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Stau in Marburg. Verkehrsprobleme gibt es in Marburg nicht erst seit gestern.

Verkehrsstau, Verkehrsberuhigung, Umgehungsstraßen, als Begleiterscheinungen des Massenverkehrs, sind keine Erfindungen heutiger Stadtplaner. Marburg ist ein Beispiel dafür, wie sich eine Stadt bereits vor über 200 Jahren mit diesen Problemen herumzuschlagen hatte – und nach Lösungen suchte – und diese auch fand.

Als 1723 die erste steinerne Brücke Marburgs an der Stelle der heutigen Bahnhofsbrücke die Lahn überquerte nahm der gesamte von den Häfen Bremens über Kassel kommende Fracht- und Postverkehr in Richtung Frankfurt, aber auch alle Heereszüge, ihren Weg über die neue Brücke. Auf der Elisabethstraße vorbei an der Elisabeth-Kirche, den steilen Steinweg hinauf, über die Wetter- und Marktgasse, den Marktplatz nahmen sie ihren Weg in die Stadt, um sie über das Barfüßertor in südlicher Richtung wieder zu verlassen. Man kann sich vorstellen, wie sich die schwer beladenen Frachtwagen im Schritttempo über das gefährlich glatte Kopfsteinpflaster bergauf mühten. Das starke Gefälle in Gegenrichtung war nicht minder gefahrvoll.

Ein weiterer Weg führte auf dem bereits seit 1284 existierenden “krumbe wag - später Krummwoge“, heute als Krummbogen bekannt, über Weidenhausen , die Weidenhäuser Lahnbrücke durch das Lahntor und über die steile Reitgasse zum Marktplatz. Diesen Weg nahmen auch 1807 die Truppen Napoleons als sie die Viktoria mit der Quadriga vom Brandenburger Tor als Siegestrophäe nach Paris transportierten. An der engsten Stelle des Weges, in der nur 3m breiten Marktgasse, blieb der Konvoi schließlich stecken. Als die Franzosen daraufhin den Abriss der im Wege stehenden Gebäude befahlen, war es dem beherzten Eingreifen eines Mechanikers, der den Weg über die Untergasse als gefahrlosere Alternative berechnete, zu verdanken, dass die Zerstörung der Häuser verhindert werden konnte und die riesie Quadriga rückwärts die ganze steile und gewundene Reitgasse hinunter bugsiert werden musste. Dieser Vorfall führte später dazu, dass Pilgrimstein und Frankfurter Straße quasi zur Umgehungsstraße für den Durchgangsverkehr ausgebaut wurden, was entscheidend zur Verkehrsberuhigung der damaligen und auch heutigen Marburger City beigetragen hatte.

  • Marburgs erste steinerne Brücke als Stahlstich von Joh.Poppel, gezeichnet von L.Rohbock um 1850
  • hochgeladen von Karl-Heinz Töpfer
  • Bild 5 / 5

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7 Kommentare

@Karl-Heinz,
ein sehr schöner Beitrag. Du hast aber auch jede Menge altes Material über Marburg. Man lernt immer wieder noch dazu.

Hallo Friederike, ich denke, Dir wird es ähnlich gehen: Je länger und weiter man von seiner "gefühlten" Heimat, seinen Wurzeln entfernt ist, desto mehr liebt man sie und beschäftigt sich mit ihr. Und was die Fülle an altem Material betrifft, da kenne ich einen am Kaffweg...

Ja, Siegfried, die Lahnauen waren ganz schön versumpft und vom Hochwasser regelmäßig heimgesucht. Deshalb wurde die Lahn im Stadtgebiet später regelrecht eingedeicht. Und die "Deiche" sind heute beliebte Spazierwege. Der Weg über die steinerne Brücke in die Stadt, die heutige Bahnhofsstraße war seinerzeit ein aufgeschütteter Damm, sonst wäre auch er - wie der schlammige Krummbogen entlang der Lahn, für die schweren Frachtwagen in den Nassperioden unpassierbar gewesen.

Sehr schön geschriebener Bericht.

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