"Mette in Grußseelem in dr Näh dr Bach ..."
Mit diesen Worten beginnt ein Gedicht von A. K. Jakobi über das Heimatmuseum in Großseelheim. Dieses Heimatmuseum befindet sich im Marburger Ring 31.
In dem zweigeschossigen Wohnhaus mit integrierter Schmiede übernahm man die ehemaligen Funktionen der Räume, um die Ausstellungsstücke den Besuchern so lebensnah wie möglich zu präsentieren. Die in diesem Museum gezeigten Gegenstände stammen aus Großseelheim und den umliegenden Ortschaften.
Betritt man die Küche, so finden sich hier alle Haushaltsgegenstände, die der Hausfrau zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Verfügung standen (Herd mit Wasserschiff, ein in die Ofenringe eingesetztes Waffeleisen usw.). Über die Treppe gelangt man in die sogenannte "Gute Stube" mit einer originalgetreuen Ausstattung und Möblierung. Informieren kann man sich hier u. a. über die Wandgestaltung der Zeit um die Wende in das 20. Jahrhundert, an welcher Stelle eines Herrenmantels sich die Taschen befanden, was ein Brandschrank ist und auch einen Blick in einen Rauchfang werfen. In den weiteren Räumen des ehemaligen Wohnhauses wird die evangelische und katholische Tracht des Marburger Landes gezeigt, alte und neue Stickereien und auf dem Dachboden Gegenstände aus der Schulzeit, Fotos von der Ernte und Gedichte des Heimatdichters Peter Löber.
Rechts neben der schön geschnitzten Haustüre befindet sich eine weitere Tür, nach deren Öffnen der Gast unwillkürlich glaubt, das helle Klingen des Ambosses und die kräftigen Schläge des Schmiedehammers zu hören. Die Schmiede ist mit allen erforderlichen Werkzeugen funktionsfähig und komplett eingerichtet. Hierzu gehört auch ein Auftragsbuch, in dem alle Einnahmen der Schmiede ab dem Jahr 1874 aufgezeichnet sind.
Die Tenne und der Heuboden der Scheune dienen zur Präsentation von landwirtschaftlichen und handwerklichen Geräten und Werkzeugen. Wer schon immer einmal "fleißige Handwerker sehen" wollte (wie es in einem Kinderlied heißt), der sollte sich auf dem Tennenboden umsehen und findet hier: eine Schreiner-, eine Sattler- und eine Schusterwerkstatt, die jedem den Eindruck vermittelt, die Meister bei ihrer Arbeit zu stören. In diesem Teil des Museums werden auch ständig wechselnde Ausstellungen zu bestimmten Themen gezeigt.
Der Besucher findet hier auch alles, was man zur Butterherstellung benötigte (z. Bsp. eine Butterwiege), was die Hausfrau für den Waschtag brauchte und die Zinkwanne, in der alle Familienmitglieder badeten. Ausführlich wird auch die Flachsverarbeitung dargestellt und die Arbeit mit Webstühlen. Mit viel Liebe zum Detail haben die Mitglieder der Webstuhlgruppe drei Webstühle aufgebaut und zeigen den Besuchern auch gerne die Vorbereitung des Webstuhls mit dem zeitaufwendigen Befestigen der Fäden bis hin zum Weben. Diese Gruppe trifft sich einmal pro Woche in den Räumen des Museums. Bei den Webstühlen erhält man auch von Herrn Hofmann die Erklärung woher das Sprichwort "Aus der Schusslinie gehen" kommt.
Ein besonderes Ausstellungsstück ist die funktionstüchtige Kirchturmuhr aus Betziesdorf. In diesem Teil des Gebäudes sind auch an den Wänden sehr anschaulich verschiedene Formen des Kratzputzes sowie der Aufbau eines Fachwerkgefaches mit den ineinander verwobenen Buchenästen und dem darauf befestigten Lehm zu bestaunen. Zum Abschluss kann man in der Scheune ein Backhaus besichtigen.
Die Außenanlage des Museums mit einem Brunnen und der dazugehörigen Schwengelpumpe, der Jauchepumpe, dem Hausgärtchen und dem gepflasterten Hof rundet das Bild eines Gehöfts zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab.
Die Mitglieder des im Jahr 1970 gegründeten Heimat- und Verschönerungsverein Großseelheim e.V. haben rund 8.000 Stunden an Eigenleistung zum Auf- und Ausbau des Heimatmuseums geleistet. Der damalige Vorsitzende des Vereins, Herr Konrad Nau, hatte die Stadt Kirchhain im Jahre 1981 angeregt, das seit 1967 leerstehende Gebäude zu kaufen. Nach 3-jähriger Bauzeit fand am 16. u. 17. Juni 1984 die Einweihung des Museums statt. Bis zum heutigen Tage wird dieses Kleinod von den Vereinsmitgliedern gepflegt und erhalten, um es an die nächste Generation weiter zu geben.
Das Heimatmuseum befindet sich in dem ehemaligen Anwesen der Familie Brunet, einer Hugenottenfamilie. Der älteste Teil des Anwesens, ca. 11 x 5,50 Meter groß, hat ursprünglich auf dem Frauenberg gestanden. Im Jahre 1790 wurde das Haus hier erbaut und in den Jahren 1870/71 am Frauenberg abgeschlagen und anlässlich der Heirat des Besitzers an der heutigen Stelle in Großseelheim wieder aufgebaut.
Dem heutigen 1. Vorsitzenden, Herrn Günter Böth, danke ich für die freundliche Überlassung einiger Unterlagen. Für eine sehr interessante und vor allem auch durch Fachwissen gekennzeichnete Führung danke ich Herrn Hermann Hofmann. Dem Heimat- und Verschönerungsverein Großseelheim e.V. wünsche ich viele interessierte Besucher für das Heimatmuseum und für die künftigen Jahre alles Gute.
Da es keine festen Öffnungszeiten gibt, können Besuche telefonisch unter 06422/2879 angemeldet und vereinbart werden.
Hallo Hans-Christoph,
danke für die Info und die umfangreiche Vorstellung eines Museums, das
unbewusst ganz in der Nähe liegt. Erinnerungen werden wach - man muss es gesehen haben ! - denn heute gibt es viele der dort gezeigten Gegenstände und auch viele Handwerker leider nicht mehr.