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Alles Knigge oder was?

Früher hatte man es gelernt, in der Schule, im Tanzkurs, Zuhause. In den besseren Kreisen war ein Mann Namens Knigge in aller Munde, denn er stellte „Benimm-Regeln“ auf wo man sich überall zu Recht finden konnte. Denn richtiges Benehmen in der Gesellschaft war oberstes Gebot. Lange Zeit gab man nichts mehr darauf, heute soll es wieder mehr denn je in sein. Freiherr Adolf von Knigge, er lebte von 1752 bis 1796, stellte in seinem viel gelesenen Buch „Über den Umgang mit Menschen“ die verschiedensten Verhaltens – und Lebensregeln, die Knigge – Regeln auf.

Die einfachsten Regeln des Alltages kann man schon mit Höflichkeit beachten. Das beginnt mit der Begrüßung. So hat jene Person, die den anderen zuerst sieht zu grüßen, ebenfalls grüßt jener zuerst, der einen Raum mit Menschen betrifft. Hochmodern und auch sehr beliebt ist das Küsschen bei jungen Leuten. Wobei sich nur die Wangen berühren und die Küsse in die Luft gehen. Echte Küsse sind verboten. Verboten ist auch das Händeschütteln über Kreuz, die Bezeichnungen Gemahlin und Gemahl, sie werden durch Frau und Mann ersetzt. Gesellschaftsfähige Personen nennen bei der Vorstellung auch nie ihren eigenen Titel.

Beim Essen im Restaurant war einst Kartoffelschneiden verboten, jetzt wieder in und erlaubt. Fischstücke im Sushi darf man auch wieder abbeißen, wenn sie zu groß sind und es mit den Essstäbchen nicht mehr möglich ist. Im Zeitalter der Kreditkarten haben die wenigsten Bargeld bei der Hand und zahlen auch beim Kellner damit, was nicht gegen die Ordnung spricht. Jedoch sollte das Trinkgeld, man spricht von 10 % der Zeche, dem Kellner in bar geben. Nicht erlaubt sind Zahnstocher a Tisch, vor allem das Benutzen, benutzte Servietten werden nach Gebrauch zusammengelegt und nicht zerknüllt. Und ganz wichtig, in der heutigen Zeit, unhöflich sind Handys, nicht nur auf dem Tisch, auch wenn sie klingelnd stören.

Gespräche gibt es überall, in jeder Situation und an allen Orten. Doch nicht alle Themen sind gesellschaftsfähig. Übers Wetter, Urlaub, Sport, Kultur zu reden ist immer angebracht. Im Urlaub über Ausflüge, aus dem Reiseführer oder über Kochkünste ist auch immer ein Gesprächsthema. Absolute Tabuthemen seien hingegen Krankheiten, Todesfälle, Liebeskummer, Probleme im Job, finanzielle Situationen, Politik, Religionen und über gemeinsame Bekannte. Letzteres fällt vielen sehr schwer.

Wer im Beruf weiter kommen will, der sollte wissen wie er sich benehmen muss. Dem Ranghöheren oder dem Ältere steht es zu die Hand zum Handschlag zu reichen. Kollegien rückt man nicht zu sehr auf die Pelle, man lehnt sich nicht über sie, wenn sie am Schreibtisch sitzen. Den Gesprächspartner beim Namen nennen zeugt von Höflichkeit und Aufmerksamkeit. Dezente Klingeltöne am Handy gehören auch zum guten Benehmen dazu. Nicht mehr gehört der Gruß „Mahlzeit“ zu den guten Formen. Man wünscht „Guten Appetit“ und erwidert „Danke, Ihnen auch“. Sprechen mit vollem Munde war schon immer verpönt, dies gilt auch bei Gesprächen am Telefon, wie auch das Trinken bei einem solchen Gespräch. Um die Privatsphäre zu achten, sollte kein Telefonat nach 22 Uhr mehr erfolgen, aber auch nicht vor 8 Uhr in der Früh.

Selbst im Flugzeug gibt es Regeln, die es zu beachten gilt. Keine Rangelei am Gepäcksband, nicht hektisch werden und nicht zu nahe an das Band treten. Wer am Fenster sitzt, dem wird das Essen zuerst serviert. Höflich ist es, das Essen durchzureichen. Dem Fluggast, der einen Mittelsitz bekommen hat, ihm stehen sowohl die rechte wie auch die linke Armlehne zu.

Von vielen Dingen hatte wohl Freiherr Adolf von Knigge um 1780 keine Ahnung, da sie es nicht gab, aber dennoch ist man heute in der Lage sich diese Regeln denen von Knigge anzupassen. Wer nun also alle Fettnäpfchen umgehen und sich in der Gesellschaft richtig benehmen möchte, sollte sich an Knigge wieder halten. Gerade jene Jugendliche, die heute vor ihrem vielleicht künftigen Arbeitgeber stehen, kann gutes Benehmen von großem Vorteil sein. Aber es ist auch wieder zu begrüßen dass die Gesellschaft wieder mehr auf Benehmen als Machogehabe und lockere Sprüche Wert legt.

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2 Kommentare

Viele Kommentare von meiner Seite hierzu!

1. Ich glaube, dass viele der von Dir angesprochenen Punkte gar nicht vom "Knigge" her kommen sollten, sondern einfach zu einer gesunden Persönlichkeit gehören: Höflichkeit, Anstand, Respekt, Freundlichkeit. Dazu braucht man keinen Knigge, sondern die richtige Einstellung im Leben. Das muss von ganz tief unten kommen!

2. Man sollte die Benimm-Regeln im engeren Sinne (beim Essen, im formalen gesellschaftlichen Umgang, etc.) beherrschen. Da führt in der heutigen Zeit eigentlich kein Weg dran vorbei.

3. Die hohe Kunst besteht meines Erachtens darin: Auch zu wissen, wann man auch mal richtig "man selbst sein kann", und den Knigge nicht so ernst nimmt. Wozu hat man gute freunde? Ich für mich fände es grauenhaft, wenn ich in entspannter Atmosphäre nicht so sein dürfte wie ich bin. das glaub ich macht keinen Spaß ;)

Hallo Matthias,

da hast Du sicherlich Recht, denn der normale Bürger sollte wissen das man in einem vornehmen Restaurant nicht unbedingt mit den Händen die Weißwurst oder das Hähnchen ißt, wie man es sonst in seiner Stammkneipe tun würde.

Der freundliche Gruß bei einer Begegnung sollte Ehrensache sein. Doch kann ich es immer wieder verfolgen, jeden Tag und jeden Morgen aufs Neue, wie die Jugend heute sprachlos an einem vorbei geht, obwohl man sich kennt und täglich sieht.
Respekt von einer anderen Person muss nicht erst ein Knigge zum Benehmen beitragen, sondern war früher, vor einigen Jahren in meiner Kind - und Jugendzeit das absolute Muß auf dem Dorf.

Sicherlich muss jeder für sich auch selber entscheiden wo und wann er wie sich zu benehmen und aufzutreten hat.
Mit oder ohne Knigge, viele wissen es dennoch nicht, vor allem, wie man immer wieder hören und lesen kann, arbeitssuchende Jugendliche, die dann vom Personalchef schon mal des wegen ausgemustert werden.......

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