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IN 160 TAGEN UM DIE WELT (TEIL 8)

Ende der zweiten Etappe der Reise um die Welt. Wir haben drei Tage Zeit für Havanna, Kuba weil wieder Passagiere gehen und kommen.

10.1.08: Morgens bin ich schon um 6 Uhr auf dem Oberdeck, um unsere Einfahrt in die berühmte Bucht von La Habana zu filmen. Das Schiff geht in eine Warteschleife und wir bestaunen die Silhouette der Stadt mit Malecón (Uferpromenade) auf der Steuerbordseite und die Festung El Morro auf Backbord. Die hinter uns aufgehende Sonne verzaubert Stadt und Bucht in rosa. Alle Passagiere sind begeistert. Wir freuen uns auf drei spannende Tage.

Nach dem Frühstück verlassen wir das Schiff. Einreisevisum und Handgepäck (Lebensmittel verboten) werden zum ersten Male auf dieser Reise sehr streng kontrolliert. Viele Uniformierte beäugen uns kritisch und reserviert. Doch ein paar lockere Sprüche auf Spanisch und schon haben wir Menschen vor uns, mit denen wir drei Tage lang wunderbar auskommen werden. Und hinein geht’s in ein gut gepflegtes Chevrolet Cabriolet Baujahr 61. Stadtrundfahrt zwecks Überblicks. Man zeigt uns die Schokoladenseite der Stadt:
Capitol (Imitation des Baus in Washington. D.C.), Platz der Revolution, Finanzministerium (hier prangt Che Guevaras Kopf in Schmiedeeisen an der Front des Gebäudes), Castillo (Festung) de la Real Fuerza, Castillo de la Punta, Plaza de Armas und Palacio de los Capitanes Generales.
Nachmittags Stadtbummel auf eigene Faust. Abseits des Zentrums verrotten die wunderschönen alten Häuser aus der Gründerzeit. Die Armut der Menschen ist augenfällig.
Betteln verboten, denn Kuba geht es gut! Es gibt zwei Währungen: die offizielle, die Nichts wert ist und den CUC Touristen-Dollar, der nur gegen EUROS erworben werden kann. Einheimische dürfen dieses Geld nicht besitzen. US Dollars sind verboten. Spitzel sind überall in den Straßen. Die Geschäfte und Schaufenster sind leer.
Abends suchen und finden wir eine Kneipe, wo Einheimische zu Live-Musik Salsa tanzen. Wir sind dabei und schwitzen maßlos.

11.1.08: Ein Passagier, der ein Schachbegeisterter ist, erzählt uns von dem Grab des größten Schachspielers aller Zeiten. Er hieß José Raul Capablanca und ist wohl immer noch der Übergott aller Schachspieler, obwohl er schon 1942 starb. Also rein ins Taxi und zum riesigen Friedhof Havannas. Wahnsinn: Alle Gräber, Mausoleen, Kapellen, Statuen sind aus weißem Marmor und besser erhalten als die vor sich hin modernden Gebäude der Altstadt. Welcher Reichtum hatte hier vor der Revolution geherrscht.
Nachmittags Spaziergang durch die Altstadt: Hemingway-Kneipe (Bodeguita del Medio), Hemingway-Hotel, Rum-Museum und Trödelmarkt. Unser chilenischer Sänger an Bord nimmt uns abends mit in eine versteckte Tablas-Kneipe. Hier spielen und tanzen kubanische Musikstudenten spanischen Flamenco. Eine blonde kubanische Musikstudentin tanzt auf der Holzbühne (Tablas) um ihr Leben. Nach einem viertelstündigen Fandango kollabiert sie beinahe auf der Bühne. Nirgendwo in Spanien habe ich einen so reinen klassischen Flamenco-Tanzstil gesehen. Es reißt uns ständig von den Stühlen.

12.1.08: Beim Stadtbummel kommen wir mit zwei Kubanerinnen ins Gespräch, weil ich wissen möchte, wo sich der Salsa Tanzpalast mit Tanzschule und Band-Übungsräumen befindet. Sie führen uns zu einem großen alten Gebäude in der Nähe des Capitols. Hier wohnte früher die Castro Familie. Das Haus ist erfüllt von Musik. Bei einem leckeren Mojito mit frischem Pfefferminzkraut erzählen wir uns gegenseitig unser Leben. Da sie keine CUC besitzen dürfen, kaufen wir für jede Familie eine zusätzliche Lebensmittelkarte für je EUR 40.
Das bedeutet Essen für einen Monat für zwei zehnköpfige Familien. Mit den beiden trauen wir uns auf die Schattenseite Havannas und sind erschüttert über die unmenschlichen Lebensbedingungen im subtropischen Kommunismus.
Nachmittags besuchen wir einen Treffpunkt kanarischer Familien, die schon lange auf Cuba leben und von Ihrer Verwandtschaft auf Teneriffa abgeschnitten sind. Wir müssen viele Fragen beantworten.
Abends verzichten wir auf die berühmte Tropicana-Abzocke und genießen kubanischen Flamenco – vom feinsten.

13.1.08: Stadtbummel bis zur Rum-Destille Havana Club. Besichtigung und Einkauf. Ein letzter Spaziergang auf dem Malecón (Uferpromenade). Nachmittags zurück an Bord. In der Abenddämmerung winken wir mit Tränen in den Augen den tausenden von Cubanos zu, die sehnsüchtig unser Schiff in die Freiheit entgleiten sehen. Hinter uns liegen eine faszinierende Stadt und ihre starken Menschen. Ihnen zur Ehre singen wir:

“Cuando salí de Cuba, dejé mi vida dejé mi amor. Cuando salí de Cuba, dejé enterrado mi corazón.”

Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/50507/in-16...

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8 Kommentare

Wie Hans-Rudolf richtig gefühlt und durch sein pathetisches Ende dieses Berichtes zum Ausdruck bringt, ist es sicher nicht ganz unproblematisch, mit einem dicken Kreuzfahrtschiff ein Land wie Kuba anzulaufen und sich dann quasi bei einem halben Tag "Freigang" einen realistischen Eindruck der Verhältnisse zu verschaffen. Ich selbst bereise dieses Land jetzt zum 8. Mal und ich kann euch nur sagen: 1. ist Kuba nicht nur Havanna und 2. Ist dieser Sozialismus und das Regime nur eine Seite der Medaille, die ich hier auch nicht nur ansatzweise rechtfertigen will. Die Verhältnisse von vor der Revolution sind halt in Form von vielen Zeitzeugen noch allgegenwärtig. Trotzdem finde auch ich die Berichte und die Fotos sehr unterhaltsam, die politische Diskussion würde ich allerdings nicht in den Zusammenhang mit dieser Reise stellen. Im Übrigen kenne ich auch ein bisschen La Palma und wenn man genau hinschauen möchte, kann man auch dort Palmeros entdecken, die einem im Vergleich zu zugewanderten Deutschen richtig leidtun können.

@Dietrich: wir hatten nicht nur einen halben Tag "Freigang", sondern waren drei Tage in Havanna (siehe Bericht). Dann folgte Santiago de Cuba (ein Tag). Bericht folgt Morgen. Die soziale Situation der Menschen sollte uns nicht egal sein. Wenn ich sie ausklammere, haben wir wieder Friede, Freude, Eierkuchen wie in vielen Medien. Es ging mir nicht um Politik, sondern um die Menschen, mit denen wir uns lange unterhielten und denen wir halfen.
Was La Palma betrifft, so tun mir die Deutschen leid, denen die Palmeros das Haus über dem Kopf anstecken. Siehe:
http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/46980/der-b...
Sonnige Grüße von TF, HRK

Ach, wie wunderschön! Von Einheimischen die Stadt gezeigt zu bekommen, deren Sprache zu sprechen, ist natürlich ein Superding! Du kannst auch so anschaulich schreiben, dass man das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein.

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