GELIEBTES SPANIEN - TEIL 22: LA GOMERA – ZEITREISE INS TERTIÄR
Stimmt es, dass man auf Gomera eine Zeitreise in das Erdalter Tertiär machen kann? Ja, tatsächlich, denn inmitten der Insel liegt der Nationalpark Garajonay, der rund 10 Prozent der Inselfläche bedeckt. Die Wälder im Park sind Lorbeerwälder, die aufgrund der fehlenden Eiszeit hier tatsächlich noch so ausschauen wie Europa im Tertiär. Das Herzstück des Nationalparks besteht aus immergrünem Nebelwald mit bis zu zwei Meter hohen Farnen, von den Bäumen hängenden langen Bartflechten, mit Moos bewachsenen knorrigen Ästen, Baumheide und je nach Jahreszeit einigen Bächen und Wasserfällen.
Der Name Gomera stammt wahrscheinlich von einem Berberstamm Nordafrikas, der damals die Insel besiedelte. Nachdem die spanischen „Conquistadores“ die Insel erobert hatten, wurden viele Einwohner als Sklaven nach Spanien verkauft. Stattdessen verbannte man gerne Straftäter, Ungläubige und politisch aufmüpfige Personen, von denen viele Familien der heutigen Bevölkerung abstammen, auf die Kanarischen Inseln.
Auf seiner Reise über den Atlantik fassten die drei Schiffe von Christoph Columbus am 6.9.1492 hier noch einmal Frischwasser, bevor sie die Alte Welt verließen.
Zuckerrohr, Wein und der Farbstoff der auf Opuntien gezüchteten Cochinelle (Schildlaus) waren im 16. Jahrhundert die wichtigsten Exportartikel der zweit kleinsten Kanareninsel. Der Niedergang dieser Produktionen führte zu Not und Armut und mehreren Auswanderungswellen nach Mittel- und Südamerika in den folgenden Jahrhunderten.
Erst 1974 wurde ein regelmäßiger Fährverkehr zwischen Teneriffa und La Gomera eingerichtet, der damals viele jugendliche Aussteiger aus der ganzen Welt auf die Insel brachte. Inzwischen sind die Hippies der frühen 70-er Jahre weiter gezogen. Nach langem Hin und Her setzte die kanarische Betonmafia Ende des 20. Jahrhunderts ihre Pläne für einen absolut unnützen Flughafen in die Tat um. Ein kanarisches Kassel-Calden wurde ohne Rücksicht auf die Natur mit europäischen Steuergeldern hin geklotzt. Für internationale Flüge ist die Start- und Landebahn zu kurz, weshalb Flugreisende auf Teneriffa-Süd landen. Die Flugverbindung von Teneriffa nach La Gomera wird allerdings über den nördlichen Flughafen Teneriffas abgewickelt. Kanarisch eben!
Erhalten hat sich auf der Insel eine Pfeifsprache (El Silbo), die früher von den Ziegenhirten zur Kommunikation über Täler (Barrancos) hinweg benutzt wurde. Sie wird heute wieder gepflegt und sogar in den Schulen gelehrt.
Alles in Allem bietet Gomera grossartige Landschaften auf kleinstem Radius, keine riesigen Hotel-Ressorts und viel Ruhe inmitten einer (trotz Allem) immer noch starken Natur. Wanderer und Individualtouristen sind hier glücklich.
Weitere Inseln folgen.
Siehe auch Teneriffa:
Die Landschaft erinnert an das Teno-Gebirge.