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Müllabfuhr in Groß Lafferde

  • 50-Liter-Mülleimer des Müllabfuhrzweckverbandes Landkreis Peine
  • hochgeladen von Wilhelm Heise

Nach dem Kriege und in den 1950er Jahren war Umweltschutz noch kein Thema. Man hatte andere Sorgen.

Biologische Abfälle wurden an Ziegen, Schweine, Kaninchen oder Hühner verfüttert. Brennbares wanderte in den Ofen. Sperriges wurde zerkleinert und verheizt. Altmetall holte der Lumpensammler. Plastikmüll gab es noch nicht. Die wenigen Blechdosen schnitt man ab, um sie wiederderzuverwenden (z.B. beim Schlachten). Für Flaschen wurde Pfand erhoben. Einwegglas war noch unbekannt.

In den Müll kam nur zerbrochenes Geschirr, zerbrochenes Glas,  Knochen und  Asche.  Aber: Wohin mit mit dem Zeug?
Wir hatten auf unserem Grundstück eine abgelegene, nicht ins Auge fallende Ecke. Sie diente als Abfallsammelplatz. Wenn der Haufen zu groß wurde oder wenn es sich zeitlich gerade passte, wurde er in einen Handwagen geschaufelt. Dann nach der knapp einen  Kilometer entfernten, unmittelbar an der Ziegelei gelegenen, (alten) Tonkuhle gezogen und dort abgekippt.

Bevor die Tonkuhle zu diesem Zweck zur Verfügung stand, fuhr man den Müll auf dem Rottenweg zu einem südlich der Bahn und östlich des Schützenhauses gelegenen Gelände. Hier türmte sich der Müll zum Aschenberg. Der Aschenberg existiert nicht mehr. Er wurde abgetragen und das Material für den Bau des zweiten Sportplatzes verwendet. Auf dem Areal des Aschenberges wächst jetzt der Rottenwald.

Die Müllkippe an der Tonkuhle wurde von Otto Gunkel (*1911 †1986) beaufsichtigt. Er sorgte für Ordnung und hielt die Anlieferer zu ordnungsgemäßem Abkippen an. Altmetall verkaufte er auf eigene Rechnung.

Irgenwann kam Hermann Cramm (*1904  †1983) auf die Idee, Asche gegen Entgelt zur Tonkuhle zu fahren. Den in unterschiedlichste Behälter gesammelten Abfall wuchtete er mit Muskelkraft zum Entleeren auf seinen von Pferden gezogenen Ackerwagen. Das war für Aschencramm, wie man ihn nannte, eine anstrengende und staubige Angelegenheit. Abgefahren wurde einmal im Monat. (Nebenbei bemerkt fuhr er auch den pferdebespannten Leichenwagen.)

Cramms Unternehmen endete mit der Gründung des Müllabfuhrzweckverbandes (MZV) Landkreis Peine im Jahre 1957. Von jetzt ab wurde der Müll in 50-Liter-Mülleimern gesammelt und mit speziell ausgerüsteten, grauen Lastkraftwagen  abgefahren. Die Eimer mussten zum Fahrzeug getragen und mit Muskelkraft in die Abkippvorrichtung gehängt werden.
In den Städten gab es standartisierte 110-Liter-Ringtonnen.  Da sie entsprechend schwer waren, besaßen sie zu beiden Seiten Tragegriffe. Außerdem befand sich auf dem Deckel ein Knauf, der es den Müllarbeitern ermöglichte, die Mülleimer leicht angekippt rollend über den Erdboden zu "trudeln".

Der Müllabfuhrzweckverband kippte den Müll der gesamten Umgebung in die hiesige Tonkuhle, bis sie vollkommen verfüllt war. Auf ihrem Gelände wächst jetzt der Ziegeleiwald.

Verglichen mit den heutigen Verhältnissen war das alles noch recht primitiv. Müllbehälter verschiedener Größen und entsprechende automatische Abkippvorrichtungen gab es noch nicht. Kunsstoffbehälter auf Rädern kamen erst später. Großraumbehälter, riesige Abfallmengen, Sperrmüllabfuhr, Abfallvermeidung, Mülltrennung, Müllverbrennung, Wiederverwertung und Abfallwirtschaft waren damals noch keine Themen.

  • 50-Liter-Mülleimer des Müllabfuhrzweckverbandes Landkreis Peine
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  • Derselbe Eimer. Die Entleerung in das Müllfahrzeug war für die Müllwerker Schwerstarbeit. Es geschah noch ohne hydraulische Unterstützung.
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  • Ab 1.7.1963 betrug die Gebühr für das 50-Liter-Müllgefäß 1,00 DM pro Monat.
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  • Rottenwald auf dem Areal des abgetragenen Aschenberges.
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  • Sitzgelegenheit auf dem Aschenbergsgelände
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  • Links im Bild Teil des Schützenhauses, rechts ehemaliges Aschenbergsgelände
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  • Ziegeleiwald auf der Mülldeponie (ehemalige Tonkuhle an der Ziegelei). Von der B1 aus gesehen.
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  • Ziegeleiwald, Ansicht vom Cariusweg.
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  • Sportanlage im Ziegeleiwald
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2 Kommentare

Auch Knochen waren früher Wirtschaftsgut, auch sie wurden abgeholt. Sie dienten zur Leimherstellung, für Rumford-Suppen und zur Herstellung von Capellen für die Metallurgie.

Stimmt!
Wenn es sich mengenmäßig lohnte und sie nicht im Müll untergebuddelt waren, wurden sie dem Lumpensammler übergeben. Das war aber nur sinnvoll, wenn sie nicht völlig verdreckt waren.
Aufgrund der Rohstoffknappheit im 3. Reich wurden entsprechende Aufrufe gestartet und Knochen gesondert eingesammelt.

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