Die Dorfkirche von Broistedt
Bei entsprechendem Lichteinfall lässt sich die Inschrift am Südfenster der Broistedter Kirche leicht entziffern: „ANNO MDCXCV CACELLUM HOC RESTAURATUM EST PASTORE JACOBO SCHMIDIO CURATORIBUS IOACHIM VOGES A. V., HANS VOGES, MATTHIAS REUPKEN.“ Übersetzt heißt das etwa: Im Jahre 1695 restaurierten hier die Kapelle Pastor..., Verwalter... Auch an einem Fenster im Norden ist die Jahreszahl 1695 zu entdecken.
Wer die Dorfkirche betritt, dem fällt sofort der Kanzelaltar auf: Die Kanzel befindet sich senkrecht über dem Altar und ist mit diesem durch den Altaraufbau verbunden. Durch diese Verknüpfung soll die Gleichwertigkeit von Predigt und Abendmahl dokumentiert werden, und so sind in evangelischen Kirchen in Mittel- und Norddeutschland noch des Öfteren Kanzelaltäre anzutreffen.
Ungewöhnlich ist der Name der Broistedter Dorfkirche: St. Pankratius. Pankratius zählt (zusammen mit Servatius und Bonifatius) zu den „Eisheiligen“, nach denen die Tage vom 12. bis 14. Mai benannt sind. An diesen Tagen gibt es in Mitteleuropa oft Kälteeinbrüche; die „Eisheiligen“ wurden von den Bauern als letztmöglicher Termin für eine späte Rückkehr von Frost und Schnee gefürchtet.
Gegenüber dem Kanzelaltar bestimmt die Orgelempore den Kirchenraum. Das Instrument baute die Orgelbaufirma Furtwängler und Hammer 1884 eigens für die Broistedter Kirche. Einst mussten die Konfirmanden den großen Blasebalg treten. Doch mittlerweile besitzt die Orgel einen Motor, der den Blasebalg antreibt. Im Laufe der Jahre musste die Orgel mit ihren sechs Registern und 346 Holz- und Metallpfeifen mehrmals umgebaut werden.
Februar 2011, Helmut Kuzina