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Königsscheibe in Bilm gibt Rätsel auf

Älter als der Bilmer Schützenverein/ Eingeborene und Knechte stritten sich

Von Lothar Rolf Luhm

Wie seinen Augapfel hütet Gerd Lüders eine alte Königsscheibe, zumal es im Großen Freien und darüber hinaus keine weitere gibt, die so alt ist wie diese. Vor 122 Jahren wurde sie einem Bilmer Bürger ans Haus genagelt, zu einer Zeit, als es im Dorf noch gar keinen Schützenverein gab. Lüders hatte die Scheibe am Giebel des 1808 erbauten Hauses entdeckt, als er das verfallene Gebäude restaurieren wollte, das er gerade gekauft hatte. Wem die Scheibe gewidmet wurde, ist nicht bekannt. Laut Ortschronik waren weder der Erbauer des Hauses Karl Heinrich Plaß noch seine Nachfolger Wilke und Schrader jemals Schützenkönige gewesen. Die Scheibe, auf der die Einschüsse sorgfältig mit Holzpfropfen verschlossen wurden, trägt die Aufschrift :“Es lebe die Schützengesellschaft Bilm 1883“, doch der Bilmer Schützenverein wurde erst 1927 gegründet und nach einer langen Pause im April 1955 wieder belebt.
Das erste Scheibenschießen in Bilm lässt sich urkundlich aus dem Jahr 1848 nachweisen, versichert Vorsitzender Rolf Konerding. Ausgetragen wurde es von einer Junggesellenschaft, die aus Eingeborenen und aus Knechten bestand und die sich gegenseitig das Recht streitig machte, ein Schützenfest auszurichten. Beide Parteien wollten zur selben Zeit an zwei Tagen feiern, die eine beim Gastwirt Bödecker, die anderen beim Gastwirt Georg Meyer. Die Dorfgeschworenen beendeten den Streit und entschieden, das Schützenfest wird in Bödeckers Zelt gefeiert. Meyer erhielt die Erlaubnis, an einem „andern paßlichen Tage bey sich tanzen zu lassen, oder auch, dass das Ernte-Bier auf etwaigen Antrag bey ihm mehrere Tage gefeyert werde.“
Schlägt man in der Chronik nach, dann können die Bilmer in diesem Jahr ihr goldenes Schützenfest feiern, das vom 6. bis 8. Mai stattfinden soll. Dann soll auch die alte Königsscheibe wieder zu Ehren kommen. Gerd Lüders will sie am Giebel seines Hause Im Winkel 8 aufhängen, aber nur für die Festtage, es sei denn, sie soll im Festzug einen Ehrenplatz erhalten. lrl

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3 Kommentare

Wieder einmal wunderbar ein kleine Geschichte
aus dem Ort Bilm erzählt. Sehr gut. So lerne ich immer
ein wenig mehr über die Ortschaften kennen.
Mich verbindet mit Bilm: Sommerferien mit Kartoffelschälen
um mein Taschengeld auszubessern, mein erster Freund und
gemeinsam mit ihm Schützenfest feiern (lang ist es her).
Außerdem lebte meine Oma sehr viele Jahre dort.

Wieder einmal gut recherchiert, genau wie die Berichte in der HAZ.
Macht Spaß, das zu lesen.

Interessant erzählt, angenehm zu lesen, gefällt mir gut :)

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