Konfirmation a la 1968
Es war Anfang Mai 1968, als ich konfirmiert wurde. Ob ich das wollte oder nicht, war damals keine Frage.
Ich weiß noch, dass die Sonne schien, für die Jahreszeit war es sehr warm. Ich kann mich nämlich erinnern, dass ich in meinem Konfirmationsanzug ziemlich schwitzte. Außerdem kratzte der Hemdkragen, der eng gebundene, ungewohnte Schlips ließ ihn am Hals scheuern. Das war dann schon am Nachmittag nach dem Kaffeetrinken mit der ganzen Verwandtschaft. Glücklicherweise war da das Schlimmste schon vorbei. Das Schlimmste ... das war für mich die Konfirmandenprüfung in der Kirche gewesen. Sie fand in der evangelischen Universitätskirche statt, die Kirche war rappelvoll und ich sollte drei Fragen beantworten ... vor allen Leuten. Unvorstellbar!
An die Fragen kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiß nur, das ich zwei richtig beantwortet hatte und eine falsch. Mit hochrotem Kopf hatte ich mich wieder hingesetzt. Trotz meiner Zweifel, ob ich denn nun bestanden hatte, wurde ich eingesegnet und war somit konfirmiert. Immerhin! Das war geschafft.
Jetzt stellte sich noch die Frage was es für Geschenke geben würde. Da war ich schon sehr gespannt. Von meinen Großeltern hatte ich ja schon den Konfirmationsanzug und das Gesangbuch als Geschenk erhalten. Toll! Da war nun nichts mehr zu erwarten.
Ich weiß nicht, was mit meiner Verwandtschaft und den sonstigen Gästen so los war, mir wären nämlich Geldgeschenke, als Ausgleich für ein Jahr Konfirmandenunterricht und sonntägliche Kirchengänge, am liebsten gewesen. Aber irgendwie passierte da nichts. Da wuchs nichts rüber. An zwei Bücher kann ich mich erinnern: Der Kurier des Zaren von Jules Verne und Don Camillo und Beppone von Giovanni Guareschi. Der Kurier des Zaren war okay, aber Don Camillo und Beppone? Hallo?
Berge gab es an Taschentüchern. Dabei wurden damals doch schon Papiertaschentücher vertrieben, was sollte ich also mit Stofftaschentüchern? Ach ja ... Unterwäsche gab es auch. Haufenweise! Als ob ich als Vierzehnjähriger scharf auf Unterwäsche gewesen wäre.
Tja .. und die Ausbeute an Bargeld? Immerhin ganze fünfundsiebzig Mark konnte ich mein eigen nennen. Wo die nun tatsächlich noch hergekommen waren, kann ich nicht sagen. Ich habe mir später davon ein Transistorradio gekauft. Also insgesamt gesehen war für mich die ganze Angelegenheit ziemlich enttäuschend gewesen.
Mein Konfirmationsspruch jedoch hat mir gefallen: "Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben." Immerhin hatte ich damit meine Existenzberechtigung erhalten. War für mich damals als Vierzehnjähriger nämlich nicht selbstverständlich.
Falls aber jemand wegen der Geschenke Mitleid mit mir haben sollte: Ich nehme auch noch heute gerne Geldgeschenke entgegen ...
Eine Buttercremetorte ist natürlich auch nicht schlecht...