Nur einen Tag für die Mutter…….
Der zweite Sonntag im Mai gehört der Mutter, so hat man es im Kalender festgeschrieben und so soll er auch begangen werden. Und so war auch am Samstag davor schon wieder in den Blumengeschäften die Hölle los, denn der Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber schrieb in den Jahren 1922/23 auf ihre Plakate „Ehret die Mutter“. So soll hier eine Blume, ein Blumenstrauß, ein Blumengesteck wieder einmal mehr als nur ein Wort sagen und allen Dank zum Ausdruck bringen, und dies wenigstens einmal im Jahr, im Mai, an jenem zweiten Sonntag.
Und wie auch schon zum 14. Februar, dem Valentinstag, werden die Preise etwas höher sein, schon im Einkauf, denn die Nachfrage regelt den Preis, wie in allen Dingen des Lebens auch. Somit ist hier etwas tiefer in die Tasche zu greifen, aber ja auch verständlich, wenn man schon einmal im Jahr die Mutter ehren und ihr danken soll, dann darf es auch was kosten. Einmal im Jahr schwärmen Väter und Söhne, Töchter, Schwiegertöchter und Schwiegersöhne, Enkelkinder los um ein Geschenk zu besorgen. In Grundschulen und Kindergärten wird schon Tage vorher ein Geschenk für die Mutter in Form einer Bastelarbeit oder eines Bildes hergestellt.
Es ist wie mit so vielen Dingen, die man im Kalender festgeschrieben hat, und wer weiß, wenn die Methodistin Anna Marie Jarvis im Jahre 1907 den Todestag ihrer Mutter, den 12. Mai, zu einem Ehrentag der Mutter gemacht hätte, ob es diesen heute gäbe. Sicherlich, denn wir haben inzwischen ja für alles einen Tag im Jahr, wo wir an dessen Existenz, an diesem Tag den Dank äußern sollen das es dies gibt und auch geachtet werden soll. Doch reicht hier ein Tag nur für die Mutter im Jahr aus??
Nur an diesem Sonntag im Mai im Jahr
Werden für Mütter manche Wünsche wahr.
Wenn sie morgen liegen noch im Bett
steigt ein Duft aus der Küche so nett
schon in ihre Nase ganz ungewohnt,
denn heute wird sie anscheinend belohnt.
Mann und Kinder waren ganz leis,
hat der Muttertag doch seinen Preis,
und haben die Wohnung geleckt,
den Frühstückstisch auch schon gedeckt,
ganz ohne Mutter, ganz allein,
wie es zu Muttertag halt mal sollte sein.
Dann wird sich liebevoll nun auch geweckt,
zum Frühstückstisch geführt, der schon gedeckt,
überrascht noch mit einem süßen Präsent,
so wie sie es unter’m Jahr nicht kennt.
Dieser Ehrentag gilt ja nur für sie,
in ausgesprochen zärtlicher Harmonie.
Dann zu Mittag bleibt die Küche kalt,
konnte man doch noch mit aller Gewalt
reservieren lassen dort einen Tisch
wo das Mahl da kommt darauf ganz frisch,
ohne das Mutti an dem Herde stand,
heute mit ganz festlichem Gewand.
Nach diesem leckeren Mittagsmahl
in einem vollen Restaurantensaal
geht es auf zu einer Besuchertour,
den Kaffee trinkt man dann bei Oma nur,
bei der anderen wird Vesper dann gemacht,
so hat man an alle an diesem Tag gedacht.
Letzten Endes man jedoch dann noch vergaß
wer die Jahre davor noch am Tische saß
und besucht dann noch jenen stillen Ort,
die letzte Ruhestätte, den Friedhof dort.
Und am nächsten Tag stellt sich der Alltag ein
Und lässt für ein Jahr Mutter die Mutter sein…….
©by Luis Walter
Es ist traurig, wenn nur an diesem Tag die Mütter verwöhnt werden....und die restliche Zeit ist alles selbstverständlich, was sie alles leisten.
Ich besuchte heute das Grab meiner Mutter und dachte mir, dass ich sie immer noch sehr vermisse, vor allem unsere Gespräche, in denen wir über die Vergangenheit "wie war es im Krieg? wie wurden die Kartoffeln überwintert im eisigen Winter?" usw. diskutiert haben.
Sehr oft möchte ich sie noch einiges fragen .........
Dazu das Gedicht von Heinrich Zille:
Mutterns Hände
Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm –
un jewischt und jenäht
un jemacht und jedreht ...
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
uns Bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen –
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält ...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßen Schkandal
auch 'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben ...
Alles mit deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.