Elternabend!
Nach den großen Sommerferien ist es meist wieder soweit. Die Kinder bringen eine Einladung zum alljährlichen Elternabend mit nach Hause. Seufzend tragen Sie den Termin in den Familienkalender ein und pokern mit Ihrem Mann oder Partner wer in diesem Jahr daran teilnimmt. Die Lage spitzt sich besonders dann zu, wenn Elternbeiratswahlen auf der Tagesordnung stehen. Haben Sie den Kürzeren gezogen bewaffnen Sie sich mit Block und Kugelschreiber und versuchen am angegebenen Termin möglichst pünktlich in der Aula der Schule zu erscheinen. „Zuspätkommer“ werden grundsätzlich mit strafenden Blicken bedacht. Und fast schon fühlen Sie sich wieder wie ein Schüler! Es riecht auch noch genauso wie damals und das Gebäude hätte dringend mal wieder eine Renovierung nötig.
Der Schulleiter, der“ im schlimmsten Fall“ auch noch derselbe von damals ist, begrüßt die jeweilige Jahrgangsstufe und beginnt mit seinem Vortrag. Die meisten Themen standen schon im vergangenen Jahr auf der Tagesordnung: Eltern, die ihre Kinder vor Schulbeginn an unmöglichen Stellen rauslassen und damit den kompletten Verkehr lahm legen, gesundes Essen in der Schule, Busfahrkarten, Stundenplan, Gewaltprävention. Bei letzterem Thema wird betont, dass die Lehrer hier unbezahltes Engagement leisten. Die müssen das nicht tun. Die Elternschaft nickt wohlwollend. Der ein oder andere denkt über die eigenen Überstunden nach und dass diese selten so intensiv gewürdigt werden. Nach einer guten halben Stunde sind Sie entlassen und orientieren sich Richtung Klassenraum ihres Kindes, in dem klassenspezifische Dinge besprochen werden sollen. Beim Eintreten werden Sie direkt von ca. 6-8 Lehrern, die vor der Tafel aufgereiht sitzen, gemustert. „Schönen guten Abend!“ Sie sehen sich im Klassenraum ihres Kindes um und stellen fest, dass der auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Die Wände sind grau und mit allerlei Gekritzel beschmiert. Da helfen auch liebevoll gemalte Werke aus dem Kunstunterricht nicht, um das Ambiente zu retten. Die Tische sind in Gruppen zusammengestellt. Von einigen Plätzen ist die Tafel nur mit abenteuerlichen Verrenkungen zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler sind bei diesen Arbeitsbedingungen wirklich nicht zu beneiden.
Der Klassenlehrer begrüßt die Anwesenden und gibt schnell das Wort an seine wartenden Kollegen weiter. Abwechselnd werden wir über die aktuell zu lernenden Inhalte der einzelnen Fächer informiert. Die jeweils vortragende Lehrkraft beeilt sich mit seinen Ausführungen, es sei ja eh alles bekannt. Noch Fragen? Nein? Gut, dann noch einen schönen Abend und auf Wiedersehen.
Als der Letzte gegangen ist ergreift der Klassenlehrer wieder das Wort. Er scheint kaum älter als die Schüler selbst und macht auch eher den Eindruck eines schüchternen Primaners. Die Angst vor komplizierten Fragen von Elternseite steht ihm ins Gesicht geschrieben und er zuppelt nervös an seinem viel zu großem Strickpullover. „ Gut, dann kommen wir nun zu den Elternbeiratswahlen.“ Schnell erklären sich 2-3 Eltern bereit die Aufgabe als Wahlleiter und Wahlhelfer zu übernehmen, wohl wissend, für wichtige Ämter somit nicht in Frage zu kommen. Könnte ein langer Abend werden...und die Ministühle der Kinder laden nicht unbedingt zum Verweilen ein. Kurz und gut: nach einer weiteren halben Stunde haben Sie es geschafft. Hände schüttelnd wird den frisch gewählten neuen Elternbeiräten gratuliert während alle Anwesenden entspannt aufatmen.
In vielen Klassenräumen brennt noch Licht, gedämpftes Gemurmel oder aufgeregte Diskussionen sind zu hören als „unsere Klasse“ bereits dem Ausgang entgegen strebt. Tschüß, bis Bald, auf Wiedersehen beim nächsten Elternabend.
Ach ja: Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden Personen oder Gebäuden sind
selbstverständlich rein zufällig und natürlich nehmen die meisten Eltern und Lehrer mit begeistertem Interesse und Engagement an solchen Veranstaltungen teil:-).
Treffende Schilderung einer (mindestens) alljährlich wiederkehrenden Veranstaltung. Schlimm wird's dann, wenn sich noch nicht einmal Kandidaten für den Elternbeirat finden...