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In der Lübecker Kunsthalle: Bemerkenswerte und beeindruckende Werke des Künstlers Ken Aptekar

  • Eine Frau nähert sich dem Ehrengast. "Unsere Eltern waren Nachbarn. Ich habe etwas mitgebracht, das Ihnen gehört", sagt sie und reicht ihm das Küchentuch mit dem Monogramm. Ken Aptekar (Altar der Fronleichnamsbruderschaft). Foto: Helmut Kuzina
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Großformatige Ölbilder des amerikanischen Konzeptkünstlers Ken Aptekar präsentiert die Lübecker Kunsthalle St. Annen in einer Ausstellung, die den Titel „Nachbarn“ trägt und in der es um das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in der Stadt geht.

Ken Aptekar besuchte 2006 Lübeck und war davon beeindruckt, dass das ehemalige St.-Annen-Kloster von 1515 (heute die Kunsthalle) und das Grundstück der im 19. Jahrhundert errichteten Synagoge nebeneinander liegen. Diese besondere Nachbarschaft regte ihn dazu an, Ereignisse der jüngeren Lübecker Geschichte und das nachbarschaftliche Zusammenleben in der Gegenwart zu thematisieren.

Ken Aptekar nutzte für seine Bilder Motive der mittelalterlichen Altäre aus dem St.-Annen-Museum und verknüpfte die Details aus den Altarbildern mit Schriftbändern und modernen Texten. Die Darstellungen baute er in Schichten auf, bemalte die Leinwand mit Ölfarbe und brachte diese auf eine Holztafel auf. Darüber wurde eine Platte aus Spezialglas montiert, in der die Texte eingraviert sind. Da das Glas nicht entspiegelt ist, taucht der Ausstellungsbesucher selbst in den Bildern auf.

Durch die Schriftbänder wird das Verständnis für seine Bilder erleichtert. Die Texte würden auch viel mit seiner jüdischen Herkunft zu tun haben, sagte der 1950 in Detroit geborene Künstler. Denn für Juden gelte ein Bildverbot, desto wichtiger seien Wort und Schrift.

Auffallend ist die Genauigkeit und Klarheit, mit der Ken Aptekar Details der rund 500 Jahre alten Altarbilder wiedergegeben hat. In den kleineren Bildern zeichnete er nur die Formen der Schriftbänder mit einem Silberstift nach und versah die abdeckenden Glasplatten mit eingravierten Texten.

Eine Besonderheit der Lübecker Ausstellung ist, dass Ken Aptekar in seinen Werken nicht nur auf das Leben der Familie Carlebach eingeht, sondern auch sein Treffen mit Rodolfo Hofmann hervorhebt, einem der letzten Juden vor dem Zweiten Weltkrieg, der seine Bar Mizwa in der Lübecker Synagoge feierte und die Stadt vor Beginn des Krieges verlassen konnte.

Im Ausstellungsprospekt heißt es: „In der Zeit zahlreicher Terroranschläge, riesiger Flüchtlingsströme und gewaltiger bzw. gewalttätiger politischer wie auch gesellschaftlicher Auseinandersetzungen ist die globale Aussage der Werke Ken Aptekars aktueller denn je.“

Februar 2016, Helmut Kuzina

  • Eine Frau nähert sich dem Ehrengast. "Unsere Eltern waren Nachbarn. Ich habe etwas mitgebracht, das Ihnen gehört", sagt sie und reicht ihm das Küchentuch mit dem Monogramm. Ken Aptekar (Altar der Fronleichnamsbruderschaft). Foto: Helmut Kuzina
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  • Im Rathaus nahe der Synagoge, wo Salomon Carlebach von 1870 bis 1919 Rabbiner war, wurden Felix Carlebach und seine Familie durch die Bürgerschaft geehrt. Ken Aptekar (Maria-Magdalenen-Retabel der Bruderschaft der Schneider; Gemäldeflügel vom Retabel der Gregoriusbruderschaft). Foto: Helmut Kuzina
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  • Fast fünf Jahrzehnte, nachdem die Nazis die meisten Juden im Wald von Bikerniecki bei Riga ermordeten, begrüßt die Hansestadt Simson Carlebachs Sohn Felix. Er konnte noch 1939 nach England fliehen. Ken Aptekar (Der Hl. Nikolaus errettet ein Schiff aus Seenot; zwei bemalte Flügel von einem Heilturmschrank). Foto: Helmut Kuzina
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  • Die Ausstellung präsentiert in der Kunsthalle 14 Gemälde des amerikanischen Konzeptkünstlers Ken Aptekar. Foto: Helmut Kuzina
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  • Hallo, da bin ich nun wieder im Terrarium der Gleichgesinnten... Ken Aptekar (Silberstift-Zeichnung auf mit Tonerde beschichtetem Papier unter sandgestrahlter Glasplatte). Foto: Helmut Kuzina
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  • Ich bin zwar jüdisch, aber ich kaufe diese ganze Gottessache wirklich nicht ab. Ken Aptekar (Altar der Schonenfahrer). Foto: Helmut Kuzina
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  • Ich suchte überall nach Amateurfilmen aus den Dreißigern. Ich fragte mich, wie es zu jener Zeit wohl in der St.-Annen-Straße aussah. Ein für seine Bar Mitzwah lernender Junge geht zum Unterricht in der Synagoge von nebenan am Kunstmuseum vorbei. Wie empfindet er, als Nachbarn vor seiner Zeit wegschauten, wenn Juden aufgegriffen und ermordet wurden? Ken Aptekar (Altar der Zirkelbruderschaft). Foto: Helmut Kuzina
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  • An seinem 13. Geburtstag liest Adolf Doum in Lübeck die Tora für seine Bar Mitzwah. Heilige jüdische Texte dürfen niemals zerstört werden... Aber vier Monate später, am 10. November 1938, stürmen die Nazis die Synagoge und werfen die Torarollen zu Boden. Adolf und sein Freund Arno Werner Blumenthal schlüpfen durch die Hintertür, um die Torarollen zu retten... Ken Aptekar (Altar der Lukasbruderschaft der Maler). Foto: Helmut Kuzina
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  • Eier, Mehl, Kekse, Kartoffeln, Seife, Wurzeln, Bio-Orangen - und auch eine Küchenrolle für Mustafa mitbringen. Ken Aptekar (Altar der Lukasbruderschaft der Maler). Foto: Helmut Kuzina
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  • Oh, nein, das Arbeitsamt hat mich erwischt! Ken Aptekar (Silberstift-Zeichnung auf mit Tonerde beschichteten Papier unter sandgestrahlter Glasplatte). Foto: Helmut Kuzina
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  • Aptekar-Ausstellung in der Lübecker Kunsthalle: Die Beschriftungen neben den Werken Aptekars sind nicht nur in deutscher und englischer, sondern auch in türkischer und russischer Sprache verfasst. Foto: Helmut Kuzina
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  • (Bildausschnitt): Ich dachte, dass wir Freunde wären. Ken Aptekar (Altar der Zirkelbruderschaft). Foto: Helmut Kuzina
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  • In der Stadt wird an verschiedenen Stellen auf die Ken-Aptekar-Ausstellung der Kunsthalle hingewiesen. Foto: Helmut Kuzina
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  • Ausstellungsdauer. Foto: Helmut Kuzina
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2 Kommentare

beim Ansehen der Altarbilder…

ich mußte an Czernowitz denken, an Paul Celan, an seine „Todesfuge“:

„….Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel
er trifft dich genau…..“

und an Selma Meerbaum-Eisinger:

Tragik

Das ist das Schwerste: sich verschenken
und wissen, daß man überflüssig ist,
sich ganz zu geben und zu denken
daß man wie Rauch ins Nichts zerfließt;

23.12.1941

Mit rotem Stift hinzugefügt:

Ich habe keine Zeit gehabt, zu Ende zu schreiben . . .

--

BUCH:
„Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“
von Selma Meerbaum-Eisinger
Herausgegeben von Jürgen Serke
Verlag Hoffmann Campe, Hamburg 2005
ISBN 3-455-05171-5

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