Sumpfschildkröten als Fastenspeise
Die einzige heimische Schildkrötenart ist sehr scheu und kann nur sehr selten im Schutz von Ufergras und Ästen beim Sonnenbaden beobachtet werden, die handtellergroße „Europäische Sumpfschildkröte“ (Emys orbicularis). Bei Störungen lässt sie sich sofort ins Wasser fallen und taucht unter. Während der Winterzeit, die sie im Schlamm verbringt, arbeitet ihr Stoffwechsel stark vermindert.
Nach der Winterstarre beginnen etwa ab März die Paarungsaktivitäten der Sumpfschildkröten. Wer sie dabei beobachten (und fotografieren) möchte, hat dazu im Museum für Natur und Umwelt die Gelegenheit. Im Rahmen der Naturerlebnis-Ausstellung zum Naturerbe Lübecks ist ein Ausstellungsbereich der Wakenitzlandschaft gewidmet, und in dieser Schau befindet sich ein Terrarium mit den in Deutschland vorkommenden Sumpfschildkröten. (Der Fluss Wakenitz ist der Abfluss des Ratzeburger Sees, der in Lübeck in den Krähen- und Mühlenteich mündet.)
Die einst in Mitteleuropa weit verbreiteten Sumpfschildkröten galten seinerzeit als „Wassertiere“ nicht als „Fleisch“, sondern als „Fisch“, und sie durften während der Fastenzeit gegessen werden. Als beliebte Fastenspeise wurde die Sumpfschildkröten einst wagenweise gehandelt. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts änderte sich die Tradition, und die Sumpfschildkröten verschwanden vom Speisezettel.
Schöner und interessanter Beitrag !
Viele Grüße aus dem sonnigen Süden
Herbert von Emmendingen