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OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 23 - NUR DREI LEBENSRETTENDE SCHRITTE

Key West, Florida. MS „Amadea“ dampft den Mississippi hinab und durch das Delta zurück in den Golf von Mexiko. Am folgenden Tag auf See sehen wir unzählige mit dem Lösungsmittel Corexit verklumpte Ölflecken aus der „Deepwater Horizon“-Katastrophe im April vor einem Jahr. Wir sind deprimiert, zu sehen wie die Menschen den Ast absägen, auf dem sie sitzen.

Ein strahlender Morgen begrüßt uns am südlichsten Punkt der USA. Key West ist eigentlich eine Insel, die jedoch durch eine lange Brücke mit dem Festland verbunden ist. Deshalb wird dieser Ort als der südlichste Punkt des US-Festlandes bezeichnet. Von hier sind es nur 80 Meilen bis zur Insel Kuba.

Vorbei an den grimmigen Gesichtern und schwarzen Uniformen der Grenzpolizei betreten wir einen sonnendurchfluteten, fröhlichen Badeort, der in seiner lockeren Atmosphäre stark an Kalifornien erinnert. Wir schlendern die Hauptstraße entlang und beobachten das bunte Treiben der überwiegend amerikanischen Touristen. Schließlich erreichen wir einen hässlichen Markstein, der den südlichsten Punkt der USA markiert. Das Haus und den schönen Garten, in denen Ernest Hemingway ab 1928 einige Jahre verbrachte, besichtigen wir nur von außen, um die Menschenschlange, die sich vor der Kasse gebildet hat, zu vermeiden. Statt dessen bummeln wir langsam zurück in Richtung Mole.

Unterwegs betritt meine Frau immer wieder eines der schönen Geschäfte, um ein paar kleine Souvenirs zu kaufen. Meist warte ich vor dem Geschäft und beobachte die Touristen. Ich lehne mich an den 30 Zentimeter dicken Stamm einer Palme, die vor einem Souvenirladen auf dem Bürgersteig wächst. Neben der Palme befindet sich ebenfalls auf dem Bürgersteig ein größerer Fahrradständer aus gebogenem Metall. Drei Schritte mache ich bis zum Schaufenster des Geschäftes, als es hinter mir plötzlich furchtbar kracht. Ein großes rotes Pick-up Auto ist von der Fahrbahn abgekommen, rammt mit dem rechten Vorderrad den stabilen Fahrradständer, zermalmt die darin abgestellten Fahrräder und knickt den starken Stamm der Palme, an den ich mich noch vor 10 Sekunden angelehnt hatte, ab. Ich stehe wie erstarrt, als meine Frau meinen Namen schreiend aus dem Laden gestürzt kommt. Der Pick-up setzt ohne anzuhalten seinen Schlingerkurs auf der Fahrbahn fort und verschwindet aus meinem Blickfeld. Das war knapp! Das Alles geht so schnell, dass ich nicht daran denke, ein Foto des Autos zu machen. Sofort gibt es einen Menschenauflauf. Mit zitternden Knien entfernen wir uns und gehen langsam zurück zum Schiff. Key West hätte sehr leicht auch der Endpunkt meines Lebens sein können. Nur drei Schritte in die richtige Richtung bewahrten mich vor einer Katastrophe.

  • SCHÖNE ALTE VILLEN, DIE AN NEW ORLEANS ERINNERN
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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8 Kommentare

Und was kannst Du daraus lernen, Hans? Du bist halt noch nicht dran, weil du noch gebraucht wirst.

Oder Du bist ohne es zu wissen mitten in die Dreharbeiten zu der Hemmingway-Verfilmung "Wem die Stunde schlägt" geraten:-)

Super, Carlos, Du hast voll durchgeblickt ;o))) ...und ich hab's noch nicht mal gemerkt! Jetzt werde ich endlich ein Superstar!

Zum Glück ist alles noch einmal gut gegangen, Hans-Rudolf. ...Und wir können weitere Kostproben Deiner Schreibkunst bewundern. Freue mich schon darauf.
Gruß Fred

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