Butzagägaler
Mundartlyrik aus bayerisch Schwaben
Wenn wir ohne Dialekt sprechen oder schreiben, nennen wir es umgangssprachlich “Hochdeutsch”. Wobei es dieses Hochdeutsch ja gar nicht gibt, sondern es ist nur das “Schriftdeutsch”, welches man entwickelt hat, um im schriftlichen verständlich zu kommunizieren. Ansonsten hat Land Auf und Land Ab eine jede Region ihren eigenen Dialekt, ihre Muttersprache. Und sie gibt es auch, Land Auf und Land Ab, diese kulturellen Menschen, die in kreativer Form diesen Dialekt auch niederschreiben. In Bayerisch-Schwaben wurde nun die Mundartlyrik vom Ries bis ins Allgäu in einem Buch zusammengefasst.
“Butzagägaler” heißt das Buch, in dem von rund 200 schwäbischen Autorinnen und Autoren über 500 Gedichte in schwäbischer Mundart verewigt wurden. Dabei sind einige davon schon in Büchern oder Publikationen erschienen, andere wiederum nicht, schlummerten bisher in irgendeiner Schublade herum. Sie alle umfassen nun dieses Sammelwerk der wiederum unterschiedlichsten bayerisch-schwäbischen Dialektabfärbungen, die wiederum vom Ries bis ins Allgäu unterschiedlicher gar nicht sein können.
Für dieses Buch aus der EDITION BAVARICA XI vom Verlag Friedrich Pustet hat Lothar Bidmon jahrelang gearbeitet. Autoren ausfindig gemacht, welche die schon gar nicht mehr leben. Dazu dann Gedichte angefordert, dabei tausende Gedichte gelesen, bis eine Auswahl getroffen werden konnte, um letzten Endes dieses kulturell hochwertige literarische Kunstwerk präsentieren zu können.
Erwähnt sie an diese Stelle auch noch, myheimat-Reporter aus Bobingen, Elmer Dieter, ist ebenfalls mit Gedichten in schwäbischer Mundart beteiligt, wie meine Wenigkeit.
A jeder der sei Hoimat acht
Geit auf sei Schprauch au acht.
A jeder der so wia mir schwätza deand
Hat au a scheas Biachle verdeand.
ond es geit en der heit’ga Zeit
Doch no so arg viele Leit
Dia Hand’s au en dr Schrift no drauf
Ond schreibad em Dialekt all’z auf.
Dass dia Kultur au weiter beschtatt
Ond au an Fortbeschtand hat,
Duats jetzt des Buach au gea,
Zemmag'fasst wonderschea
Von lauter schwäbische Leit
Dia schwäbisch schreibad au no heit.
Dass au dia Kultur schtirbt net aus
Hat ma dia Sammlung braucht raus.
Net dass mir a Eibuldong hand
Weil mir dau vom Schwaubaland,
Bloß mir geand halt drauf acht
Dass onsra Kultur weiter auch lacht
Ons sich am moderna grad so erfreit
Wia dettmauls, zur alta Zeit.
Denn a Kultur wedd niamauls alt,
Wächst bloß, mit der Zeit au halt.
Lieber Luis,
mit großem Vergnügen habe ich deinen Beitrag gelesen. Glückwunsch an alle Beteiligten!
Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich selbst auch Mundart-Gedichte verfasst und seinerzeit sogar ein kleines Büchlein herausgegeben. Hier eine Kostprobe:
Oamoi noo...
Meim liabschdn Schatz a Briafal schreim -
Am Zwedschgbaam droom, mia Knia aufreim -
Mim Radl, wia narrisch, an Bearg nunda brädschn -
A gruslige Spinna, mim Fuaß zadädchn...
A Liadl singa, an Kirschkern zuzln -
Meim Zuggaschnäggal d'Hoor vawuuzln -
Im Bett liegn bleim, an Doog vadridschln -
Danoch, in da Badwann, im Wassa bridschln -
I hädd gor koa Bloog mid meim Zeitvatreib -
Es is oafach so, mecht doa, wos mi gfreid...
Oamoi noo...
In da Fria, mei Semme, in Kaffä einibrockn -
Und namidoodgs stinkfaul aufm Gartnbankal hockn -
I daad sogar wieda zum Beichdn geh -
Da neie Kaplan, mei, war der schee!
D'Sunna wenn scheint ...
mecht i oamoi noo a Beargtour macha -
an Witz vazoin, dass olle lacha.
Danoch in da Wiesn, mei Deckn ausbreitn -
Staad wean, wenn d'Glockn vom Beargkirchal leitn -
Oamoi noo dankn, für a richtig guads Brood -
Fürs Sattwean im Alta, so ganz ohne Not -
A richtig scheens Lebm und need bloß füa heid -
Des waarad mei Bitt, füa de kommende Zeid.
Bemerkung:
Mundart-Lyrik sollte bei Veranstaltungen/Lesungen vorzugweise vom Verfasser selbst vorgelesen werden. Dort, wo das Herz spricht, mit eigener Sprache und Herzenswärme, dort wo Gefühle - mehr als Worte - sich breit machen, dort bekommt diese Art der Lyrik seine tatsächliche Wertigkeit. Meist ein schwieriges Unterfangen.
Ich danke dir für diesen Beitrag, lieber Luis!
Liebe Grüße
Heidi Kjaer