myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Tag der Tracht

Wenn sonntags in Marburgs Stadtteil Ginseldorf Zeit für den Kirchgang ist sieht, man kaum noch Frauen in Marburger katholischer Tracht die sich auf den Weg machen. Anders war dies am vergangenen Sonntag. Da füllte sich zunächst der Kirchenvorplatz und dann der Kirchenraum mit Trachtenträgern/innen evangelischer und katholischer Konfession, wie man an den getragenen Trachten erkennen konnte. Die Hessische Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) hatte zum „Tag der Tracht“ in die katholische Kirche St. Johannes eingeladen. Seit drei Jahren wird dieser Tag jeweils am dritten Sonntag im Oktober begangen um die Tracht in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stellen. Peter Kelch, 1. Vorsitzender der HVT Bezirk Mitte, gab zu Beginn der Veranstaltung bekannt, dass in diesem Jahr von den acht Trachten des Marburger Landes, die Marburger katholische Tracht zur „Tracht des Jahres“ ausgewählt wurde. Gemeindereferentin Andrea Tomanek begann ihre Andacht mit dem Sprichwort „Kleider machen Leute“ wobei sie damit den Stolz der Frauen meinte, mit dem sie ihre Trachten tragen. Hier kann man Herkunft, Familien- und Besitzstand erkennen. Ortsvorsteherin Christine Dersch konnte Ginseldorfs einzige Trachtenfrau Katharina Stey begrüßen. Aus Roßdorf war Trachtenfrau Christine Luzius gekommen. Nach dem Lied „Lobe den Herrn“ stellte Stephan Theißen mit den Mitglidern der Trachtengruppe Stausebach die verschieden Ausführungen der katholischen Tracht vor, die im Laufe des Jahres aber auch im Lebenslauf, besonders der Trachtenfrauen, getragen wurden. Angefangen von der Arbeitstracht über die Sonntagstracht bis hin zur Feiertagstracht. Wobei er auch auf die unterschiedlichen Kleiderordnungen in den katholischen Dörfern bei der Farbauswahl zu bestimmten Festen hinwies. So wird bei kirchlichen Feiertagen in einigen Dörfern am 1. Feiertag eine blaue Schürze und am 2. Feiertag eine grüne Schürze angelegt. In anderen Dörfern ist es gerade umgekehrt. Er gab dann eine kurze Beschreibung der katholischen Tracht ab: Als die kleinen Mädchen laufen lernten, bekamen sie die erste Tracht. Die Farbfolge, die sie dann durchs ganze Leben begleitete ist Rot, Grün oder Blau und Schwarz. Das Saumband der Röcke ist erst rot, bei Verheirateten grün oder blau, bei alten Frauen schwarz. Der Motzen ist aus Wolle gestrickt, bei der Festtagstracht aus Seide oder Samt. Das „Kirchewerk" wird nur zum Gottesdienst getragen. Sonntags nachmittags trägt man Ausgehwerk, was man auch in die Stadt anzieht. Das sonn- und festtägliche Prunkstück ist das reichbestickte Brusttuch, dessen Enden breit über den Rock hängen. Höchste Entfaltung zeigt die Brauttracht mit der Brautkrone. Auch die kleinen Erstkommunikanten gingen als kleine Bräutchen mit ähnlichem Kopfschmuck wie die Braut. Nach der Ehe ebbt die Farbenfreude allmählich ab und flammt nur an Festtagen noch zur vollen Pracht auf. Im Alter wird nur noch Schwarz getragen. Auf dem Kopf trug man eine Kappe (flache Betzel) und nachdem diese weggefallen war wurden die Haare zu zwei Zöpfen geflochten und rund um den Kopf gelegt. Eine liebevoll gestaltete Außstellung von Trachtenteilen veranschaulichte Theißens Ausführungen noch einmal ausdrucksvoll. Im Anschluss an die Trachtenpräsentation trug die Trachtengruppe aus Dautphe mit drei in Dautpher Platt gesungenen kirchlichen Liedern zum Programm bei. „Danke fier derren goure Morje, danke fier jeden naue Doag“, „Grußer Gott mer lowe Dich“ und „Leise, Leise“ kam bei den Zuschauern sehr gut an. Auf einem Hof in Kirchennähe zeigten dann die Jugendlichen der Volkstanzgruppen aus Emsdorf und Ginseldorf schwungvolle Tänze. Musikalisch begleitet wurden sie von der Musikgruppe der Volkstanzgruppe Gladenbach, die wohl die älteste Musikerin des Kreises in ihren Reihen hat. Mit 89 Jahren spielt sie noch gekonnt auf der Blockflöte mit.

Foto 1: Die Volkstanzgruppe Stausebach präsentierte die Marburger katholische Tracht.
Frauen aus Roßberg hatten besondere Hauben mitgebracht. Auch Ginseldorfs noch einzige Trachtenfrau Katharina Stey war zur Trachtenvorstellung gekommen.

Foto 2: Die Jugendgruppe aus Ginseldorf und Emsdorf unterhielten die Gäste mit flotten Tänzen beim Nachmittagskaffee.

Foto und Text: Bernhard Hermann

Gruß Bernhard Hermann

Weitere Beiträge zu den Themen

Hessische TraditionenHVT BkJ TrachtMarburg-BiedenkopfVereine - Landkreis-Marburg-BiedenkopfTag der Tracht

2 Kommentare

Das ist ja eine schöne Veranstaltung gewesen, mit all den schönen alten bestickten Trachten.

Wunderschoen gemacht Bernd, Vielen Dank! Immer wieder ein Stueck von der Heimat.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite

Themen der Woche

Botanischer GartenRP GießenMarburgSpiegelslustturmGemüsegartenSpiegelslust MarburgFriedhofsamt MarburgHeilige ElisabethZerstörungKaiser-Wilhelm-TurmWintergemüseKriegsgräberfeld