WELTREISE 2014 – TEIL 47: OKINAWA
Um acht Uhr morgens machen wir im Hafen der Stadt Naha auf der Insel Okinawa Hontō fest und fragen uns, ob wir jetzt im Königreich Ryūkyū, oder im 51. Staat der USA, oder in China, oder in Japan ankommen.
Tatsächlich sind diese Fragen berechtigt, denn die südlichste Präfektur Japans war einmal das Königreich Ryūkyū, bis es von Japan im 19. Jahrhundert einverleibt wurde. Die Schlacht um Okinawa im Jahre 1945 war eine der letzten großen Schlachten im Pazifikkrieg, die schätzungsweise 240.000 Menschenleben kostete. Anschließend wurde die Insel durch die USA besetzt, und während der Besatzungszeit versuchte man, einen von Japan unabhängigen „Staat Okinawa“, die „Republic Ryūkyū“, zu bilden. Sogar ein Anschluss als US-Bundesstaat, wurde in Erwägung gezogen. Erst am 15. Mai 1972 gaben die Amis die Insel an Japan zurück. Mehr als ein Fünftel der Hauptinsel ist mit fast 18.000 stationierten Marineinfanteristen auch heute noch eine kaum verschwiegene US-Militärbasis, die als „der unversenkbare Flugzeugträger der USA“ bezeichnet wird.
Im 2. Weltkrieg war Shuri das Zentrum der japanischen Verteidigung. Deshalb stellte es für den amerikanischen Angriff in der Schlacht von Okinawa von März bis Juni 1945 das wichtigste Ziel dar. Wir verzichten auf den Besuch der zahlreichen Gedenkstätten zum 2. Weltkrieg, wie das Himeyuri-Monument mit dem Friedensmuseum sowie die "Ecksteine des Friedens" in Mabuni.
Stattdessen fahren wir mit dem Taxi zum Shuri-Palast im gleichnamigen Stadtteil, der einmal Hauptstadt und Königssitz des Königreiches Ryūkyū war. Schloss Shuri wurde von der „USS Mississippi” dem Erdboden gleichgemacht und der größte Teil der Stadt zerstört. Kurz nach dem Ende des Krieges wurden die Mauern des Schlosses bereits wieder aufgebaut und die Restauration der zentralen Palasthalle (Seiden) wurde 1992, zum 20. Jahrestag des Endes der amerikanischen Besatzung auf Okinawa, vollendet. Den nach Originalplänen vollständig rekonstruierten und restaurierten Palast in einem einmaligen Gemisch von japanischem, chinesischem und Okinawastil betreten wir durch das berühmte „Shurei-Mon“ Doppeltor, das sogar die 2000 Yen Banknote ziert. Mächtige Verteidigungsmauern haben teilweise sogar die Granaten und Bomben der Amerikaner überlebt. Das Innere des Palastes ist in roten Lackfarben gehalten und wir sehen viele erhaltene Kult- und Gebrauchsgegenstände vergangener Zeiten. Eine Replik des Thrones bildet die Hauptattraktion des Palastes, in dem das Gedränge und Geschiebe der Touristen aus ganz Japan sehr groß ist.
Wir flüchten zum „Shikinaen Royal Garden“, einem wunderschönen Zen-Garten. Hier sehen und erleben wir wieder die perfekte japanische Bändigung von Topografie, Wasser und Pflanzen im Tsukiyama-Stil. In ihm werden Berge von Steinen und kleinen Hügeln symbolisch dargestellt, und ein Teich repräsentiert das Meer. Es handelt sich also praktisch um eine Miniaturlandschaft: die Welt im Garten. Die Ursprünge der besonderen Kunst dieser Zen-Gärten liegen in den chinesischen Gärten, die auf den Taoismus und das Prinzip Yin und Yang zurückgehen. Um sie vollends zu verstehen, ist es nötig, sie richtig lesen zu lernen. Neben dem theoretischen Wissen über die Gestaltung und der Handwerkstechnik muss sich der Betrachter des Gartens in den gegebenen Ort einfühlen. Die perfekte Harmonie wirkt beruhigend auf die Augen und den Gemütszustand des Betrachters. Entsprechend entspannt kehren wir an Bord zurück. Morgen werden wir zum letzten Male japanischen Boden betreten.
Fortsetzung folgt.
Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/weltreise-...
Ja Peter, wir Deutschen sind sowieso an Allem schuld und streuen uns gerne Asche aufs Haupt.