Hessenabend in Langenselbold
Trachtengruppen aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf beteiligten sich an der Programmgestaltung des großen Hessenabends in der Klosterberghalle Langenselbold.
Unter dem Motto „Der Jahreskreis im Hessenland“ wurden die 500 Besucher auf die kommenden Ereignisse des 49. Hessentages eingestimmt. Bunt und traditionell ging es zu bei dem Volkstumsabend, zu dem die Stadt Langenselbold und die Hessischen Staatskanzlei eingeladen hatten. Die Programmgestaltung wurde von den Mitgliedsgruppen aus den fünf Bezirken der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) übernommen. Über 200 Teilnehmer von 11 Tanz- und Trachtengruppen zählte der HVT-Vorsitzende Torsten Frischkorn, die ein vielseitiges Programm auf die Bühne brachten. Eröffnet wurde der Abend von der Langenselbolder IG Bachtanz. Die Gruppe wurde von Torsten Frischkorn als neuestes Mitglied in der HVT begrüßt. Junge Trachtentänzer- und Trachtentänzerinnen aus Ginseldorf und Emsdorf hatten sich den Frühling ausgesucht und zeigten alte Bräuche aus dem Marburger Land, hier insbesondere die der Osterzeit. Mit lautem Gerassel ihrer Ratschen zogen die Jugendlichen auf die Bühne und zeigten auf, wie die Gläubigen vor Ostern zum Kirchgang gerufen wurden, weil die Glocken nach Rom geflogen waren. Der zweite dargestellte Brauch wurde so erläutert:„Was in Bayern unter dem Begriff „fensterln“ bekannt ist, wird bei uns „lettern“ genannt. Da ziehen die Jungen Männer am Ostersamstag mit Leitern zu den Fenstern ihrer ausgewählten Liebsten und erhalten von ihr ein Osterei, welches mit einem Spruch verziert ist, aus dessen Inhalt der Grad der Zuneigung zu erkennen ist. Die Biedenköpfer Volkstanzgruppe zeigte verschiedene Erntebräuche, die mit Tänzen um den Bänderbaum dargestellt wurden. Den „Winter“ präsentierte die Volkstanzgruppe Altenmittlau. Dass sich auch die im Herbst um die Spinnräder versammelten Weiber sich im Jahreskreis die Zeit zu vertreiben wussten, demonstrierte die Tanzgruppe der Hessischen Volkskunstgilde. Denn um 1900 galt die Spinnstube "als Treibhaus der Unsittlichkeit". Die Gruppe hatte Ausschnitte aus ihrem Theaterstück „In die Neue Welt“ mit Tanz, Gesang und Schauspiel auf die Bühne gebracht und wurde dafür mit viel Anerkennung bedacht. Die Sing-Spiel- und Trachtengruppe Rüddingshausen präsentierte sich mal ganz anders als wir es gewohnt sind. Die Frage „Wie lernt eigentlich der einsame Schäfer auf dem Feld eine Frau kennen?“ wurde mit Musik, Gesang, Mundart Schauspiel beantwortet. Beim Tanz „Hahn im Korb“ umgarnten die „jungen Hühner“ den Schäfer und forderten ihn zum Tanzen auf. Mit der Vereinshymne „Hessenland“ marschierten die 40 Musiker/innen auf die Bühne. Dann folgte ein Dialog auf Rüddingshäuser Platt zwischen Malin Dietz und Kathrin Wallon. Die „Deutsche Tracht des Jahres“ wurde von der Tanz- und Trachtengruppe Loshausen präsentiert. Sie trugen die originalen Schwälmer Trachten und hatten als besonderen Blickfang ein Paar in Hochzeitstracht mitgebracht.
Die Tanz- und Trachtengruppe Schenklengsfeld brachte schließlich Szenen aus dem osthessischen Kirmesgeschehen auf die Bühne. Das Jahr neigte sich dem Ende zu mit der Tanzgruppe des HVT-Bezirks Süd wobei die Trachtengruppe des OWK Reichelsheim das Jahr ausklingen lies. „Eine sehr gelungene Veranstaltung“ war zum Ende des Abends von den Zuschauern zu hören. Das fanden auch die Hessentagsbeauftragten aus Stadtallendorf Annette Schneider, Hubertus Müller und Reiner Bremer, die zu Studienzwecken nach Langenselbold gereist waren. Unter den Zuschauern waren auch Mona Lorena Monzien und Fabian Gies aus Stadtallendorf, die zum Hessentagspaar des Jahres 2010 ausgewählt wurden. Sie hatten sich vor der Veranstaltung mit den Hessentagspaaren aus Hessisch Lichtenau, Butzbach und Langenselbold zum Erfahrungsaustausch getroffen. Ihren ersten offiziellen Auftritt haben die beiden beim großen Hessentagsfestzug, wenn sie zum Ende des Langenselbolder Hessentages die Hessentagsfahne überreicht bekommen. Das Stadtallendorfer Hessentagspaar war überrascht von der Vielfalt der Hessischen Trachten und des von der HVT dargebotenen Programms. Fabian Gies fasste seine Eindrücke so zusammen: „Gerade der Mix von Volkstanz, Gesang, Mundart und Schauspiel sorgte dafür, dass es bei dem dreistündigen Programm nicht langweilig wurde. Wir waren immer gespannt darauf, was als nächstes kommen wird. Nach diesem Abend freuen wir uns noch mehr auf unsere Aufgabe, den Hessentag in Stadtallendorf repräsentieren zu dürfen.“ Zum Abschluss des Hessenabends stimmten dann alle Beteiligten mit dem Publikum zu "Keiner schöner Land" ein und bestätigten noch einmal die fröhliche Stimmung, die bereits den Abend über in der vollbesetzten Klosterberghalle zu spüren war.
Text und Foto: Bernhard Hermann
Ist ein toller Bericht, hat mir sehr gut gefallen.
Man könnte meinen, man wäre selber dort gewesen.