönche des Klosters Haina begründen diesen Namen. Nach schier endlos langer Fahrt in Richtung Galgengrund bei Albshausen kam das Gelände des ehemaligen Militärflughafens Schönstadt-Bracht in Sichtweite. Nur Insider kennen noch genau die Örtlichkeit der Flugzeughangars und der Start-/u. Landepisten, wo in der Luftschlacht gegen England 1940 deutsche Messerschmitt- und Junkers-Bomber abhoben.