Das Märchen von der Seejungfrau Teil I
Nach dem Ludwig - Gustav, der Besitzer des kleinen Schlösschens am Ammersee verstorben war, stand es einige Zeit leer. Es war nur der Geist von Ludwig - Gustav, der immer noch in den Räumen, unsichtbar für alle, darin weiter lebte. Und so lud er, wie schon zu Lebzeiten, die bekanntesten Künstler – Seelen zu sich ein um weiterhin seine großen Feste zu feiern.
Eines Tages kam die junge Seejungfrau Hilde auf ihrem Waller an das Ammerseeufer geschwommen. Es war in dem Schloss ein riesiges Fest, Musik, Gesang, Gelächter. Hilde, die Seejungfrau war begeistert, aber schüchtern und setzte sich nur in das Pavillon am Seeufer nieder. Dort lauschte sie der Musik und den Gesängen, vor allem ein Lied begeisterte sie so sehr, dass sie es gleich mit sang, obwohl es traurig klang und sie es überhaupt nicht kannte......
Wir feiern heute hier ein Fest mit Wein und viel Gesang,
Wir geben jede Nacht den Rest bis das der Tag fängt an.
Dann gehn wir in ne andre Welt die uns beschieden ist,
Wenn es uns hier auch noch gefällt, ein armer Geist nur bist.
Was haben wir nicht doch versäumt als wir hier noch gelebt,
Von vielem haben wir geträumt nichts davon angestrebt.
Was hätten wir nicht noch gesagt dem Mensch, den wir geliebt,
Wie oft hat man sich da beklagt, wir haben es versiebt.
Und nun ist alles viel zu spät, im Wohlstand man ertrank,
man erntet alles was man sät, ob Unheil oder Dank.....
Dann plötzlich brach die Musik ab und hinter der Seejungfrau Hilde tauchte eine dunkle Gestalt in Form eines Schattens auf. „Wer bist Du mit Deiner kindlich schönen Stimme“ fragte dieser durchsichtige Schatten. Hilde erschrak, zuckte zusammen, brachte erst kein Wort heraus, hatte einen richtigen Frosch im Hals stecken. „Du hast unsere Ballade so schön, rein und klar mitgesungen, mit so viel Liebe, Herz, als würdest Du dieses Gefühl selbst erkennen“ sprach der Schatten weiter zu Hilde, bevor er sich daneben setzte. Hilde rückte ein Stück zur Seite, „Wer, was, wie, wo kommen sie denn her?“ kam es zaghaft aus ihrem Munde. „Ich kann Sie nicht erkennen, ich sehe durch Sie hindurch, ein durchsichtiger schwarzer Schatten der zu mir spricht?“ Die Seejungfrau schaute den Schatten fragend an und auf Antwort wartend, vorher wollte sie nicht über sich reden.
Der Schatten richtete seinen Blick in Richtung See hinaus und schwieg für kurze Zeit. „Was ist los mit Ihnen?“ fragte die Seejungfrau Hilde etwas mutiger als vorher. „Ihr ward doch so ein lustiger Haufen da drinnen, ausgelassen habt ihr gesungen und getrunken, angestoßen, wer seid Ihr denn alle?“ will sie interessiert nun wissen.
„Es ist eine lange Geschichte, von jedem von uns da drinnen, wir sind die Seelen von ganz großen Künstlern von einst. Ludwig – Gustav lädt uns jede Nacht hier her ein um mit ihm zu feiern, so wie er es früher tat, aber wir dürfen nicht mehr den Sonnenaufgang sehen, bis dahin sind wir dann wieder in einer anderen Welt“ beginnt der Schatten nun zu erzählen. Er erzählte die Geschichte eines jeden einzelnen da drinnen, die in diesem Schlösschen feierten. Er erzählte und sie hörte ihm wortlos nur zu. Es ging sehr lange, bis langsam die ersten Vögel in der Dunkelheit noch ihr Morgenlied anstimmten. „Tut mir Leid, ich muss gehen, es ist Zeit, wir sind aber jede Nacht hier“ hörte Hilde noch sagen, bevor der Schatten verschwand. Hilde rief ihren Waller, setzte sich drauf und schwamm mit ihm in die tiefe See hinaus.
Da bleibt die Frage...wie geht es weiter... und ein Happyend gibt es nicht nur in Filmen, manchmal auch im wirklichen Leben