Nachtwache
Kiviniemi (Finnland) |
Ich bin gerade von der Arbeit nach Hause gekommen - man verliert zur zeit hier oben leicht das Zeitgefühl - irgendwie kommt man auch am besten voran wenn alle anderen aus dem Büro verschwunden sind. Die Sonne lag gerade fast im Norden auf dem Horizont. Kiviniemi liegt nördlich Oulu und ich fuhr in die Sonne.
Das erinnerte mich, dass es wohl an der Zeit sei die Bilder von unserer Nachtwache letztes Wochenende in myHeimat zu wuchten. Der Hafen braucht nämlich nächtens eine Überwachung. Es passiert zwar nichts, wenn man wacht, aber wenn nicht, dann schon. Also hat jeder Bootsbesitzer Wache zu schieben. Zusammen macht's mehr Spaß sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Also machten wir mit Carlos aus am 5. Juni die Sicherheit des Hafens von Kiviniemi durch eine internationale Wachtruppe zu schützen. Sozusagen UN in klein, ohne diplomatisches Gezerre, weil's Sinn macht.
Die kombinierte Brasilianisch-Deutsche Schutztruppe war aber wegen des deutschen Stammtisches zu Oulu erst kurz nach Mitternacht vollzählig. Das führte aber zu keinen Protestnoten und der Sicherheitsrat wurde auch nicht angerufen. Das lateinamerikanische Kontingent konnte mit Hilfe von schwarzem Kaffee die Stellung bis zum Eintreffen der deutschen Verstärkung halten. Dies wurde durch einen Eintrag ins Wachbuch festgehalten.
Gegen 2-3 kam mir in den Sinn mal ein paar Nacht-aufnahmen der Umgebung für euch zu machen. Die Sonne lies die Strände auf den Inseln schon weiß leuchten. Einige Inseln schiene zu schweben - sieht man häufig um diese Uhrzeit. Der Wind, der um Mitternacht noch kräftig wehte, hatte sich fast gelegt. Ein Pastell-Morgen zog auf. Nur die aufgehende Sonne (war sie den überhaupt weg gewesen) tauchte ihren Teil des Himmelsrunds in kräftigere Farbe.
Noch ein paar Stunde - um 6 fällt die Klappe - dann kommen die ersten Frühaufsteher in den Hafen. Oft werden die Beobachterstellungen vor der Fischverarbeitungs-Halle schon zu dieser frühen Stunde eingenommen. Noch eine schwarzen Kaffee - Bier, Rum und andere prozentträchtigen Muntermacher sind dem Wachpersonal untersagt - ist auch gut so. Balewatschen macht auch so Spaß.
Carlos wird wohl kaum wissen, dass wir gebalewatscht haben. Er war zwar mal kurz auch in Deutschland, Stuttgart meine ich. In Stuttgart weiß man, glaub ich, auch nicht was balewatschen ist, Google kennt nur Badelatschen. Sollte jemand den etymologische Hintergrund kennen, bitte melden. Könnte französchischer Herkunft, von den Hugenotten ins Hessische eingebracht sein - eine "Parlez-Vous" - Verballhornung?
Ist ja auch Wurst, man fängt nächtens an abzuschweifen.
Ich drücke mal auf Speichern.
Monika, Carlos rief ziemlich kurzfristig an, weil er eigentlich wechseln wollte. Wir hatten aber soviel zu balewatschen, dass wir bis zum Morgen gemeinsam für "Ruhe und Ordnung" sorgten. Ich hab meine "Wacht am Rhein" erst am 31. August.