Kartoffeln im Garten oder Hinweise für Anfänger
Jeder (Klein-)Gärtner freut sich, wenn er im Sommer und Herbst prächtige, gesunde Kartoffeln ernten kann. Bevor es soweit ist, muss einiges an Arbeit investiert werden. Aber das macht dem leidenschaftlichen Gärtner nichts aus, denn bei der Gartenarbeit gehört auch der Weg zum Ziel.
Genau genommen beginnt die Kartoffelsaison schon im Herbst des Vorjahres. Dann wird auf dem künftigen Kartoffelland Stallmist oder Gründüngung grobschollig untergegraben. Gleichzeitig werden Steine sowie Wurzeln und unterirdische Sproßteile der Dauerunkräuter aufgesammelt.
Durch die groben Schollen kann der Frost tief in den Boden eindringen. Es entsteht die erwünschte Frostgare.
Bodenlebewesen (Regenwürmer, Mikroorganismen) haben bis zum Frühling ausreichend Zeit, die organische Masse in für Pflanzen verwertbare Nährstoffe umzusetzen.
Nach Aussage diverser kluger Leute soll man das Umgraben unterlassen. Sie meinen, dass die obere Bodenstruktur zerstört und Mikroorganismen vernichtet würden. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Vorteile des Umgrabens überwiegen, zumal sich Boden und Mikroorganismen bis zum Frühjahr wieder regenerieren.
Vielen Hobbygärtnern ist das Umgraben lästig oder zu anstrengend.
Sie benutzen oft riesige Spaten. Die sind an sich schon schwer. Zusammen mit der umzustechenden Erde ist bei jedem einzelnen Spatenstich etliches an Gewicht zu bewegen.
Ideal sind sogenannte "Damenspaten" mit einer ungefähren Blattgröße von 24 x 17 cm (auch von Männern zu benutzen!). Wichtig ist, dass sie aus gutem Stahl bestehen. Die billige, blecherne, oft grün angestrichene Baumarktware, kann man vergessen. Ein nach getaner Arbeit gereinigter und über den Winter eingeölter Spaten aus gutem Stahl erfüllt seinen Zweck besser, als ein Edelstahlspaten (auch Edelstahlspaten sollten gepflegt werden!).
Da in den Gärten meistens Frühkartoffeln angebaut werden, wird Ende Februar Pflanzgut gekauft und in einem hellen, kühlen Raum vorgekeimt. Zu diesem Zweck legt man die Kartoffeln einschichtig in Apfelsinenkisten oder flache Kartons (Abfall aus dem Supermarkt).
Wenn die Kartoffeln zirka 1 bis 1,5 cm lange, gedrungene, grüne oder grün-violette Keime haben, ist der ideale Pflanzzustand erreicht. Das sollte Ende März, Anfang April der Fall sein. Jetzt kann gepflanzt werden.
Zunächst wird das Land mit dem Kultivator (Aufreißer) oder einer Motorhacke aufgerissen und anschließend mit dem Rechen glattgezogen. Feines Harken ist überflüssig.
Mit dem Reihenzieher werden Reihen im Abstand von 60 cm gezogen und am Anfang und am Ende mit einem Stock markiert.
Wenn zwei Personen für die Pflanzarbeit zur Verfügung stehen, dann hebt eine Person mit dem Spaten ein Pflanzloch aus, die andere Person legt die Kartoffel hinein. Das Pflanzloch soll ungefähr doppelt so tief sein wie die Kartoffel dick ist. Mit dem Aushub wird die Kartoffel zugedeckt. Im Abstand einer großzügig bemessenen Spatenbreite (= nicht zu eng pflanzen) wird das nächste Pflanzloch ausgehoben und die Arbeit in der beschriebenen Weise fortgesetzt.
Steht bei der Pflanzarbeit keine 2. Person zur Verfügung, kann es zeitsparender sein, eine ganze Reihe von Pflanzlöchern auszuheben, die Kartofeln hineinzulegen und mit dem Pflanzlochaushub der folgenden Reihe zu bedecken.
Nach dem Pflanzen werden zwischen den markierten Reihen die Trittspuren mit der Hacke aufgelockert.
Sobald das Kartoffelkraut sichtbar wird und die Kartoffelreihen erkennbar sind, wird vorsichtig ganz flach rund um die Pflanze gehackt. Es gilt, das Unkraut "im Keim zu ersticken". Wird frühzeitig gejätet, dann kann man das mit der "langen Hacke" machen und braucht sich nicht zu bücken.
Wenn man das Unkraut immer wieder am Wachstum hindert, kann es sich nicht ausbreiten. Aus hohen Kartoffelbeständen ist es nur noch schwer zu entfernen.
Wucherndes Unkraut steht in Konkurrenz zur Kulturpflanze und entzieht ihr Nährstoffe, Wasser, Licht und Luft.
Vor dem Anreihen (Anhäufeln) werden die Kartoffeln mit einer Gabe Volldünger (z.B. Blaukorn) umweltschonend gedüngt.
Düngen ist insbesondere dann notwendig, wenn im Herbst weder Stallmist noch Gründung untergegraben wurde.
Öko-Freaks schütteln jetzt vermutlich den Kopf. Aber ohne Moos, nix los. Ohne ausreichende Nährstoffversorgung kann es keine gute, schmackhafte Ernte geben (Liebigsches Gesetz).
Das Anreihen (Anhäufeln) geschieht mit einem Handpflug (Anreiher) oder einer breiten Hacke. Der späteste Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn das Kartoffelkraut so groß ist, dass man den Anreiher noch durch die Reihen ziehen kann, ohne Schaden an Kartoffelkraut und Wurzeln anzurichten.
Ohne Anreihen (Anhäufeln) wachsen die Kartoffeln aus der Erde heraus, werden grün und sind wegen ihres Solaningehaltes für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet.
Bis um den 20. Mai herum kann es in unserer Gegend zu Bodenfrost kommen (Eisheilige 11.,12, 13, Kalte Sophie 15.). Ist Nachfrost angesagt, sollte man sich die Mühe machen, die Kartoffeln zuzudecken. Sie wachsen Frostschäden zwar wieder aus, fallen aber in der Entwicklung zurück.
Das nächste Problem ist die Kraut- und Knollenfäule. Sie tritt bei feuchtwarmer Witterung auf und ist an zahlreichen dunklen Blattflecken zu erkennen. Sie kann wirksam nur durch Fungizide bekämpft werden. An dieser Stelle scheiden sich die Geister: Spritzen oder nicht spritzen? Ohne Spritzung stirbt das Kartoffelkraut vorzeitig ab, der Ertrag bleibt hinter den Erwartungen zurück und die Knollen fangen spätestens nach der Einlagerung an zu faulen.
Es bleibt jedem selbst überlassen, wie er hier handelt. Ich weiß nicht, was die Bio-Öko-Bauern tun, wenn ihre Bestände hektarweise von der Krautfäule bedroht sind.
Kartoffelkäfer und ihre gefräßigen Larven sind im (Klein)Garten durch Absammeln in den Griff zu bekommen. Es gilt zu beobachten und bei Befall sofort und immer wieder abzusammeln.
Dieses Jahr schlägt alle bisherigen Käferrekorde. Man kännte verzweifeln. Bis zum 27.06. haben wir auf unserem 49 m² großen Kartoffelbeet über 150 Kartoffelkäfer und hunderte Larven gesammelt!!!
Diese Möglichkeit haben die Bio-Öko-Bauern nicht. Ihnen fehlt schlicht und einfach das Personal, abgesehen von den Trampelschäden, die bei täglich mehrfachem Absammeln entstehen. Ein bedrohlicher Zustand!
Wenn je nach Sorte ab Juli der Erntezeitpunkt gekommen ist, folgt der Lohn der Arbeit.
Die Ernte mit dem Aushacker muss gekonnt sein. Ohne entsprechende Erfahrung bleiben viele Kartoffeln im Boden oder werden angehackt. Einfacher ist es, die Kartofelbüsche mit einer Grabegabel aus dem Boden zu heben. Das lässt sich am besten machen, wenn das Kartoffelkraut noch ein wenig grün ist. Aufpassen, nicht in die Kartoffelbüsche stechen!
Die Beschäftigung mit Kartoffeln kann Spass machen. Sie macht Spaß, wenn alles wie erhofft gewachsen und gediehen ist. Kartoffeln, die im eigenen Garten erzeugt wurden, schmecken viel besser als gekaufte. Das mag stimmen, kann aber auch reine Einbildung sein. Auf jeden Fall besteht Gewissheit über Herkunft und Behandlung.
Noch ein Hinweis:
Es gibt jede Menge Gartenzeitschriften und Gartenbücher, aus denen man sich umfassend informieren kann.
Ich bevorzüge ältere Gartenbücher, z. B. das im Jahre 1952 als Erstauflage im Bertelsmann-Verlag erschienene Buch "Das praktische Gartenbuch" von Horst Koehler. Allerdings sind viele der dort angegebenen Sorten veraltet oder vom Markt verschwunden. Hochglanzbilder fehlen völlig. Die bodenständigen Anbaumethoden ohne Mätzchen sind immer noch gültig. Unter Mätzchen verstehe ich z. B. Hochbeete. Sie verursachen einen hohen Herstelllungsaufwand. Der daran gemessene Nutzen ist fraglich. Die Bewirtschaftung ist im Gegensatz zu einem normalen Gartenbeet aufwändig und ob solch ein Fremdkörper im Garten gut aussieht, wage ich zu bezweifeln.
Schöne Idee, aber nicht praktikabel.
Laufenten mögen zwar die eine oder andere Schnecke aufnehmen oder bei Futtermangel auch in größeren Mengen fressen, aber bei zuviel des Guten verschleimt der Magen und sie gehen elend zugrunde.
Auch Laufenten brauchen artgerechtes Futter, wobei wir wieder beim Thema artgerechte Tierhaltung sind. Zur Schädlingsbekämpfung sind sie nicht geschaffen.
Kartoffelkäfer dürften nicht ihre Leibspeise sein. Es stellt sich auch die Frage, ob sie nur Käfer oder auch deren Larven und Eier fressen.
Die Tiere zu mieten, ist ein Witz.
Szenario:
Ich sehe vor meinem geistigen Auge hektarweise eingezäunte Äcker, durch deren dichtes Gestrüpp von Kartofffelkraut sich die aufrecht watschelnden Enten mühsam einen Weg bahnen und dabei nach Schädlingen Ausschau halten. Ab und zu stellen sie sich auf die Kartoffelldämme, um einen freien Blick nach oben zu haben, denn Käfer und Larven sitzen vorzugsweise im oberen, sonnenbeschienenen Pflanzenbereich. Wenn die Enten meinen, genug von dem nicht artgerechten Ungeziefer gefressen zu haben, also ihr Tagewerk vollbracht ist, denn verzehren sie dankbar artgerechtes Futter, das ihnen der Landwirt zusammen mit frischem Wasser an mehreren Orten zur Belohnung regelmäßig zur Verfügung stellt.
Ach ja, gegen schlechtes Wetter und als Schutz vor Fuchs, Marder und Greifvögel sind in regelmäßigen Abständen Schutzhütten aufgestellt.
Und wenn die Tiere nicht mehr gebraucht werden, sammelt man sie ein. Sie lassen sich sogar essen, wenn sie nicht zu viele Flugstunden bzw. Wegestunden hinter sich haben.
Ein schönes Bild für unbedarfte Träumer, das aber mit der Realität nichts gemein hat. Ökologischer und ökonomischer Unsinn.
Ich sammele Kartoffelkäfer ab, und wenn es noch so viele sind.