Kleines Dachmuseum in Kirchhain
Das Haus in der Bahnhofstr. 14 in Kirchhain hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und beherbergt heute ein besonderes Kleinod.
Im Erdgeschoß befindet sich das Modehaus Pausch. Der Inhaber, Harald Pausch, begrüßte und begleitete mich durch den Laden in den Hausflur und über eine schöne alte Holztreppe hinauf in das Dachgeschoß. Herr Pausch öffnete die Tür und wir betraten gemeinsam das kleine Dachmuseum. Bevor wir gemeinsam unsere Zeitreise in das 19. Jahrhundert antraten, erklärte mir Herr Pausch mit einem Blick auf das Bild des "Armen Poeten" von Spitzweg: "...unter ebenso bescheidenen und beengten Bedingungen wie der "Arme Poet", ist auch das kleine Museum hier unter dem Dach untergebracht. Sie werden aber sehen, das gerade die beengten Räumlichkeiten den besonderen Reiz unseres Museums ausmachen."
Auf ca. 70 qm wurde hier über Jahre hinweg eine heimat- und militärgeschichtliche Sammlung zusammen getragen, die mit viel Liebe zum Detail die Entwicklung Kirchhains von der Stadtgründung im Jahre 1352 bis zum Ende des 1. Weltkrieges aufzeigt.
-"Emsdorf Road" in Schottland ?-
Hier im ersten Museumsraum ist ein kleiner Lebensmittelladen aufgebaut. In den Regalen stehen Getränkeflaschen und an der Ladentheke sind Werbeschilder angebracht, die daran erinnern, das wir uns in einem ehemaligen Kirchhainer Kaufmannshaus befinden. In einer kleinen Glasvitrine an der Wand sind Knöpfe, Geschosse und Musketenkugeln aus einer Schlacht des 7-jährigen Krieges ausgestellt. Das Schlachtfeld befand sich in der Nähe von Emsdorf. Wenn Sie sich die Fotos, Landkarten und Berichte genauer ansehen, erfahren Sie auch warum es in dem kleinen schottischen Ort "Lundin Links" den Straßennamen "Emsdorf Road" gibt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das 19. Jahrhundert. Diese spannende Zeit der deutschen Revolution und die Anfänge der Demokratie werden im zweiten Raum dargestellt. Dem Besucher wird hier deutlich, wie sehr das Militär das Leben der Menschen prägte und zwar von Kindheit an. Die Geschichte der Kirchhainer Bürgergarde (1830-1850) wird hier ebenso dargestellt, wie das Leben von Dr. Heinrich Scheffer. Im Jahre 1839 wird Scheffer Bürgermeister von Kirchhain und Abgeordneter der Ständeversammlung. Noch im selben Jahr wird gegen ihn, Sylvester Jordan und zahlreiche andere Anklage wegen Hochverrats erhoben. Man wirft ihm eine Beteiligung am Frankfurter Wachensturm vor. Wie tragisch das Leben des Dr. Heinrich Scheffer endet, erfahren Sie bei einem Besuch im Dachmuseum.
Der dritte Raum wird dominiert von der mächtigen Tafel mit den Namen der Kirchhainer Kriegsteilnehmer von 1871. Diese Tafel befand sich ursprünglich in der evangelischen Stadtkirche. Da viele Männer aus Kirchhain und der Umgebung im Marburger Jägerbataillon dienten, finden wir hier auch zahlreiche Uniformen des Kurhessischen Jägerbataillon Nr. 11. Weitere Themen sind auch die bauliche Entwicklung Kirchhains ab dem Jahre 1900 und ich erfuhr auch, dass im Jahre 1906 die Elektrizität in Kirchhain einzug hielt.
Nun waren Herr Pausch und ich auch schon bei den Ausstellungsstücken über die Zeit des 1. Weltkrieges angelangt. Hier im vierten und letzten Ausstellungsraum sind es vor allem die menschlichen Schicksale, die durch Fotos, Postkarten, Uniformen und andere Dokumente recht deutlich werden. Besonders bemerkenswert sind die Unterlagen über den ersten Gefallenen Kirchhains im Ersten Weltkrieg, Karl Schmitt. Neben dem Gedenkblatt vom 06. August 1914 sind auch das Reservistenglas und eine Erinnerungsbrosche mit dem Bild von Karl Schmitt zu sehen.
-"Kriegsnagelungen" ?-
Als ich an der Wand des Raumes das genagelte "Eiserne Kreuz" betrachtete, sah Herr Pausch meinen fragenden Blick und erklärte mir: "...sogenannte Kriegsnagelungen wurden zugunsten der Hinterbliebenen Gefallener und für andere wohltätige Zwecke durchgeführt. Für 0,50 Pf. bis 1,50 M. konnten Nägel erworben werden, die dann in eine Holztafel eingeschlagen werden durften. In Kirchhain wurde Weihnachten 1915 ein "Eisernes Kreuz" genagelt. Insgesamt erbrachten die 1.033 Nägel eine Summe von 750 M. für einen guten Zweck. Alle Beteiligten trugen sich in das "Buch der Spender" ein."
Zum Abschluß unseres Museums-Rundgangs zeigte mir Herr Pausch noch den wohl ältesten noch erhaltenen Weihnachtsanzeiger Kirchhains vom Dezember 1910. Ein wirklich besonderes Ausstellungsstück und das vor allem auch wegen solcher Anzeigentexte: "...Offene streng feste Preise..." und "...Kein Aufschwatzen von Waren..." !
Das Kleine Dachmuseum ist schon außergewöhnlich und ich bin wirklich froh, das mich endlich einmal mein Weg hierher geführt hat. Sollte ich Sie mit meinem Bericht neugierig gemacht haben, so vereinbaren Sie einen Besuchstermin mit Herrn Pausch. Übrigens: der Eintritt ist frei aber eine Spende wird sicher nicht abgelehnt. Noch ein kurzer Hinweis sei mir erlaubt: im kommenden Jahr nimmt auch das Kleine Dachmuseum am "Museumstag" des Landkreises Marburg-Biedenkopf teil !
Da das Kleine Dachmuseum in den Vereinsräumen der "Kurhessischen Bürgergarde Kirchhain e.V." untergebracht ist, gestatten Sie mir noch ein paar Sätze zu diesem Verein. Aufgrund des bevorstehenden 650-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Kirchhain wurde die "Kurhessische Bürgergarde Kirchhain e.V." am 05. Januar 2002 gegründet. Ziel war es zunächst, an den Feierlichkeiten im August 2002 als historische Gruppe teilzunehmen. Der Zweck des Vereins ist die Erforschung der Geschichte der Bürgergarde sowie die Erforschung der Heimatgeschichte in dieser Epoche. Der Verein tritt für die Pflege des Heimatgedankens und des Brauchtums ein. Im Jahre 2009 erhielt der Verein den Otto-Ubbelohde-Preis, die höchste Kulturauszeichnung des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Informationen über den Verein und seine Arbeit erhalten Sie im Internet unter www.buergergarde-kirchhain.de.
Sehr gut,das sich Leute sich finden irgend welche Dinge aus den Frühenen Jahren aufheben und der Heutigen Zeit das Präsentieren.So manch einer kommt aus den Stauen nicht raus.So kleine Tante Emma Läden waren um die Bevölkerungen mit den Benötigten Bedarf zudecken.
Heute ist vieles einfach,Aldi,Lidl und Co,rein an die Regale vorbei,Kasse das wars.
Kaum ein Wort gesprochen und weg.
Aus meiner Kinderzeit Kenne ich noch die Tante Emma Läden.Man kannte sich,es wurde sich Unterhalten,und dabei erfuhr man die Neuhigkeiten im Dorfe oder Sonst was.Der ist Krank ,da ist der Hund weg,Der,Die haben.... .Eine Nachrichtenbörse aller car.
Von mir aus könnten solche Läden wieder Kommen.
Achim und Ilona Strohbach