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125 Jahre Kaiser-Wilhelm-Turm auf Spiegelslust – Erinnerungen Teil 5: Der Aussichtsturm wird zum beliebtesten Ausflugsziel in Marburg

Im Jahr 1890 fanden die Arbeiten am lange ersehnten Aussichtsturm auf Spiegelslust ihren Abschluss. Die Einweihungsfeier wurde zum größten Fest, welches die Marburger Bürger in ihrer Stadt im 19. Jahrhundert erleben sollten. Alle Bürger hatten für den Bau ihres Aussichtsturms auf Spiegelslust gespendet. Alle Bürger hatten am 2. September 1890 an der Einweihung des lange ersehnten Turmes in euphorischer Stimmung teilgenommen.

In den Jahrzehnten nach der Einweihung strömten die Marburger Bürgerschaft an den Feiertagen hinauf zu ihrem neuen Wahrzeichen. Der Schankwirt der Spiegelslust-Gastwirtschaft übernahm zugleich die Bewirtschaftung des Turmes samt Verkauf der Eintrittskarten. Die Besteigung kostete für Erwachsene 10 Pfennige und für Kinder 5 Pfennige. Pro Jahr wurden bis zu 10.000 Eintrittskarten abgerechnet. Noch 1920 waren fast die gleiche Zahlen vom Kartenverkauf in den Akten verzeichnet. Der Turm wurde zum Hauptanziehungspunkt für Ausflüge der Marburger in die Umgebung.

Die Pächter der Gaststätte und zugleich des Turms erbaten von der Stadt die Verbesserung der Infrastruktur. Die notwendigen Arbeiten erfolgten nach und nach. 1901 wurde eine Quelle gefasst, 1909 wurde eine Wasserleitung zum Turm gelegt. Ab 1908 projektierte man eine Zufahrt zu Spiegelslust vom „Gefällsweg“ her. Erst zwanzig Jahre später kam die Straßenverbindung von Bauerbach her dazu (heute: Hermann-Bauer-Weg).

Eine Terrassenüberbau vor dem Restaurationszimmer neben dem Turm wurde seitens der Turmbaukommission schon 1903 geplant, „da das Öffnen der Türen jedes Mal derartig starke Zugluft herbeiführt, dass Personen in der Nähe nicht zu sitzen vermögen“. Die Realisierung des Windfangüberbaus gelang nicht. Erst mehr als hundert Jahre später wurde diese immer wieder gestellte Forderung erfüllt.

Ein großer Missstand war das Fehlen einer elektrischen Beleuchtung auf Spiegelslust. Erst 1927 mit dem Hinweis auf das Universitätsjubiläum wurde eine Freileitung zum Turm hergestellt. Auch eine Telefonverbindung wurde in dieser Zeit realisiert.

Der 2. Weltkrieg brachte nur geringe Zerstörungen am Turm. Aber er stand alleine im Wald. Durch Randalierer kam es zu Verwüstungen, Türen und Scheiben wurden eingeschlagen. In der Notzeit nach dem Ende des Krieges wurden sogar Flüchtlinge in die bescheidenen Räumlichkeiten des Turms eingewiesen.

Danach stand der Turm lange Zeit einsam und verwaist im Spiegelslustwald. Wer auf die Aussichtsplattform steigen wollte, musste sich den Schlüssel in der etwas 200 Meter entfernten Gaststätte holen und wieder zurückbringen. Oft wurde beklagt, dass die Schäden am Turm nicht beseitigt wurden.

1955 wurde die Turmspitze neu eingerüstet. Und erst nachdem der Turm durch die Stadt eigene Bewirtschafter erhielt, wurde es wieder lebendiger am Turm. Doch es blieb für alle Betreiber die Notzeit des Winters. Über ausbleibende Einnahmen in der kalten Jahreszeit hatten bereits alle Betreiber schon vor über hundert Jahren geklagt. Eine von der Stadt eingerichtete Rodelbahn von der Gaststätte hinunter bis zur Abdeckerei Gary konnte die Einnahmelücken nicht schließen.

Seit 2005 ist der Gastraum neben dem Turm erweitert worden und mit einer rührigen Bewirtschaftung ist wieder reges Leben im und um den Turm eingekehrt. Die hohen Besucherzahlen zu den Veranstaltungen beweisen, dass die Marburger „ihren“ Turm wieder annehmen. Immerhin haben vor mehr als 125 Jahren - ohne Ausnahme - sämtliche Marburger Bürger durch ihre freiwilligen Spenden den Bau des Aussichtsturms ermöglicht.

Daten und Geschichten entnommen aus dem Buch von Karl-Heinz Gimbel: „Der Marburger Kaiser-Wilhelm-Turm“, Marburg 2012

Hinweis:

Sonntag, 30.08.15, von 11.00 bis 18.00 Uhr: Jubiläumstag am Turm,
125 Jahre KAISER-WILHELM-TURM und 10 Jahre TurmCafé.

  • Nachts leuchtet das Herz des Turmes in das Lahntal
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  • Ansichtskarte vom Turm mit Blick auf die Stadt (um 1910)
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  • Links neben dem Turm der neue Vorbau am Schankraum
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3 Kommentare

Ferner sind die schon bestehenden alten befahrbaren Wege zu beachten.

1. Weg vom Hansenhaus Links (oberhalb den Wällen der vermuteten Siedlung aus der ?Bronzezeit?)

zu dem

2. Edne des Alter Kirchhainer Weg

Oberhalb von der späteren Abdeckerei vereinten sich die beiden Wege und führten

3. das Alte Pflaster mit dem dort stehenden steinernen Kreuz (?Löwensteinkreuz?) hoch bis zu der Kreuzung auf der heutigen Zufahrt Spiegelslust / KWT den

4. Vier Bänken (Reste existieren heute noch)

5. Von den Vier Bänken ging es geradeaus Richtung Ginseldorf / Bauerbach / ursprünglich auch Kirchhain (Nach Kirchhain von Bauerbach aus durch den Stocksgrund über Großseelheim).

6. Links abgebogen gings Richtung Spiegelslust / KWT

7. Rechts abgebogen kam man in dem damals herschenden Wegelabyrinth auf der Berghöhe zur Bauerbächer Straße / Großseelheimer Straße in heutiger Höhe zwischen Bot.Garten und Chem. Institut. Reste der damaligen Überlandstraßen existieren noch über dem Wasserhochbehälter am Trimmdichpfad und in Richtung Bauerbacher Feld.

Hallo Karl-Heinz,

mit dem Beitrag "Ein Herz für Marburg ...", erweitere ich die Bedeutung von Spiegelslust ... mit dem Herz (Ein Urlaubserlebnis).

Gruß
Peter

-> Klaus Dieter:

Für mich war wichtig der Hinweis auf die Rodelbahn hinunter zur Abdeckerei. Ich wusste davon durch Erzählungen.

Außerdem hatte ich nicht aufgeführt, dass die Steine des Turms zwar teilweise in dem kleinen Steinbruch am Turm selbst gebrochen wurden, aber der Großteil vom "Gefällsweg" - wahrscheinlich haben Pferde die Steine über Rollen gezogen - hoch transportiert wurden zur Baustelle.

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