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Wolle - Hentrich ist weit bekannt ...

Im vergangenen Jahr habe ich bereits über Geschäfte mit einer langen Tradition in Kirchhain berichtet. Dies möchte ich in diesem Jahr fortführen und für heute habe ich mir ein Geschäft ausgesucht, dessen Geschichte bis in das Jahr 1875 zurück reicht.

Am Marktplatz der Stadt Kirchhain befindet sich das Geschäftshaus Hentrich, in dem sich nach dem letzten Umbau im Jahre 2008 die beiden Firmen "Hentrich Creativ" und "Blickwinkel" befinden. Die Kunden betreten einen modernen, freundlichen und hell gestalteten Verkaufsraum, in dem ihnen auf 100 qm Verkaufsfläche Handstrickgarne in Knäuelform, Stickgarne und Zubehör von Frau Rita Oeste und alles rund um besseres Sehen von Frau Daniela Oeste-Pfeiffer angeboten werden.

Der Name "Woll - Hentrich" hat in Kirchhain und Umgebung eine lange Tradition und so verwundert es auch nicht, dass in diesem Jahr bereits das 135-jährige Bestehen gefeiert wird. Die Geschichte des Geschäfts beginnt im Jahre 1875, und zwar eröffnete Familie Eufinger ein Ladengeschäft mit Strickwaren. Wie aus dem Buch von Frau Elisabeth Fröhlich "Hausbesitzer der Altstadt Kirchhain" zu ersehen ist, ist erstmals im Jahre 1898/99 ein Jakob Hentrich als Eigentümer des heutigen Hauses "Am Markt 11" eingetragen. Sein Sohn Heinrich erlernte das Schneiderhandwerk und heiratete Franziska Eufinger. Das Warenangebot bestand aus Strick-Kleidern, Westen, Pullovern etc., die teilweise mit einer Strickmaschine selbst hergestellt wurden. Im Jahre 1913 wurde das Wohnhaus umgebaut und im Jahre 1923 erfolgte der Abbruch und Neubau (Quelle: Buch "Hausbesitzer der Altstadt Kirchhain" von Frau Elisabeth Fröhlich). Auf einem älteren Foto ist zu erkennen, dass der Ladeneingang unterhalb der Markttreppe war. In welchem Jahr der Ladeneingang so verändert wurde, dass man das Geschäft vom Marktplatz her betritt, kann nicht belegt werden. Auf einem Foto aus dem Jahre 1952 ist jedoch zu erkennen, dass bereits der Eingang verlegt wurde. In den Anfangsjahren erwarb der Schneider Heinrich Hentrich die geschorene Schafwolle von den Landwirten aus der Region und reichte sie zum Spinnen weiter. Die Endverarbeitung der Handstrickgarne zu Garnknäuel bzw. Pullover, Trachtenjacken usw. erfolgte dann wieder durch Familie Hentrich.
Nachdem Heinrich Hentrich verstorben war, führte seine Witwe Franziska mit ihren Kindern ab dem Jahr 1935 das Geschäft weiter. Es waren keine einfachen Jahre, aber Familie Hentrich erweiterte ihr Angebot noch um Lebensmittel, die jedoch Ende der 70-iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wieder aus dem Sortiment genommen wurden. Frau Oeste kann sich noch gut erinnern, dass sie als Kind im Strickzimmer mit Knöpfen spielte, während ihre Großmutter, Mutter und Tante mit dem Stricken an der mechanischen Strickmaschine, dem Zusammennähen und Bügeln der Trachtenjacken beschäftigt waren.
Gemeinsam führten die drei Geschwister Hentrich -Elisabeth, Ludwig und Walter- das Geschäft als "Woll - Hentrich" weiter. Im Jahre 1991 übernahm Frau Rita Oeste das Geschäft. Da das Kundenverhalten sich immer mehr änderte, musste auch das Warenangebot verändert werden. Wurden in den früheren Jahren Strümpfe, Pullover usw. von Frauen gestrickt um Geld zu sparen, so war dies nun nur eine Art "Hobby". Das Sortiment an Handstrickgarnen wurde stets erweitert und den Kunden vermehrt auch Stoffe und Garne für Stickarbeiten angeboten. Nachdem die Tochter von Frau Oeste, Daniela Oeste-Pfeiffer, ihre Ausbildung zur Augenoptikerin beendet und auch die Meisterprüfung bestanden hatte, trat sie im Juli 2008 in die Firma mit ein und eröffnete in dem Wollwarengeschäft nun noch die Firma "Blickwinkel".

Das Geschäft Hentrich am Markt in Kirchhain überzeugte schon immer mit einer fachlich guten und freundlichen Beratung und dies steht auch heute im Vordergrund. Den beiden Inhaberinnen wünsche ich alles Gute für das anstehende Jubiläum und auch in den nächsten Jahren stets zufriedene Kunden.

Bevor ich meinen Bericht schließe, möchte ich aber noch folgendes erwähnen: Über Jahrzehnte war das Haus "Am Markt 11" in Kirchhain auch für Geflügelzüchter die erste Adresse. Ludwig Hentrich war begeisterter Geflügelzüchter und auch weit über Kirchhain hinaus bekannt. So war das Geschäft in Kirchhain immer wieder Anlaufstelle für alle Geflügelzüchter. Diese "Tradition" wird auch von der Familie Oeste weiter geführt.

  • Geschäftshaus Woll - Hentrich nach dem letzten Umbau im Jahre 2008
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  • Geschäftshaus Heinrich Hentrich (links) - der Ladeneingang befindet sich unterhalb der Markttreppe
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  • Der Ladeneingang ist verlegt, so dass man das Geschäft vom Marktplatz her betritt - ein Foto aus dem Jahr 1952
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1 Kommentar

Lieber Herr Nahrgang! Vielen Dank für diesen schönen Beitrag! Er hat in mir Kindheitserinnerungen wachgerufen. Die Mutter von Rita Öste, Leni Gölzhäuser geb. Hentrich war nämlich meine Taufpatin. Meine Mutter und Tante Leni hatten sich bei der Arbeit in der Küche des Reichsarbeitsdienstlagers in Allendorf, ich meine es wäre das Teichlager gewesen, kennengelernt und Freundschaft geschlossen.

Als Kind bin ich bei Besuchen in Kirchhain die Treppen durch alle Stockwerke immer gern rauf und runter gelaufen. Von der Küche im 1. Stock konnte man auf das Storchennest auf dem Kamin des Nachbarhauses hinaufschauen und die Störche beobachten. Im Erdgeschoss stand hinter dem Laden ein Brutschrank, in dem die Geflügelzüchtern Eier ihres Zuchtgeflügels bebrüten ließen. Dort dann hineinzuschauen und den Küken beim Schlüpfen zuzuschauen war ein Erlebnis. Ach ja, es gäbe wohl noch viel zu erzählen.

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